Die Rolex lag unter dem Kopfpolster (Symbolbild)

Teures Ticken: Auch in der Krise reißt der Luxusuhren-Boom nicht ab

Die wirtschaftliche Situation befeuert die Nachfrage nach Uhren sogar. Welche Modelle die höchsten Preise erzielen.

Die in lichte Höhen steigende Inflation resultiert derzeit vielerorts in gebremster Konsumlust. Nicht so im Uhrensegment.

Aktuelle Zahlen von Chrono24, einem der größten Onlinehändler für neue und gebrauchte Luxusuhren, zeigen ein Bild fernab von Krisenstimmung. Das Verkaufsvolumen des Unternehmens mit Sitz in Deutschland war in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 um 43 Prozent höher als im Vorjahr. „Unsere Resultate zeigen, dass der internationale Uhrenmarkt extrem im Aufwind ist“, sagt Tim Stracke, Co-Geschäftsführer von Chrono24. Und das, obwohl Preissteigerungen gefühlt in Echtzeit beobachtet werden können: „Seit 2020 sind die Preise um über 70 Prozent gestiegen.“ So musste jene Kundschaft, die sich im heurigen April oder Mai eine Uhr kaufte, um fast zwölf Prozent mehr zahlen als noch im Jänner dieses Jahres.

Jahrelange Wartelisten

Die schwindelerregendsten Preise erzielen sogenannte Trophy Watches: Ikonische Modelle, die aufgrund einer (künstlichen) Verknappung nur schwer zu bekommen sind – und damit immer weiter im Preisniveau steigen. Dazu gehören die Nautilus von Patek Philippe, die Daytona von Rolex oder die Royal Oak von Audemars Piguet. Zwar habe der Preis auf dem freien Markt aufgrund der derzeit etwas höheren Verfügbarkeit laut Chrono24 etwas nachgegeben, jedoch kann von Wertverfall keine Rede sein: Für solche Modelle müssen Uhrenfans noch immer ein Vielfaches des Hersteller-Originalpreises bezahlen.

Wer glaubt, beim Edeljuwelier in der Innenstadt schnell sein ganzes Erspartes für eine Rolex hinlegen zu können, um sie dann wenige Monate mit einem saftigen Plus wieder zu verkaufen, wird schnell eines Besseren belehrt. Der Begriff „jahrelange Warteliste“ wird vom Verkaufspersonal schnell zu vernehmen sein – teils gefolgt von einer diskreten Aufforderung vorher noch andere hochpreisige Waren zu kaufen, um auf Ersterer schneller vorzurücken.

Bis zu 120.000 Euro

Diese Knappheit beflügelt nicht nur das Geschäft von Onlinehändlern wie Chrono24, sondern auch von Auktionshäusern wie dem Dorotheum. In Wien werden im Zuge einer hochkarätigen Uhrenauktion am 2. Dezember einige Raritäten erhältlich sein, darunter ein Oyster Daytona Chronograph von Rolex aus dem Jahr 1986. Für eine Nautilus Jumbo von Patek Philippe liegt der Schätzwert bei bis zu 120.000 Euro. „Wobei ich damit rechne, dass wir diesen übersteigen werden“, sagt Günter Eichberger, Uhrenexperte beim Dorotheum.

Mehr als 120.000 Euro kann am 2. Dez. diese Nautilus erzielen 

©Dorotheum

Dorotheum-Auktion: Diese Rolex könnte bis zu 60.000 Euro bringen

©Dorotheum

Unter den Bietenden werden sich an diesem Tag sowohl Sammler, als auch jene mit Investmentgedanken befinden: „Das Geld wird derzeit immer weiter abgewertet, die Menschen möchten zunehmend etwas Handfestes haben.“ Nicht nur für die ältere Zielgruppe ein Thema. Bereits 42 Prozent der Kaufanfragen bei Chrono24 kommen von 18- bis 34-Jährigen. Sie haben es vor allem auf Modelle der Marke Richard Mille abgesehen. Auch beim Dorotheum beobachtet man ein steigendes Interesse seitens jüngerer Klientel. „Vor allem Männern ist eine Luxusuhr als Teil eines gewissen Lifestyles wichtig.“

Eine Uhr nur als Anlageobjekt zu sehen, empfiehlt Schätzmeister Günter Eichberger allerdings nicht. „Was die Preise angeht, kann niemand in die Zukunft schauen. Man sollte das kaufen, was man auch wirklich haben möchte. Alles andere würde nur schlechten Schlaf bereiten.“

Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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