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Warum Siziliens Dolce Vita Vorbild für Dolce & Gabbana ist

Luxus made in Italy: Jetzt feiert der Palazzo Esposizione mit der Ausstellung „Dal Cuore Alle Mani: Dolce&Gabbana“, die tragbare Kunst des Duos.

Zum Glück bleibt wenigstens in den Werbekampagnen alles beim Alten: das zeitlose Zusammenspiel von Männlichkeit und Weiblichkeit, Strenge und Sinnlichkeit, Familiensinn und Katholizismus, und das Herz als Symbol für Leben und Liebe. Meist inszenieren Größen wie Steven Meisel und Fabien Baron die aufwendigen Werbefilme im Stil des Neorealismus, die  oft vor den malerischen Kulissen Capris oder in italienischen Palazzi aufgenommen werden und vergangenen Prunk, Luxusmode, Kulturen und auch Generationen verschmelzen lassen. In Sizilien scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, zumindest will das Mailänder Designer-Duo Dolce & Gabbana daran glauben. Das macht ihren Erfolg aus und bringt hochkarätige Stars zu den Shows. 

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Barock: von der Architektur bis zur Mode Dolce & Gabbanas. Zu sehen in der Ausstellung „Dal Cuore Alle Mani: Dolce&Gabbana“

©MICHAEL ADAIR

So kamen letzten Sommer zur Schau in Sardinien Lady Kitty Spencer, Halle Bailey, Alessandra Ambrosio oder Rosie Huntington-Whiteley, um nicht nur echtes italienisches Dolce-Vita-Flair zu genießen, sondern auch die kostbar gearbeiteten Details der Roben aus der Nähe zu betrachten – die Haute-Couture-Show war eine Hommage an die Traditionen und den Katholizismus der Insel. „Die Inspiration für diese

Modenschau ist das Fest von Sant' Efisio, das jedes Jahr vom 1. bis 4. Mai in Cagliari gefeiert wird“, sagte Domenico Dolce vor Beginn der Show. Schließlich feiert die Marke, gegründet 1985, selbst heuer ein rundes Jubiläum. 

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Sizilianische Keramik und Karren dienten 2017 in Palermo als Inspiration für die Stoffmuster der Alta Moda und Alta Gioielleria 

©Dolce & Gabanna

Und da ihnen Sizilien und Sardinien besonders am Herzen liegen, übersetzten sie die Bräuche und auch die Geschichte der Inseln perfekt in Kleider: die gestickten Blumenmuster der Damenkollektion sollten an die mit Rosenblättern bestreuten Straßen von Cagliari erinnern, die Schnitte der Herrenkollektion an traditionelle sardische Herrenmode. Auch Stoffe und Webtechniken wurden von sardischen Trachten übernommen.

Vom Prunk zum Pop

Die Ausstellung  „Dal Cuore Alle Mani: Dolce&Gabbana“, „Vom Herzen in die Hände: Dolce&Gabbana“, die bis Oktober 2024 im Palazzo Reale in Rom gezeigt wurde, zeichnet das kreative Schaffen des Designer-Duos nach – vom Herzen, aus dem die Ideen stammen, bis zu den Händen, durch die es geformt wird. 

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Sizilianische Keramik und Karren dienten 2017 in Palermo als Inspiration für die Stoffmuster der Alta Moda und Alta Gioielleria 

©Mark Blower

Neu aufgestellt ist sie bis August 2025 im Palazzo Esposizione in Rom zu sehen.  
Denn auch abseits der Alta Moda  mit viel Prunk & Pomp sind die beiden Designer Domenico Dolce und Stefano Gabbana für ihre Prêt-à-porter-Kollektionen mit Glam und Sexyness, scharf geschnittenen Hosenanzügen, betonten Taillen, Korsagen,   Leopardenmuster und einem Schuss „Extravaganza“ zwischen elegant und revolutionär berühmt.  Deshalb kamen zur Eröffnung der ersten Ausstellung Stars wie Cher, Demi Moore oder Naomi Campbell, um zu sehen, was im Herzblut der beiden Designer fließt:  italienische Kultur,  handgemachte Unikate, traditionelle Techniken, wie Kreuzstichstickerei, und zeitgenössisches Design.  

