Westwood Witwer Andreas Kronthaler: "Die Trauer kommt in Wellen"

Der Witwer und engste Mitarbeiter von Vivienne Westwood, Andreas Kronthaler, widmete seine Kollektion seiner verstorbenen Ehefrau.

Drei Monate nach dem Tod der britischen Modedesignerin Vivienne Westwood ist ihr Witwer Andreas Kronthaler immer noch von überwältigender Trauer erfüllt. "Die Trauer kommt in Wellen", sagte er im Backstage-Gespräch vor der Show des Labels am Samstag in Paris. "Die Arbeit war irgendwie hilfreich, ja. Aber manchmal erinnert man sich an etwas und dann trifft es einen. Aber die Kollektion ist mein persönlicher Tribut an sie."

Bereits seit fünf Jahren entwarf der gebürtige Österreicher die Kollektionen für das Label. Gegen Lebensende arbeitete Westwood an der am Samstag in Paris vorgestellten Kollektion mit, wenn sie "körperlich dazu in der Lage war", wie er gegenüber dem britischen Guardian erzählte.

Heimliche Blicke nach dem Unterricht in Wien

Die Modedesignerin und Aktivistin lernte Kronthaler 1989 an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst kennen, wo sie eine Gastprofessur innehatte. Ihre Beziehung wurde eine Zeitlang geheim gehalten. Bei Westwoods Gedenkfeier im Februar sprach Kronthaler von heimlichen Blicken und gestohlenen Küssen in den Gassen nach dem Unterricht. Er entwarf eine von der Renaissance inspirierte Kollektion. Westwood lud ihn ein, sie in London weiterzuentwickeln - vier Jahre später heirateten sie.

Kronthaler sorgte dafür, dass die gesamte Kollektion aus Stoff-Restbeständen, Tapeten aus dem 18. Jahrhundert und alter Bettwäsche hergestellt wurde, die oft in Flickarbeit zusammengefügt wurden. Dabei ging es nicht nur um den Kreuzzug gegen Verschwendung, sondern auch um eine Katharsis für Kronthaler: "Ich sammle und hänge an Dingen, aber dieses Mal musste ich sie einfach loswerden". 

Vivienne Westwood und Andreas Kronthaler

©APA/AFP/PATRICK KOVARIK

Die Kollektion war von den Archiven inspiriert, eine Mischung als alt und neu, des Unisex-Stylings sowie der Streitfrage ob Land oder Stadt: "Vivienne fühlte sich bekanntlich zur Natur hingezogen und hat sich um sie gekümmert, aber sie war auch ein Stadtmädchen", sagte Kronthaler.

"Wir haben ein bisschen zusammen daran gearbeitet. Ich habe ihr die meisten Sachen nach Hause gebracht und sie ihr gezeigt. Bei allem, was ich tat, dachte ich an sie, was ihre Lieblingsstücke waren: volle Röcke, Petticoats, Dinge, die mich ein wenig an Buffalo Girls erinnerten. Ich erinnere mich, dass sie zum ersten Mal davon erzählte, als wir uns das erste Mal trafen, ganz am Anfang. In gewisser Weise ging es auch um sie, die aus dem Norden kam und den Status der Mode veränderte."

©REUTERS/SARAH MEYSSONNIER

Ihre Kleidung definierte die Punk-Ära: Ihre T-Shirts waren sowohl ein politisches Statement als auch ein Verkaufsargument, so die britische Tageszeitung The Guardian. Einige Models trugen dünnen, roten Eyeliner, ein Markenzeichen von Westwood. "Ich denke, es ist eine sehr gute Sache weiterzumachen, nichts zu stoppen oder große Entscheidungen zu treffen. Denn man muss die Dinge verarbeiten und durchgehen: Das passiert jedem mal. Ich dachte, ich war sehr gut vorbereitet, aber es ist sehr seltsam", sagte er gegenüber der Vogue.

Kronthaler widmete die Show Tintwistle, dem Dorf in Derbyshire, in dem Westwood aufgewachsen ist, nähen gelernt hat und begraben ist: "Dadurch habe ich mich wieder mit ihr beschäftigt."

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