Zwei Steirerinnen entwickelten Rennradhosen extra für Frauen

Das Startup entwarf eine komplette Kollektion aus recycelten PET-Flaschen und alten Textilien - speziell für Rennradfahrerinnen.

Rennradfahrerinnen kennen das: Die oft auf Männerbedürfnisse zugeschnittenen (Unisex-)Hosen zwicken an Stellen, wo nichts zwicken sollte, Nähte drücken und überhaupt passt der Schnitt so gar nicht. Donata Schörkmaier und Katharina Stelzer, zwei Steirerinnen aus der Marketingbranche, haben dieselben Erfahrungen gemacht und vor drei Jahren beschlossen, Rennradhosen extra für Frauen zu entwickeln - noch dazu aus recycelten PET-Flaschen. Sie gründeten die Marke Kama.

"Wir wollten eine Rennradhose, die so ist, wie es sich Frauen wünschen", schilderten sie im APA-Gespräch. Ein Jahr lang haben sie am richtigen Schnitt, den Nähten und vor allem der Polsterung gearbeitet. Bei dem einen oder anderen "Girls Ride" (gemeinsame geplante Ausfahrten von Rennradfahrerinnen, Anm.) wurden Hosen zum Testen ausgegeben, um Erfahrungen der Anwenderinnen zu sammeln. Eine besondere Herausforderung war das Finden einer Produktionsstätte in Italien: "'Made in Italy' ist bei Radsportbekleidung ein Qualitätsmerkmal, weil der Rennradsport kommt aus Italien", sagte Stelzer. Daher sei dort auch viel Know-how.

Tatsächlich fanden die beiden Steirerinnen eine kleine Produktionsstätte nahe des Gardasees, "noch dazu frauengeführt", wie sie betonten. Welche genau, wollen sie nicht verraten, das sei ihr Betriebsgeheimnis, immerhin habe man lange danach gesucht. Die Schneiderei arbeite jedenfalls mit den großen italienischen Stoffproduzenten zusammen. Apropos Stoff: Kama Epic Cycling Apparel seien die Einzigen, die eine ganze Kollektion funktioneller Rennradbekleidung für Frauen aus wiederverwerteten Materialien produzieren lässt.

Stoff aus Plastikflocken

Die gepolsterten Hosen, Jerseys, Longsleeves und Baselayers bestehen aus recycelten PET-Flaschen und alten Textilien. "Diese werden gehäckselt und so zu Plastikflocken, die wiederum eingeschmolzen werden, um daraus neue Fäden zu ziehen", beschrieb Schörkmaier den Prozess, ehe das Material von ihnen weiterverarbeitet wird. Eine weitere Herausforderung war auch das Bedrucken ihrer Kollektion, denn man hatte einiges an Forschungsarbeit zu investieren, um herauszufinden, welcher Aufdruck auf diesen Materialien am besten und möglichst lange haftet. "Wir sind da die Extrameile gegangen und haben viel gewaschen", sagte Stelzer schmunzelnd.

Als sie mit ihrer Kollektion zufrieden waren, starteten sie 2021 eine Crowdfunding-Kampagne. Rund 25.000 Euro kamen dabei herein und somit wurde die erste Kollektion namens "Chasing Sunsets" für den Sommer 2022 produziert. Viele Stücke der gängigen Größen sind bereits vergriffen und während die Winterkollektion gerade produziert wird, arbeiten die beiden Frauen schon an der Kollektion für die Sommersaison 2023: "Die soll ab Februar oder März verkauft werden, weil vor allem in Deutschland zu der Zeit schon viele Frauen auf den Rennrädern unterwegs sind." Hauptabsatzmarkt sei der DACH-Raum, zeitweise wurde sogar mehr nach Deutschland als in Österreich verkauft - übrigens fast alles über den Online-Shop.

"Peefriendly"

Ein Markt scheint jedenfalls vorhanden zu sein: "Die Frauen schätzen, dass bei uns der Fokus auf Frauen liegt. Sie spüren es, wenn sie die Hosen anhaben, dass die Nähte passen oder auch der Schnitt an den Beinen etwas länger und der Polster dicker ist." Beim Preis bewege man sich im Bereich der Mitbewerber, wobei es nur ganz wenige Unternehmen geben würde, die rein nur für Frauen produzieren. Schörkmaier und Stelzer kennen etwa eine Herstellerin in Deutschland. Das Verhältnis sei respektvoll, "wir pinkeln uns nicht gegenseitig ans Bein". Kama habe mit den nachhaltigen Materialien und den auf Performance ausgelegten Hosen - für bis zu acht Stunden und extreme Distanzen - ohnehin ein Alleinstellungsmerkmal.

Demnächst soll es weitere Neuigkeiten im Sortiment geben: eigene Hosen und Shirts für Gravel-Fahrerinnen und "peefriendly" Bib-Shorts. Bib-Shorts sind Radhosen mit Trägern. Der Vorteil ist, dass kein Bund am Bauch drückt, allerdings müssen Frauen bei den meisten Bib-Shorts zuerst ihr Jersey oder Longsleeve ausziehen, um aus den Trägern zu schlüpfen und dann erst ihren Bedürfnissen nachzugehen. Bei langen Ausfahrten muss das manchmal auch im Gebüsch sein, doch dann ist die ganze Prozedur umständlich. Darum entwickeln Schörkmaier und Stelzer nun Bib-Shorts ohne Clips oder Reißverschlüsse, dafür mit elastischen Trägern, um diese nach unten zu ziehen, ohne dass das Material ausleiert. "Und sie sollen auch noch gut ausschauen", fügte Schörkmaier hinzu. In den kommenden Wochen werden deswegen noch einige Tests in den Gebüschen rund um Graz gemacht.

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