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Tom Cruise gegen Brad Pitt: Mode-Duell der Kinohelden

Der lässige Brad Pitt und der Kontrollfreak Tom Cruise: Nicht nur charakterlich, auch modisch trennen die beiden Hollywood-Stars Welten.

Sie haben dreißig Jahre lang daran gearbeitet, sich aus dem Weg zu gehen. Brad Pitt und Tom Cruise behaupten sich seit Jahrzehnten in der obersten Liga des Filmgeschäfts und werben aktuell beide für ihre neuen Kino-Blockbuster („Mission: Impossible - The Final Reckoning“ und „F1“).

Die ewig jungen Actionhelden, die längst die Sechziger überschritten haben, treten dabei nicht nur wegen der Starttermine ihrer Filme in Konkurrenz. Pitts sündteures Formel-1-Spektakel F1 wurde ausgerechnet von Cruises Top Gun-Produzenten Jerry Bruckheimer realisiert. Ein kleiner Affront?

Keine gemeinsame Wellenlänge

Die beiden Superstars sollen sich schon seit ihrem einzigen gemeinsamen Film "Interview mit einem Vampir" nicht wohlgesonnen sein. Brad Pitt sprach später darüber, wie unwohl er sich bei den Dreharbeiten fühlte: Tom Cruise sei zu dominant gewesen, zu durchinszeniert. Cruise wiederum soll Pitt als „nicht engagiert“ empfunden haben. Zwei Stars, zwei Methoden – und keine gemeinsame Wellenlänge.

TENNIS-US-OPEN-2021

Pitt mit Fischerhut bei den US Open mit Kumpel Bradley Cooper

©APA/AFP/KENA BETANCUR
Wimbledon Championships 2024 - Day 13

Eleganter: Cruise in Wimbledon 2024

©EPA/ADAM VAUGHAN

Disziplin gegen Exzess

Cruise gilt als diszipliniert und kontrolliert. Er macht seine Stunts selbst, weil er nichts dem Zufall überlassen will. Fit und akribisch wie eine Maschine soll er am Set agieren – auch mit über 60 hat er alles im Griff.

Das Gegenteil ist Brad Pitt: die Coolness und Lässigkeit in Person. Jahrelang ging es nicht ohne Alkohol, er kiffte, feierte Partys und verbrachte viel Zeit mit engen Freunden wie George Clooney. Über rote Teppiche schlendert er so entspannt wie über den Strand von Venice Beach mit seiner neuen Liebe, der Schmuckdesignerin Ines de Ramon. Er hat zwar den Hang zum Exzess, aber auch zur Entwicklung: Statt die Nächte in Bars durchzufeiern, werkt er heute in seinem Atelier an Skulpturen und zeigt sich in unterschiedlichsten Rollen auf der Leinwand.

Movie premiere of 'F1: The Movie' in Mexico City

Flieder für die Premiere von F1 in Mexico City: „Ich will nicht protzig wirken. Ich investiere lieber in luxuriöse Materialien als in auffällige Stücke.“

©EPA/SASHENKA GUTIERREZ
Premiere of "F1 The Movie" in New York

Mit Freundin Ines de Ramon bei der Premiere von F1 in New York

©REUTERS/Kylie Cooper
ITALY-CINEMA-VENICE-FILM-FESTIVAL-MOSTRA

Zum Anzug trägt er gerne T-Shirts statt Hemden. Dazu kombiniert das 
Stilvorbild Sneakers oder Chelsea-Boots.

©APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
Bullet Train premiere in Seoul

Pitt mag es gemütlich und mutig zugleich. Hier in einem Entwurf von Haans 
Nicholas Mott. Sogar die Knöpfe sind von Hand geformt.

©EPA/JEON HEON-KYUN

Gemütlicher Pyjama-Style

Auch was das modische Auftreten betrifft, unterscheiden sich die Hollywood-Kollegen deutlich. Wie bei seinen Rollen ist Pitt auch modisch für Überraschungen gut. Derzeit setzt er auf maßgeschneiderte Leinenanzüge von Haans Nicholas Mott, die auch als Pyjamas durchgehen könnten, oder auf Luxus-Entwürfe von Brioni. Selbst vor Röcken von Mott schreckt er nicht zurück.

„Wenn man älter wird, wird man schrulliger, und Komfort wird wichtiger. Ich glaube, so einfach ist das“, erklärt der Schauspieler seine Modevorlieben. Der 61-Jährige legt großen Wert auf Materialien, steht besonders auf die Kaschmir-Hemden seiner eigenen Modemarke God’s True Cashmere. Die karierten Entwürfe wirken wie edle Holzhackerhemden – der Preis ab 2.000 Euro pro Stück verrät jedoch schnell die Hochwertigkeit: feinster Kaschmir, Edelstein-Knöpfe, gefertigt in einer kleinen Manufaktur in Italien.

Global premiere of 'Mission: Impossible - The Final Reckoning'

Monochrom in Schwarz bei der Premiere von "Mission: Impossible - The Final Reckoning"

©EPA/NEIL HALL
World premiere of "Mission: Impossible - Dead Reckoning", in Rome

Chic: Cruise setzt auf Anzüge von Armani, Saint Laurent, Brioni und Zegna.

©REUTERS/GUGLIELMO MANGIAPANE
CinemaCon, the official convention of Cinema United, in Las Vegas

Etwas lockerer: Cruise bei einer Convention in Las Vegas

©REUTERS/Steve Marcus
The 78th Cannes Film Festival - Photocall for the film "Mission: Impossible - The Final Reckoning" Out of competition

Cool in Cannes: „Jeder hat  seinen  Stil. Das ist wie mit Filmen. Wenn alle wie Tom Cruise spielen, das wäre ja schrecklich.“

©REUTERS/Benoit Tessier

Maßanzüge und Pilotenbrille

Tom Cruise dagegen bleibt auch modisch lieber im Mainstream. Gut geschnittene Anzüge, nie zu locker, aber auch nicht altbacken. Er mag es klassisch und maskulin mit Maßanfertigungen von Ermenegildo Zegna oder ebenfalls Brioni, dem römischen Luxuslabel.

Körperbetonte Polo-Shirts kommen zum Einsatz, um die trainierten Arme zur Geltung zu bringen, stets in Kombination mit seinen legendären Schuhen mit eingebautem Absatz. Eine Pilotenbrille trägt der Workaholic schon seit den Achtzigern – und liegt damit aktuell wieder absolut im Trend. Ganz so wie seine „Mission: Impossible“-Filme: Er und seine Karriere altern bemerkenswert gut. 

Während Tom Cruise mit Perfektionismus sein Action-Imperium am Laufen hält, lebt Brad Pitt seine künstlerische Wandlungsfähigkeit voll aus. Was zeigt: Es gibt nicht nur einen Weg zur Hollywood-Legende.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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