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Weißer Barock: die Designer ließen sich von den Arbeiten des Bildhauers  Giacomo Serpotta (1656–1732) inspirieren

©MICHAEL ADAIR

Mit ihrer Handwerkskunst setzen sie seit 40 Jahren ein Zeichen gegen industrielle Produktion und unterstützen damit selten gewordene Handwerksberufe.  120 Mitarbeiter  verweben kulturelle Codes, kostbare Details und Stoffe  in Mailand zu Kollektionen,  die jede Saison ein anderes Motto haben.  Nach dem sizilianischen Prunk kehrte das Designer-Duo in der aktuellen Sommerkollektion „Italian Beauty“ zum Pop der 1990er-Jahre zurück und widmete sie Madonnas Blonde Ambition Tour 1990.

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Einblick in das  innere Heiligtum des Modehauses: Das Atelier ist Forschungsstätte und Bewahrer traditioneller Handwerkstechniken

©Mark Blower

In der Ausstellung in Rom treffen über 200 kostbare Unikate auf Werke bildender Künstler, die im Ausstellungsparcours auf einer Fläche von etwa 1.500 m² zu sehen sind. Darunter Schmuck und  kunstvoll gearbeitete Männer-Spitzenoutfits der Winterkollektion 2023/24, die der Maskulinität eine neue Bedeutung geben sollten. Dass sich Dolce & Gabbana bei ihren Kreationen von  typischem venezianischem Stuck, sizilianischer Keramik,  barocker Kunst, byzantinischer Architektur, bis Folklore, Pop, Oper, Ballett, Theater und vom „Dolce Vita“ selbst, inspirieren lassen, zeigen auch Hinter-den-Kulissen-Bilder mit Collage- und Stofftechniken, bei der etwa Motive der Kunstgeschichte auf Kleidungsstücke übertragen werden.

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Korsagen gehören wie die Herzen zu den Markenzeichen des Labels. Das Kleidungsstück  macht den Körper zur  Skulptur 

©Dolce & Gabanna

Alta Moda und Kinokultur

Die fantastischen Roben und Einblicke in ihre Entstehung  werden in drei Räumen im Palazzo delle Esposizioni Roma   als Gesamtkunstwerk inszeniert, in denen alles – von der Tapete, über das Interior bis zur Alta Moda von Dolce & Gabbana – entworfen wurde.  „Die Kunst Sardiniens“ würdigt den Reichtum des traditionellen Erbes der Insel und die Schönheit ihrer antiken Megalitharchitektur,  „Anatomie der Schneiderei“, erklärt die  Umformung des menschlichen Körpers als  Element der Kulturgeschichte anhand der Korsettschneiderei, und „Kino“ zeigt die Inspirationsquelle der Designer mit Filmen von Giuseppe Tornatore.

 

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In vielen Kreationen von Dolce&Gabbana erstrahlt das Herz-Jesu-Motiv als prachtvolles Herzstück – auch auf Parfumflakons

©Mark Blower

Die Ausstellung wurde von der Kuratorin für Kunst und Mode Florence Müller zusammengestellt. Die Direktorin des Musée des Arts Décoratifs in Paris ist auch Kuratorin für Textilkunst und Mode im Denver Art Museum und  wollte so das Erbe von Dolce&Gabbana und den Einfluss der italienischen Kultur auf ihre Mode aufzeigen.

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Inspiration aus der Antike: handbemalte und handbestickte kostbare Unikate 

©Dolce & Gabanna

Anlässlich der Ausstellung erschien 2024 das Buch „Dolce&Gabbana: From the Heart to the Hands“ mit Beiträgen der Kunstexperten Franco Cologni und Alberto Rocca.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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