Schuh-Trend: Schlapfen, Schlüpfer, Slipper von flauschig bis schräg

Der Trend geht zu weichen Schlapfen, flauschigen Schlüpfschuhen und fellüberzogenen Slippern - und kann ungewöhnliche Ausmaße annehmen.

Sie sind weich und bequem, aus Plüsch, Fell oder Frottee; das Sinnbild eines gemütlichen Herbstsonntags, mit heißem Tee und vielleicht einem knisternden Kaminfeuer. Sie stehen für Komfort und eigentlich das heimelige Gefühl der eigenen vier Wände, doch inzwischen trotzen sie Staub und Herbstmatsch: Schlapfen und Pantoffeln haben es zurück auf den Modeolymp geschafft.

Das Motto diesmal? Teddybär trifft High Fashion.

Am Vogue Runway rundete Acne Studios zuletzt seinen hautengen Ledermantel mit einem Paar flauschiger Badeschlapfen ab. Die irische Modedesignerin Simone Rocha – die Größen wie Alexa Chung, Chloë Sevigny oder Paul Mescal eingekleidet hat – ließ ihre Models für die Herbst/Winter 2024 Shows mit kuschelig-weichen Schuhen über den Laufsteg laufen.

Hermès interpretierte mittlerweile auch seine berühmte Oran-Sandale mit Fellsohle und Fellriemen neu, Prada bietet seine klassische Pantoletten auch mit Wildleder und Shearling-Futter an.

Prada

©Hersteller

Burberry ergänzte seine Kollektion um gesteppte Lammfell-Ballerinas, und Birkenstock verpasst dem ikonischen Arizona-Modell ein kuscheliges Make-over.

Eine einfache Wahl

Dass Schlapfen oder Slipper ganz generell beliebt sind, ist für die Wiener Imageberaterin Eva Köck-Eripek schnell erklärt: "Sie sind mega bequem, angenehmer zu tragen als Flip-Flops, bieten oft trotzdem ein gutes Fußbett. Und: Man schlüpft hinein – und ist fertig." 

Dieser Komfort passt perfekt zu einem Modestil, der immer legerer wird. "Stretchanteile und bequemere Stoffe sind längst Trend", sagt Eva Köck-Eripek. Eine Entwicklung, die durch die Pandemie und das Homeoffice noch verstärkt wurde.

Imageberaterin Eva Köck-Eripek. 

Imageberaterin Eva Köck-Eripek

©Karin Bergmann

Das greifen Stars und Influencer auf: Designerin Mary-Kate Olsen verließ ihr Haus in den Hamptons unlängst mit dickem Wollschal und flauschigen Schlüpfschuhen, Isla Fischer wurde in Drehpausen zum neuesten "Bridget Jones"-Film in wolligen Mules gesichtet und auf TikTok erleben Ugg Boots ein Revival – insbesondere das Modell Tasman mit seiner bestickten Borte und fast fehlendem Fersenteil, das ursprünglich als Hausschuh gedacht war.

Weich aber oho

Kuschelige Schlapfen richtig kombiniert, werden zum Eyecatcher. Doch Vorsicht: Ohne den richtigen Look droht der Stil, schnell ins Stumpfe abzurutschen. 

Die Lösung der Modedesigner ist in den aktuellen Herbstmodellen zu sehen, bei denen der Kuschelfaktor auf feine Absätze gesetzt wurde: Doch so üppig war der schwarz-graue Bausch um die Pumps von Ferragamo, dass der Schuh darunter kaum auszumachen war. 

Ferragamo

©Hersteller

Der britische Modedesigner Erdem hat wiederum hauchdünne Absätze mit einem weichen Federkleid ummantelt. Und Loewe schuf einen Absatzschuh, der in seiner weichen Textur an das Krümelmonster erinnert. Der Schuh kommt allerdings nicht in knallblau, sondern Rot- und Brauntönen.

Auch Männer dürfen schlüpfen

Aber auch Männer dürfen diese Saison in die Gemütlichkeit eintauchen. Zwar seltener in Plüsch – außer bei Justin Bieber:

Dafür öfter mit Tasseln und Leder: der Slipper hielt Einzug auf den Laufstegen der Herren-Kollektionen. Designer JW Anderson, in dessen 700 Euro teuren Schlapfen vergangenem Winter Akshata Murthy, die Frau des Ex-Premierministers, ihre Kinder zur Schule brachte, zeigte in seiner Herbst/Winter Kollektionen einen Herrenschuh, der von vorne wie ein klassischer Loafer wirkt, hinten aber an eine Birkenstock-Sandale erinnert. 

Auch Prada präsentierte einen feinen Lederschlüpfer und der braune Leder-Mule von The Row, dem minimalistischen Luxuslabel der Olsen-Zwillinge, ist schon wieder fast ausverkauft.

Königliche Slipper-Tradition

Auch wenn es auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt: In der Herrenschuh-Palette hat der Slipper eine lange Tradition. Der sogenannte Albert-Slipper ist nach Prinz Albert benannt, der nicht nur als Gemahl von Königin Victoria, sondern auch für sein Modebewusstsein bekannt war.

Sie brachte das weiße Hochzeitskleid in Mode, er die Slipper: Königin Victoria und Prinz Albert

©Getty Images/powerofforever/istockphoto

Von Prinz Albert bis Prinz William

Dieser feine Schlüpfschuh wurde für die Aristokraten des 19. Jahrhunderts entworfen, damit sie vom Esstisch in den Raucherraum gelangen konnten, ohne die Teppiche durch Schmutz und Ruß von der Straße zu beschädigen. Sie wurden zum Smoking getragen, gerne mit dem Familienwappen personalisiert und avancierten schnell zum Symbol für Souveränität und Weltgewandtheit. 

An diese Tradition erinnerte vor zwei Jahren Prinz William bei seinem Besuch der "Top Gun"-Premiere. Er erschien, in feinem Samtsmoking und eleganten Samt-Slippern. 

Royales Schuhwerk: Prinz William am Leo-Teppich

©APA/AFP/POOL/DAN KITWOOD

Doch anstelle eines Wappens prangte zu Ehren des Anlasses ein Top-Gun-Emblem auf dem Schuh. 

Weich, bequem und sogar verspielt –  vielleicht müssen sich Komfort und Stil doch nicht immer ausschließen. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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