Ferragamos Geheimnis: Der erste Schuhmacher Hollwoods

Der Italiener machte in den USA erstmals "Made in Italy" populär. Eine Ausstellung zeigt seine Promi-Kunden und warum er so erfolgreich wurde

Dreizehn Geschwister, ein Leben in ärmsten Verhältnissen und ein riesiges Talent. Schon früh wird klar, dass Salvatore Ferragamo aus dem Dorf Bonito nahe Neapel sich für Schuhe interessiert.

Er ist Stammgast beim Schuster und sieht ihm tagein, tagaus bei seiner Arbeit zu. Als seine Schwester weiße Schuhe für die Kommunion braucht und es kein Geld dafür gibt, stellt Salvatore selbst welche her – im Alter von neun Jahren. 

Mit 16 in die USA

Bald stattet der blutjunge Ferragamo die Damen des Ortes aus – bis er mit 16 in die USA auswandert. In Santa Barbara lässt er sich mit zwei Brüdern nieder, um zu zeigen, wie vorteilhaft italienische Handwerkskunst gegenüber Massenware ist.

Nebenbei wird sogar studiert: "Er beschloss, Fußanatomie zu studieren, was angesichts seiner bescheidenen Ausbildung in Italien ein mutiger Schritt war", erzählt Stefania Ricci, Direktorin des Ferragamo Museum in Florenz, der Vogue

Ausstellung: Salvatore Ferragamo: 1898-1960

©Museo Salvatore Ferragamo/ROBERTO QUAGLI

Sein Geheimnis 

Durch sein Expertenwissen bringt er unter dem Schuh eine vertikale Metallstange an, die den Fußbogen stützt. So kann Ferragamo leichtere, bequemere Schuhe herstellen. Hunderte Patente hat er für seine Entwürfe zeitlebens anmelden lassen. 

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Die richtig große Karriere startet dann aber in Hollywood. Durch einen Bruder kommt er zufällig in Kontakt mit der Filmbranche in Los Angeles. "Für Salvatore war der Zeitpunkt perfekt, 1923 nach Hollywood zu ziehen", sagt Ricci. 

"Zu dieser Zeit, am Ende der Stummfilmära, begannen Filmproduktionsfirmen, ihre Garderobe selbst zu organisieren, die zuvor Schauspieler selbst mitbrachten. Salvatore wurde schnell Schuhlieferant für die Filmindustrie."  

Salvatore Ferragamos Schuhe

©Museo Salvatore Ferragamo/ROBERTO QUAGLI

Holzmodelle seiner Kundem

©Museo Salvatore Ferragamo

Sein Geschäft ist hip

Sein berühmter Shop, den der Italiener wie einen florentinischen Renaissance-Palast aussehen ließ, entstand direkt am Hollywood Boulevard. Damals der letzte Schrei.

Nach Stummfilmdiven wie Gloria Swanson und Pola Negri, pilgerten bald auch neue Stars wie Marlene Dietrich und Marilyn Monroe zu dem Schuhpapst. Private Kunden machten es den Modevorbildern nach.

Ferragamo mit Audrey Hepburn

©Museo Salvatore Ferragamo

Monroe in Ferragamo Pumps

©Museo Salvatore Ferragamo

Bis heute gilt sein Name als Institution in der Mode, der wirtschaftliches Geschick mit Handwerkskunst zu verbinden wusste. Sein Leben wird nun in der Ausstellung "Salvatore Ferragamo: 1898-1960" (bis 4. November) des Ferragamo Museum in Florenz neu aufgerollt, mit bislang nicht veröffentlichten Bildern und Schuhen von Stars wie Joan Crawford

Details über prominente Kunden

Zu erfahren sind auch Details über Promi-Kunden. So wie über Marlene Dietrich, die nur die neuesten Modelle verlangt, unabhängig ihres Geschmacks. Evita Perón will ausschließlich Leder aus ihrem Heimatland Argentinien tragen und Ingrid Bergman besteht auf niedrige Absätze.

Vermögend geworden: Ferragamos Familie

©Museo Salvatore Ferragamo

Ferragamos Werkstatt

©Museo Salvatore Ferragamo

Heute globales Modehaus

1927 sucht er Handwerker in Italien und baut sich seine Firma in Florenz auf. Heute ist Salvatore Ferragamo ein globales Modeunternehmen mit Kleidung und Schuhen, das allerdings mit schwächelnden Zahlen zu kämpfen hat. Vielleicht kann nun der neue Designer Maximilian Davis, der derzeit für seine schnörkellos modernen Entwürfe von Kritikern gefeiert wird, das Ruder herumreißen.

Die Ausstellung "Salvatore Ferragamo: 1898-1960" ist noch bis 4. November 2024  im Salvatore Ferragamo-Museum in Florenz zu sehen, das sich im Palazzo Spini Ferroni aus dem 13. Jahrhundert befindet. Seit 1938 ist der Palazzo in Ferragamos Besitz. 10.000 Paar Schuhe sind in der Sammlung des Museums.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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