Vintage: Warum der Safari-Style als Trend zurückkommt

Auf zum Glamping in Dünen, Wüsten und Sandmeeren – Sahara-Styles erleben ein Comeback. Warum Safarijacken citytauglich sind, was Ernest Hemingway damit zu tun hat und wie man sie stylt.

Ob es an dem immer heißer werdenden Asphaltjungle in den Städten liegt, dass heuer die ursprüngliche afrikanische Buschjacke auf den Laufstegen sämtlicher Designer Einzug gehalten hat? Oder an dem allgemeinen Trend zu Camping und dem angesagten Glamping, einem Urlaub in schicken Mobilheimen, Bungalows oder Safari-Zelten am Campingplatz?

➤ Hier mehr lesen: Selbstvertrauen, Sexiness und Pelze: Die Mob-Wife-Ästhetik

Carla Bruni im Safari-Overall vor der SS 2024-Show von Saint Laurent in einem Overall der Kollektion

©WireImage/Marc Piasecki/Getty Images

Jedenfalls ist die Safari-Jacke, die „Sahariana“ oder „Saharienne“ in der Farbe Khaki, diesen Sommer in den Kollektionen sämtlicher Luxus-Labels vertreten. Die Farbe von Dünen und Sand hat sie noch immer, die Schnitte auch, die Designer blicken zu gerne auf vergangene Saisonen zurück und holen die Vintage-Styles ins Heute. 

➤ Hier mehr lesen: Die Macht der Flecken: Leopardenmuster boomen wieder

Die erste Safarijacke von Yves Saint Laurent aus dem Jahr 1968 

©Yves Saint Laurent © Gunnar Larsen - DR

Anthony Vaccarello ließ die ikonische Saharienne-Jacke von Yves Saint Laurent aus dem Jahr 1968 wieder aufleben. Er ersetzte den Bindegürtel durch einen aus Leder, kombinierte zur Safarijacke Röcke, weite Hosen und Overalls und ließ die Kollektion in unterschiedlichen Farbschattierungen von Khaki, über Military-Grün bis Dunkelbraun und Karmesinrot fertigen. „Ich wollte nur das Allernötigste daran ändern,“ meinte er nach der Heritage-Show. 

Das ist ihm gelungen, der Entwurf von 1968 unterscheidet sich im heurigen Sommer nur durch den etwas legereren Schnitt. Die Lederhandschuhe die die Models dazu trugen, sollten auf Luftfahrt-Pionierinnen des frühen 20. Jahrhunderts anspielen. Solche trug auch Sängerin Carla Bruni bei der YSL-Show, die sie zu einem Safari-Overall von YSL stylte.

Am Catwalk zeigte Hermes Overalls und Buschhemden in Karmesinrot

©Gamma-Rapho via Getty Images/Victor VIRGILE/Getty Images

Auch das französische Label Hermès setzt heuer auf Glamping im Wüstensand und auf dunkles Karmesinrot bei Overalls und Sahariennes. 

Campen mit Hemingway

„Die Models  schlagen bei Sonnenuntergang nach einer Wanderung in der Wüste ein Lager auf, um einen großen Rave zu veranstalten“, sagte Hermès-Kreativdirektor Nadège Vanhee-Cybulski nach der Show über seine Inspiration für die Kollektion.

Doch die Lust auf Buschhemden und Abenteuer in heißen Sandwüsten gibt es in Europa spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals machten Soldaten, die in warmen Klimazonen eingesetzt waren, die leichten, hellen Uniformen aus Baumwolle und Leinen bekannt. Die Jacken hatten Schulterklappen, Blasbalgtaschen und Gürtel.

Katherine Hepburn mit Leinenhut und weiter Buschbluse 1950 am Film-Set zu The African Queen im Kostüm von Doris Langley Moore

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Entertainment Pictures/Alamy Stock Photos Entertainment Pictures/mauritius images

Ab den 1930er-Jahren trugen Pioniere Buschhemden, die zu kurzen wie langen Hosen und Röcken getragen wurden. Entworfen hatte sie ein bekannter Abenteurer und Autor: Ernest Hemingways „Buschjacke“ wurde 1936 von der amerikanischen Expeditionsausstattungsfirma Willis & Geiger Outfitters produziert, die schon Charles Lindbergh oder die Flug-Pionierin Amelia Mary Earhart ausstattete. Ein Stil, der auch an Katherine Hepburn 1951 in dem Film „The African Queen“ hinreißend aussah. Das Kostümdesign stammte übrigens von Doris Langley Moore, die bei Lord Byron Literatur studierte und 1963 das Modemuseum in Bath gründete. 

Nicole Kidman trug 2008 im Film Australia ein hautenges Buschhemd 

©BAZMARK FILMS TM and 2008 Twenti / Mary Evans / picturedesk.com

Die leichten und ungezwungenen Kleidungsstücke verkörperten Abenteuer und Freiheit, waren zudem praktisch und kamen als Freizeitkleidung aus grobem Leinen oder Gabardine in den 1950er-Jahren in Mode. Auch das bekannte Hawaii-Hemd ist eine Abwandlung des ursprünglichen Buschhemds. In den 1960er und 1970er-Jahren hoben schließlich die französischen Designer Ted Lapidus und Yves Saint Laurent Varianten von Safari-Anzügen für Männer und Frauen auf den Laufsteg. 

von Lovenich über P&C

Strohhut à la Katherine Hepburn

119,99 €

Zum Produkt

von Materiel über Zalando

Jumpsuit mit Gürtel

700 €

Zum Produkt

von Dr. Martens über P&C

Ledersandalen

169,99 €

Zum Produkt

Gemusterte Safari-Jacke, blütenweißes Button-Down und gebügelte Shorts: ins Büro statt in die Wüste mit Louis Vuitton 

©Hersteller

In Australien gab es in den 1970er-Jahren sogar einen Regierungserlass, der es  Politikern erlaubte, Safarijacken mit Hemd und Krawatte  oder über  Hemden mit offenem Kragen zu tragen.  
Hell und hauteng kam das Buschhemd 2008 an Nicole Kidman in dem legendären Film „Australia“ zurück. Und dank des lässigen Vintage-Trends in den  2010er-Jahren ist die Buschjacke in sämtlichen Farbvarianten aus unserer Alltagsmode nicht wegzudenken. Jetzt hat die Buschjacke auch den Luxusmarkt erobert und zeigt sich, etwa bei Louis Vuitton, in edlem Prep-Style. Pharrell Williams kombinierte ein blütenweißes Hemd darunter. Damit geht’s statt in die Wüste ins Büro.

von Louis Vuitton

Sonnenbrille im Pionierstyle

Preis auf Anfrage

Zum Produkt

von H&M

Safarihemd

22,99 €

Zum Produkt

by About you

Schwimmshort von Kevin Trapp

27,93 €

Zum Produkt
Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

Kommentare