KI verwandelt Harry Potter und Batman in coole Balenciaga-Models

Mit der Künstlichen Intelligenz werden aus Film-Charakteren unterkühlte Figuren wie aus einer Werbung des gehypten und umstrittenen Luxuslabels.

Robert Pattinson und Zoë Kravitz wirkten beim Film "The Batman" im Vorjahr, als wären sie aus einer Balenciaga-Werbung entsprungen. Der kaputte Multimilliardär Bruce Wayne litt in weiten T-Shirts und schweren Hoodies. Die Wangen waren eingefallen. Die mysteriöse Cat Woman turnte im massiven, schwarzen Biker-Body wie vom angesagten, aber auch umstrittenen Luxuslabel herum. Ein Jahr später - mit der hereinbrechenden Welle der Künstlichen Intelligenz - ist das ganze düstere Figurenkabinett Gotham Citys auf einmal im Balenciaga-Universum angekommen.

Auf YouTube tauchen von der AI generierte Videos auf, die Joker, Pinguin, Riddler, Batman und Cat Woman aussehen lassen, als wären sie Models der Marke.

Sie haben allesamt markante Köpfe - meist mit hohen Wangenknochen. Aus dem Joker wird auf einmal ein ansehnlicher Kerl, der Pinguin wirkt noch viel gruseliger und Cat Woman noch unerreichbarer. Auf jeden Fall sehen sie nicht aus wie die kreuzbraven Nachbarn-von-nebenan-Influencer. Im Hintergrund spielt - wie es sich für Balenciaga gehört - düstere Post-Wave- und Industrial-Musik.

Das Internet hat einen neuen Trend: Seit einigen Tagen sind unter "... by Balenciaga" jede Menge Videos auf YouTube aufgetaucht.

Strenger Professor Snape

Neben Batman erscheinen die an sich schmuddeligen Piraten der Karibik wie kühle und gepflegte viktorianische Aristokraten, die Star-Wars-Helden sind wie die nervigen Friends auf einmal wirklich cool. Und die Magier aus der Harry-Potter-Welt mutieren zu Fashionistas, die keinen Spaß verstehen, wenn es um Mode geht. Ein Professor Snape, der noch dünner ist als in den Buch-Verfilmungen, möchte mit gestrengem Blick von Harry Potter den Unterschied zwischen H&M und Balenciaga wissen.

Vor ein paar Tagen ging schon ein Balenciaga-Papst viral. Ein Bild zeigte Franziskus im weißen und monströsen Puff-Mantel. Und weil man aus dem Vatikan immer mal wieder extravagante Mätzchen gewohnt ist, und das Kirchenoberhaupt schon einmal einen Lamborghini signiert hat, erschien das Foto zunächst auch plausibel. Aber auch hier war die Künstliche Intelligenz am Werk. 

Die Luxusmarke Balenciaga ist halt Teil der Popkultur - bzw. selbst Popkultur geworden. In den vergangenen Jahren hat sie durch kontroverse und unkonventionelle Designs Aufmerksamkeit erregt. "High" und "low" gehen hier Hand in Hand. Promis zeigen sich gerne in markanten Stücken. Auch die simpelsten Casual-Produkte wie monochrome Sweatshirts sind schweineteuer. Viele der Designs wurden oft in den sozialen Medien geteilt wie die "Triple S"-Sneaker-Kollektion.

Virale Kampagnen

Oft hat auch das Unternehmen selbst die Finger im Spiel, damit es auch schön viral geht. Kreativdirektor Demna Gvasalia ließ einmal eine zehnminütige Simpsons-Episode in Auftrag geben. In der Folge ordert Homer ein sauteures Kleid für Marge, Gvasalia besucht Springfield und engagiert die Bewohner als Models für die Fashion Show in Paris. Wie alle neueren Simpsons-Clips ist das zwar nur mehr bedingt lustig, aber die Wirkung hat er nicht verfehlt.

Auch mit einigen Produkten und Modeschauen selbst spielt Balenciaga mit der Aufmerksamkeit. Als fast einziges Modehaus verurteilte es im Vorjahr bei der Fashion Week in Paris den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Jahr 2017 brachte das Label eine 2.000 Euro teure blaue Tasche heraus, die frappant an eine von IKEA erinnerte. Der schwedische Möbelgigant griff das dankbar auf und ließ über seine Kreativagentur mitteilen, das gleiche Modell gebe es um einen heißen Euro zu kaufen.

Balenciaga, das Erlöse an das World Food Programme spendet, verkaufte das der Modewelt als Reflexion über Konsumverhalten. Das sorgte nicht für ungeteilte Zustimmung, man kann darin durchaus auch Dekadenz sehen. Ähnliches passierte, als das Unternehmen abgeranzte Sneakers auf den Markt brachte. Auch Crocs, die noch verbauter wirken, als die ursprünglichen Gummi-Töffler brachten die erwünschte - und wohl auch kalkulierte - Präsenz. 

Dass man bei all den Aktivitäten auch weit übers Ziel hinausschießen kann, hat sich im Vorjahr gezeigt. Für Weihnachts-Werbefotos ließ das Label Kinder im Vorschulalter mit Teddybären posieren, die mit BDSM-Accessoires ausgestattet waren. Der Vorwurf der Pädophile wurde laut. Das Unternehmen, das seit Jahren beständig höhere Umsätze einfuhr, sah sich mit Kritik und Einbußen konfrontiert. Treue Promi-Freunde und -Musen wie Kim Kardashian distanzierten sich. 

Batman trägt auch Gucci

Balenciaga entschuldigte sich kleinlaut, mit dem Label geht es wieder bergauf. Da kommt es sicher nicht ungelegen, dass die Firma wieder massiv im Internet präsent ist - selbst wenn man gar nichts mit einem viralen Trend zu tun hat. Aber Obacht: Seit Kurzem hat aber offenbar jemand gefunden, dass sich nicht nur Balenciaga kuriose Mode-Videos verdient hat. Batman und Mitstreiter aus dem DC-Kosmos tragen nun auch Gucci.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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