Das Twinset ist 90 und macht wieder Furore: So stylt man es

Konservativ? Ja, das war es wirklich einmal. Das typische Twinset, eine Kombination aus Pullover und gleichfarbiger Strickweste, war lange ein wesentliches Markenzeichen in der Garderobe schicker Damen der Aristokratie, so auch von Königin Elizabeth II.

Fotografin Annie Leibovitz lichtete die Queen öfter in einem klassisch braven beigen Twinset – gestylt zu ihrem typischen Kilt –  in privatem Umfeld ab. Heute hat nicht nur ihre Schwiegertochter Kate die Idee des Strickensembles wieder aufgegriffen.

Auch Modedesigner setzen erneut auf Twinsets und erweiterten den Duo-Charakter des ursprünglichen Pullover-Sets mit Kombinationen von Röcken oder Hosen aus gleichfärbigem Strick. 

Wer das wollige Set eigentlich erfunden hat? Es war Otto Weisz, der 1934 als Chefdesigner von Pringle of Scotland, einer traditionellen schottischen Strickwarenfabrik, das Set erstmals in seiner Kollektion zeigte. Er übertrug damals übrigens auch erstmals das typische Argyle-Rautenmuster in die Strickmode. Damals kombinierten die Damen der Upper Class zu Röcken noch vorwiegend Blusen – Pullover und Westen waren neu. 

So trug Joan Fontaine 1940 in Alfred Hitchcocks Film Rebecca erstmals das enge Strickset mit wadenlangem, ausgestelltem Tweedrock und vereinte Glamour, Sex-Appeal und Sportlichkeit in einer damals neuen Silhouette in A-Form. Nach dem Krieg, in den 1950er-Jahren, brachten Stilikonen wie Grace Kelly oder Brigitte Bardot das vielseitige Strickensemble wieder zurück in die Öffentlichkeit. 

Es wurde zum Mode-Basic für sportlichen Glam und Jetset-Leben. Dazu stylten die Damen einreihige Perlenketten oder Broschen, denn ohne Schmuck ging damals kaum jemand aus dem Haus. 

Modelabels wie Chanel, das in den Sixties auch mit gestrickten bretonischen Tunika-Oberteilen der Leisure-Wear das Savoir-vivre gab, oder Dior, nahmen das Twinset in ihr Programm auf, wo es bis heute geblieben ist. 

Und es war wieder einmal die visionäre Vivienne Westwood, die bereits in den 1970er-Jahren dem Strickset noch einen anderen Code verpasste: Sie erfand das "Twinset plus Perlen" für den Mann. "Unsere Kollektionen sind Unisex. Unsere Mode orientiert sich immer an der traditionellen englischen Schneiderkunst der Savile Row. Feinstrick-Twinsets und Perlen für Männer oder noch besser, einfach nur Cardigans mit Knöpfen und nackter Brust", schrieb die Moderebellin 2021 auf Instagram.

So stylt man das Twinset

Das Duo aus einem eng anliegenden Pullover mit kurzen Ärmeln, rundem Halsausschnitt und einer langärmeligen Strickjacke mit Rundhalsausschnitt und schmalen Bündchen, macht noch immer Karriere. Unlängst zeigte Gigi Hadid den Charme des Vintage-Brit-Chics: Sie spazierte in einem roten, oversized Twinset aus den 1980ern durch die Straßen New Yorks und stylte dazu Boyfriendjeans und Schirmkappe. Vintage-Klassiker sind heuer gefragter denn je, symbolisieren sie doch den Trend zu Nachhaltigkeit und Langlebigkeit in der Mode.

Das Maschen-Duo taucht in aktuellen Winterkollektionen teurer Modelabels, wie auch bei Modeketten, in vielen Styles auf: von klassisch brav bis glamourös. 

Miuccia Prada und Raf Simons blickten bei der Winterkollektion auf Klassiker der 1940er- und 1950er-Jahre zurück und stylten zu zweifärbigen Twinsets wadenlange Tweedröcke.
Virginie Viard, Chanels scheidende Chefdesignerin, zeigte in ihrer letzten Winterkollektion für die Maison ihre neue Handschrift: Sie vereinte Gabrielle Chanels Glam-Faktor aus den 1920er-Jahren, mit etwas Bohemien-Flair aus den 1970ern und zeitgenössischem Lifestyle. 

Viard zeigte in der RTW-Kollektion statt dem klassischen Maschen-Duett ein Strick-All-Over. Zu Westen und Pullis kombinierte sie weite Hosen und knöchellange Röcke aus Bouclé-Wolle und stylte zu dem legeren Komfi-Look ikonische breitkrempige Hüte und schwarze Schleifengürtel.

Das Twinset selbst ist wandelbar wie nie zuvor: zu Denims, Chinos und Loafers sieht es ebenso gut aus wie zu schmalen langen Röcken und Sling-Pumps.