Warum Inhaltsstoffe aus der Gesichtspflege nun am Körper angewendet werden

Aktive Inhaltsstoffe, wie Retinol oder Säuren, waren lange nur der Bekämpfung von Hautproblemen im Gesicht vorbehalten. Neue Marken sollen den restlichen Körper nun genauso gut pflegen.

Als Chefeinkäuferinnen eines der größten Kaufhäuser in Nordeuropa konnten Charlotte Winther Nørlev und Didde Juul über viele Jahre hinweg aus dem Vollen schöpfen: Die beiden Beauty-Expertinnen suchten weltweit nach den besten Kosmetikmarken für ihre Kundschaft und probierten im Zuge dessen unzählige Neulancierungen selbst aus.

Und dennoch fehlte es ihnen an etwas. „Es wurden immer viele Produkte für das Gesicht lanciert, aber die Qualität der Pflege für den Körper war nicht auf demselben Niveau“, sagt Juul. Während bei der Gesichtspflege mit hochwertigen Inhaltsstoffen für verschiedenste Hautbedürfnisse geworben wurde, wurde in die Formulierungen für die Haut vom Dekolleté abwärts nicht annähernd so viel Aufwand gesteckt. „Wir empfanden das als eine Lücke am Beautymarkt.“ Die die beiden Frauen schließen wollten: Juul und Winther Nørlev entschieden sich, ihre Jobs in Kopenhagen zu kündigen, um ihr eigenes Beautylabel zu gründen. Ihre Marke Bodyologist ist heute voll und ganz dem Erscheinungsbild der Haut vom Gesicht abwärts gewidmet.

Hochkonzentriert

So finden sich im „Instant Skin Booster“ beispielsweise Inhaltsstoffe, die einst nur den Teint verschönert haben: Verschiedene Säuren sollen für Geschmeidigkeit sorgen und Retinol gegen Zeichen der Hautalterung wirken. Nørlev: „Früher hatten Körperpflege-Produkte maximal einen aktiven Inhaltsstoff, wir haben pro Produkt gleich mehrere inkludiert.“

Dass Frauen von ihrer Bodylotion heutzutage mehr erwarten, als nur Feuchtigkeit zu spenden, beobachtet auch Natalie Lindner. Die Münchner Ärztin lancierte im Jahr 2021 ebenfalls eine Körperpflegelinie, die auf verschiedenste Problemchen abzielt: „Die Haut ist das größte Organ, und 95 Prozent ihrer Oberfläche befinden sich unterhalb des Kinns. Pigmentflecken, Akne, Falten, Unebenheiten oder eingewachsene Haare treten (auch) am Körper häufig auf“, weiß Lindner.

Ein sehr häufiges Problem sind Hautunreinheiten und Entzündungen am Rücken, die mit einem hochaktiven Säurekomplex in einer Bodylotion behandelt werden können. Für jene, die unter Keratosis Pilaris (sogenannter Reibeisenhaut) leiden, hat Lindner ebenfalls ein eigenes Produkt entwickelt.

Wie Gesicht behandeln

Cellulite – einst das von Herstellern adressierte „Hauptproblem“ – ist zwar ein Thema, das sowohl Bodyologist als auch Natalie’s Cosmetics nicht außen vor lassen, jedoch lieber mit Begriffen wie „Pro Aging“ auf der Verpackung bewerben. Lindner: „Ich halte nichts von allen „Anti“-Werbungen, die leider insbesondere Frauen verunsichern sollen.“

Der Haut auch am Körper etwas Gutes zu tun, werde immer wichtiger – dass eine Bodylotion so hochwertige Inhaltsstoffe wie ein teures Gesichtsserum enthalte, mache da Sinn. Bodyologist-Gründerin Didde Juul findet: „Jede Frau sollte ihre Haut am Körper so gut behandeln können wie jene im Gesicht.“

Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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