Megan Rapinoe: Stilikone mit Ball und Botschaft
Wie die US-amerikanische Spielerin zum modischen Aushängeschild des Frauenfußballs wurde.
Wenn Spitzensportler einen roten Teppich betreten, merkt man ihnen oft an, dass sie sich in der Glamourwelt nicht unbedingt zu Hause fühlen. Bei Megan Rapinoe (die Betonung liegt auf dem i) ist das anders. Die 38-Jährige ist in ihrer Heimat längst ein Superstar, und das liegt nicht nur an ihren Verdiensten im und um den Frauenfußball.
Im Laufe ihrer Karriere hat sich die US-Amerikanerin auch mit ihrer Affinität zu Mode und ausdrucksstarken Red-Carpet-Auftritten einen Namen gemacht. Heute gilt sie als bestgekleidete Frau im Profifußball, zierte die Cover von Harper’s Bazaar und GQ und löste mit ihren Bikini-Fotos für Sports Illustrated einen Online-Hype aus. Selbst die Vogue attestierte der Weltfußballerin des Jahres 2019 die „Coolness und Einstellung einer Stilikone“.
Was zeichnet ihren Stil aus? Sie sei zwar Sportlerin, aber abseits des Platzes selten sportlich gekleidet, erklärte Rapinoe einmal. Zu groß sei die Leidenschaft für Mode und Accessoires, die sie laut eigenen Angaben von ihrer Mutter Denise geerbt hat. Ihr auffallendstes Merkmal ist der Pixie-Cut, der platinblond und pink war, ehe sie ihn für die WM in Australien und Neuseeland türkis färbte. Zurückhaltung liegt ihr weder auf dem Platz noch in der Mode: "Ich ziehe an, was mir gefällt. Manchmal ist es schlicht, manchmal ist es ein Hurrikan."
Glamour und Protest
Als "Hurrikan" fegte Rapinoe 2021 über den roten Teppich der Met Gala, dem wichtigsten Fashion-Event des Jahres (für solche Anlässe arbeitet sie mit Karla Welch zusammen, die Stars wie Gal Gadot und Justin Bieber stylt). Der Auftritt erinnerte an ihren legendären Torjubel zu Beginn ihrer Karriere, als sie spontan "Born in the USA" anstimmte, die häufig als patriotisch missverstandene, amerikakritische Rock-Hymne von Bruce Springsteen.
Zur Person
Persönlich
Geboren 1985 in Kalifornien, wuchs Megan Anna Rapinoe mit fünf Geschwistern, darunter eine Zwillingsschwester, auf. 2012 outete sie sich als lesbisch, seit 2020 ist sie mit der US-Basketballerin Sue Bird verlobt
Sportlich
Mit dem USA-Team holte sie zwei WM-Titel und Olympia-Gold. Heute, 11 Uhr, ist sie gegen Schweden im Einsatz
Politisch
Rapinoe setzt sich aktiv gegen Rassismus, für LGBTIQ-Rechte und gleiche Bezahlung ein. Sie war bzw. ist eine der schärfsten Kritikerinnen der Trump-Regierung
Rapinoes Gala-Outfit – ein roter Hosenanzug mit dunkelblauer Bluse und weißen Sternen – erfüllte vorbildlich das Motto ("In America: A Lexicon of Fashion"), setzte aber auch deutliche politische Statements: Der Designer Sergio Hudson ist Teil der schwarzen Community, die blaue Clutch zierte der Schriftzug "In Gay We Trust" (Schwul vertrauen wir).
Für Rapinoe war es von Anfang an selbstverständlich, ihre sportliche und modische Bühne für Aktivismus zu nutzen. 2019 gründete sie mit drei anderen Fußballerinnen das ökofreundliche Lifestyle-Label Re-inc, das sich dezidiert an "alle Geschlechteridentitäten und alle Körperformen" richtet.
Genderneutral sind auch ihre berühmten Hosenanzüge, die maskuline und feminine Elemente vereinen und genauso gut von Harry Styles getragen werden könnten. Weil sich die Stürmerin ungern in Schubladen stecken lässt, zeigt sie sich auf dem roten Teppich ebenso in dramatischen Abendroben, bevorzugt aus dem Hause Gucci. "Sie ist furchtlos in allen Lebensbereichen", beschreibt Stylistin Welch ihre Klientin.
Karriere-Ende
Furchtlos wie eh und je präsentiert sich Rapinoe derzeit im Fußball-Trikot der US-Frauen. Es wird ihr letzter Einsatz bei einer Weltmeisterschaft sein, im Juni kündigte sie ihren Rückzug aus dem Profisport an.
Über ihre Pläne nach der Fußball-Karriere hat sie noch nichts verraten. In modischer Hinsicht wird man aber möglicherweise noch viel von Megan Rapinoe hören. "Wenn ich groß bin", erzählte sie vor Kurzem in einem Youtube-Video, "möchte ich Designerin werden."
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