90. Geburtstag: Wie Giorgio Armani den Red Carpet revolutionierte

Der Mailänder, Modemacher und Meister der schlichten Eleganz feiert am 11. Juli seinen 90. Geburtstag. Welche Looks ihn zur Legende machten.

Die Haare schneeweiß, das Gesicht süditalienisch gebräunt, das T-Shirt dunkelblau. Was sein Erscheinungsbild betrifft, bleibt sich Giorgio Armani seit Jahrzehnten treu. Der Exzess liegt ihm nicht, weder persönlich noch in seinen Designs. „Elegant ist nicht, wer auffällt, sondern wer mit seinem Stil in Erinnerung bleibt“, lautet das Credo des Italieners.

Mit diesem Leitsatz hat sich Armani in seiner fast 70-jährigen Karriere einen Fixplatz in der Legendenliste der Modemacher erarbeitet. Aufgewachsen während des Zweiten Weltkriegs in einfachen Verhältnissen, wurde Giorgio, das mittlere von drei Kindern, schon früh vom eleganten Kleidungsstil seiner Mutter geprägt. Ohne entsprechende Ausbildung begann er als 30-Jähriger, für den Modeschöpfer Nino Cerruti zu arbeiten und seine ersten Herrenanzüge zu entwerfen.

Filmreif: Richard Gere 1980 als „American Gigolo“ im Armani-Outfit 

©imago images/Everett Collection/Everett Collection/Imago Images

Zur Person

Werdegang 
Geboren wurde Giorgio Armani am 11. Juli 1934 in Piacenza. Das Medizinstudium brach 
er ab und jobbte zunächst als Schaufensterdekorateur und Einkäufer für ein Mailänder Kaufhaus. 1974 entstand seine erste  Kollektion

1975 

gründete Armani das Modeunternehmen Giorgio Armani SpA, das in 60 Ländern mehr als 2.000 Geschäfte betreibt. Mit einem Vermögen von 
13 Mrd. US-Dollar rangierte er 2023 auf Platz zwei der „Forbes“-Liste der reichsten Italiener

Privat
Sein langjähriger Lebens- und Geschäftspartner Sergio Galeotti starb 1985 an Krebs. Er ist eng mit seinen Nichten und Neffen verbunden, die auch im Unternehmen beschäftigt sind 

Alles, außer schrill

In seinen  Kollektionen setzte er dann auf ein unstrukturiertes, von Schulterpolstern und Innenfutter befreites Sakko und markiert damit einen epochalen Wendepunkt in der Herrenmode. Die Damenmode gestaltete er etwas maskuliner. 

Der Anzug fand daher Einzug in seine Damenmode und bescherte Armani 1990 einen der ikonischsten Red-Carpet-Momente: Julia Roberts war gerade 22 und als aufstrebender Filmstar für einen Golden Globe nominiert, als sie sich spontan gegen eine Abendrobe und für einen grauen Armani-Anzug mit Krawatte entschied.

Legendär: Im XL-Armani-Anzug schrieb die damals 22-jährige Julia Roberts Modegeschichte

©Ron Galella Collection via Getty/Ron Galella Collection/Getty Images

In Summe trugen so viele Stars bei Hollywood-Galas seine zurückhaltend glamouröse Couture, dass das Branchenportal Women’s Wear Daily die Oscars einmal als „The Armani Awards“ betitelte. Mehr als 500-mal soll Armani in den vergangenen 30 Jahren auf dem Oscar-Teppich in Form von Anzügen, Smokings und Abendkleidern präsent gewesen sein.

„Oscar“-Nominierte setzen besonders oft auf Armani – so wie Cate Blanchett im Jahr 2014 

©APA/AFP/ROBYN BECK

Doch nicht nur im Showbusiness sind seine Kreationen gefragt. Italiens umstrittene Premierministerin Giorgia Meloni praktiziert seit ihrer Amtsübernahme subtiles Power-Dressing und trägt fast nur noch Armani-Anzüge. Für gemischte Reaktionen sorgten die blauen Baumwolljacken, die der Designer für die italienische Fußballnationalmannschaft entworfen hatte. Vor allem die Rückenaufschrift, "Italia", missfiel vielen Fans.

Italien-Coach Spalletti mit Armani-Jacke

©EPA/DANIEL DAL ZENNARO

Ein Italiener in Paris

Seine jüngste Haute-Couture-Kollektion – dominiert von schimmernden Perlentönen und Elementen der 20er-Jahre – präsentierte Giorgio Armani Ende Juni in Paris. Dort, wo man anfangs noch die Nase rümpfte, weil ausgerechnet ein Italiener in der Hauptstadt der Mode vorführen wollte.

Haute-Couture-Schau Fall/Winter 2024 in Paris

©APA/AFP/ALAIN JOCARD

Heute ist Armani Privé (so heißt seine Couture-Linie) aus Paris nicht mehr wegzudenken. Auch heuer zeigte er sich nach der Schau auf dem Laufsteg, das Haar weiß, der Pullover dunkelblau. Alles wie immer, nur dass er nun, mit fast 90, von seinen Models gestützt werden muss.

Persönliche Begegnung: Seine Arbeit ist sein Leben

Modejournalistin Brigitte R. Winkler kennt Armani seit 40 Jahren

Brigitte R. Winkler überreichte Giorgio Armani Mozartkugeln

©stefano guindani

Mein erstes Interview mit Giorgio Armani für den KURIER fand 1981 in  seinem  Headquarter in Mailand statt. Es war ein wunderbares Privileg und eine große Freude, seine einmalige Karriere über diese vielen Jahre hinweg beobachten zu können. In erster Linie wegen Armanis genialer Innovationen. Besonders aber auch wegen seiner wunderschönen Modeschauen! An deren Ende er zuletzt Mo-zartkugeln  überreicht bekam. 

Als mich die dafür zuständige PR-Frau Armani mit Namen, Medium und Herkunftsland vorstellte, legte Giorgio mir  die Hand um die Schulter und sagte zu ihr: „Conosco!“ („Ich kenne sie!“)

Beim aktuellen Interview für das Magazin Aurum fragte ich die Modeikone am Schluss: „Wie werden Sie Ihren tollen Geburtstag feiern?“ Seine Antwort: „Im engsten Familienkreis und mit Freunden. Dieser Geburtstag ist natürlich ein wichtiger Meilenstein, aber ich ziehe es immer vor, nach vorne zu schauen.“  

Über sein Leben sagt er: „Ich habe immer gesagt, ich hätte aufgrund meiner Leidenschaft für meinen Job das Gefühl, nicht genug Zeit mit denen verbracht zu haben, die ich liebe. Und vielleicht hätte ich mir etwas mehr Auszeit nehmen sollen, um  regelmäßiger neue Energie zu tanken. Aber je älter ich werde, desto mehr wird mir klar, dass ich einfach so geschaffen bin – meine Arbeit ist mein Leben.“  

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