Style im Spiel: Modische Highlights und Hoppalas der Fußballer
Beckham hat ihn, Ronaldo kauft ihn: Stil. Pünktlich zur Weltmeisterschaft die Looks der aktuellen Fußballer-Stars.
Von Karin Garzarolli
Herbert „Schneckerl“ Prohaska werden wir in nächster Zukunft wohl öfter sehen – was wäre eine Fußball-WM ohne seine Spiel-Analysen –, doch sonst hat er mit dieser Geschichte hier wenig zu tun. Er hatte zwar in seinen Jugendjahren eine volle Lockenpracht, die ihm seinen eingangs erwähnten Spitznamen gab, Stilgeschichte schrieb er damit nicht. Zumindest nicht im positiven Sinn. Auch der Vokuhila blieb den Fußballstars der 1980er-Jahre und deren hart gesottenen Fans vorenthalten. Dass es ein Profi vom grünen Rasen aufgrund seines tollen Styles in eine ernst zu nehmende Modezeitschrift geschafft hätte? Reine Utopie!
Am Anfang war Beckham
Bis, ja bis ein Engländer auf der Bildfläche erschien. David Beckham schaffte es nicht nur, durch seine außerordentlich akkurat sitzenden Pässe und Tore von der Mittellinie zu Ruhm und Ehre. Auch im modischen Sinn stellte der Brite völlig neue Regeln auf. Den metrosexuellen Mann haben wir ihm zu verdanken. David Beckham zeigte den Männern, wie man zu glatt rasierter Brust, Pflegecremen und modischem Interesse stehen kann und trotzdem ganz Mann ist. Ganz gleich, ob er einen Irokesen trug, sein Haar weißblond bleichte oder ganz abrasierte – es ging ein Raunen durch die mediale Modewelt und sein Style fand weltweit Nachahmer.
Vom Fußballfan bis zum Modejournalisten – jeder wollte aussehen wie er. Ein Fakt, der natürlich auch die Werbeindustrie auf den Plan rief und schwupps, wurde aus dem Fußballstar gleichzeitig ein gefragtes Model, das für große Brands wie Armani, Adidas, Calvin Klein & Co. lukrative Verträge an Land zog und damit bis heute Millionen verdient. Nicht einmal sein mittlerweile von Tattoos beinah komplett bedeckter Body oder gar das Alter mindern den Marktwert des ehemaligen Fußballstars.
Ronaldo – Werbestar mit Stil?
Ob Beckham damit nachfolgenden Sportsfreunden den Weg in die lukrative Welt der Mode geebnet hat? Nun ja, weitaus zurückhaltender, mit einer spielerischen Technik, die ihresgleichen sucht und mit französischem Charme ausgestattet, ist aktuell Zinédine Zidane der Star einer Kollektion von Adidas x Yohji Yamamoto für die Skateboard-Brand Palace. Soweit zu den Stars im Ruhestand des aktiven Fußballs, aber es gibt modischen Nachschub. Allen voran Cristiano Ronaldo. Als Superstar des runden Leders hat er sich in der Sportwelt eine absolute Sonderstellung erspielt. Außerdem kann er seine Person ganz gut vermarkten, oder hat die richtigen Partner dafür.
Über Stil kann man streiten, ob Cristiano Ronaldo einen guten hat, sei dahingestellt, aber er hat viele Nachahmer. Viele Logos, große Klunker, teure Optik, sind seine Markenzeichen. Dazu gelacktes Haar, ein gestählter Body, den er haarlos zeigt und hautenge, zerrissene Jeans. Gerne auch schmale Anzüge, denn dieser Körper muss betont werden. Seine Fans können ihrem Idol mit seiner Unterwäsche-Linie CR7 und natürlich seinen Parfums ganz nah sein. Wer’s halt will und braucht.
Für Style-Nachschub ist gesorgt. Freunde der Sport- und Leisurewear mit dem gewissen Kick haben Neymar – auch Neymar Jr. genannt – zum Vorbild. Ihm verzeiht man sogar pink gefärbtes Haar, denn niemand trägt schmale Jeans, bunte Lederjacken und Shirts so lässig wie er.
Puma widmet dem Brasilianer regelmäßig eine eigene Kollektion und auf Werbe-Sujets für Boxershorts von Superdry ist zu erkennen, dass auffällige Tattoos auch bei ihm ein großes Thema sind.
Wer jedoch wirklich im Modeolymp angekommen ist, ist Héctor Bellerín. Trotz – oder wegen – schulterlangem Haar und Pornoschnauzer wurde er von der Vogue abwärts zum derzeit stylischsten Fußballer erkoren.
Abseits von seinem Job als Verteidiger beim FC Arsenal sieht man ihn bei internationalen Fashion-Shows vor allem backstage beim Fachsimpeln mit den Designern oder am Catwalk für Louis Vuitton.
Der bekennende Veganer und Second-Hand-Liebhaber beweist viel Style mit seinen Lieblingsaccessoires: Taschen und Mikro-Sonnenbrillen.
Auch in die Liga der Style-Vorbilder hat es Renato Sanches geschafft. Mit Dreadlocks ist er sowohl im maßgeschneiderten Team-Anzug des AC Mailand als auch im schwarzen Leder eine lässige Erscheinung.
Dicht gefolgt von Eduardo Camavinga, der für die französische Nationalmannschaft spielt und jüngst für Balenciaga über den Runway flanierte.
Auch der österreichische Fußballstar David Alaba ist für seine stylischen Outfits bekannt.
So wurde er auch kürzlich erst für das Cover des Londoner Modemagazins "Schön!" abgelichtet.
Oh, no!
Es gibt aber auch No-Gos. Während bei den Deutschen neben Matts Hummels, Kevin Trapp als smart und fashionable durchgehen, hatte es etwa Bastian Schweinsteiger schwer: Seine schwarz lackierten Fingernägel fanden eher Spötter denn ernst zu nehmende Nachahmer.
Der Kroate Ivan Perišić fiel mit seinen rot-weiß-karierten Haaren durch jegliche Stil-Jury, ähnlich wie der kahl geschorene Kopf mit kurzem Pony des Brasilianers Ronaldo anlässlich der WM 2002. Stil kann man manchmal kaufen, doch meist hat man ihn.
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