Timothée Hal Chalamet mit schillernder Halskette.

Das neue Funkeln: Wieso immer mehr Männer Schmuck tragen

Diamantstecker, Perlenketten, silberne Armbänder: Im vergangenen Jahr ist der Herren-Schmucksektor im Luxusbereich sogar mehr gewachsen als jener für Frauen.

Herrenschmuck in Zahlen

Das neue Funkeln

2023 ist Herrenschmuck im Luxusbereich um ein Drittel mehr gestiegen als der entsprechende Frauensektor. Er liegt nun bei 7,3 Milliarden Euro. 

12,8 Milliarden Euro wird laut einer Studie von Polaris Market Research bis 2032 der Herrenschmuck-Sektor ausmachen. 

145.000 Euro kostet das teuerste Collier der neuen Herrenschmucklinien von Louis Vuitton. Es ist aus Weißgold und 13-karätigen Diamanten.

Vor 30.000 Jahren gab es bereits den ersten Herrenschmuck - als die Menschen Muscheln und Tierzähne miteinander verbanden.

Timothée Chalamet wählt Klassiker: Vergangenes Jahr war der Schauspieler als Dahls legendärer Schokoladenfabrikant Willy Wonka zu sehen, 2019 mimte er den reichen Laurie in der Verfilmung von „Little Women“ und im März erschien er für die Premiere des  Science-Fiction-Films „Dune 2“ am roten Teppich. Doch egal welchen Film er promotet, ein Aspekt fehlt bei seinen Auftritten nie: eine Kette. Ob Strass, Silber oder Perlen: Wichtig ist, sie liegt eng um den Hals und ist nicht zu übersehen. 

Mit seiner funkelnden Vorliebe ist Timothée Chalamet zwar ein Vorreiter, aber nicht alleine. Sänger Harry Styles, der sich mit grellen, extravaganten Outfits einen Namen gemacht hat, vervollständigt seine Ensembles ebenfalls gerne mit bunten Ketten und auffälligen Ringen. Brooklyn Peltz-Beckham stellt auf Instagram nicht nur seine Tattoos, sondern auch Goldketten zur Schau. Und bei den diesjährigen Oscars peppten Cillian Murphy (Oppenheimer), Ncuti Gatwa (Sex Education) oder auch Mark Ruffalo ihre Anzüge mit edlen Broschen auf. 

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Das Funkeln der Männer liegt nicht mehr länger nur in den Augen. Nun glitzert es im Ohr, an den Fingern oder um den Hals. 

Männer holen auf 

Weltweit wurden vergangenes Jahr laut Euromonitor 6,8 Milliarden Euro für Herren-Schmuckstücke im Luxusbereich ausgegeben, berichtet die Business Vogue. Es ist natürlich noch ein Bruchteil im Vergleich zu den 52 Milliarden Euro, die der entsprechende Markt der Frauen lukrierte. Doch beim prozentuellen Wachstum haben die Männer die Frauen 2023 sogar überflügelt. Während die Einnahmen aus dem Frauen-Bereich um 4,6 Prozent anstiegen, konnte der Männer-Sektor ein Plus von 7,3 Prozent verbuchen. 

Ncuti Gatwa bei der Premiere von "Barbie" in London.
©REUTERS/MAJA SMIEJKOWSKA

Und das soll weiter so bleiben. Bis 2032 dürfte sich laut Polaris Market Research der komplette Herrenschmuck-Sektor in Europa von aktuell knapp 6 Milliarden auf 11,8 Milliarden Euro verdoppeln.

Die alten Kaiser machten es vor

Ganz neu sind Gold und Diamanten am Mann natürlich nicht. Im 16. Jahrhundert wurde Kaiser Karl V. von Tizian in edler Rüstung dargestellt, die mit Goldschmuck besetzt war. Von König Charles I. weiß man, dass er einen großen, tropfenförmigen Perlenohrring trug. Und Holbeins Porträt Heinrichs VIII. zeigt den Monarchen in juwelenbesetzten Gewändern und mit glitzernden Accessoires. 

Und Holbeins Porträt Heinrichs VIII. zeigt den Monarchen in juwelenbesetzten Gewändern und mit glitzernden Accessoires. 

©Wikimedia Commons/Walker Art Gallery

Die Beliebtheit von Männerschmuck hat im Laufe der Jahrtausende immer wieder zu- und abgenommen, meinte der Modeschriftsteller Shane Kurup zum britischen Telegraph. Zuletzt hatten Popstars wie George Michael in den 1980ern die Ohrringe wieder ins Bewusstsein gebracht; Fußballer David Beckham den Diamantstecker um die Jahrtausendwende zum Statement-Piece für den „metrosexuellen Mann“ erhoben. 

Die junge Generation verbreitet es

Doch so richtig  bringt nun die Gen Z die funkelnden Accessoires in die männliche Bevölkerung. Nachdem Harry Styles 2021 die Graham Norton Talk-Show besucht hatte, gab es anschließend eine 82-prozentige Steigerung bei den Suchanfragen nach „Perlenkette für Männer“.  Als Styles im September 2022 zur Premiere des Thrillers „Don't Worry Darling“ seinen blauen Anzug mit diversen Ringen abrundete, erlebte das Schlagwort „Männerschmuck" auf Google Trends einen neuen Spitzenwert. 

Harry Styles beim Venice Film Festival.

©EPA/ETTORE FERRARI

Und als Timothée Chalamet beim futuristischen Festival ComplexCon in Long Beach mit Schmuck im Wert von 400.000 Dollar von Takashi Murakami und Ben Baller auftrat, war die neue Schmucklinie laut Hollywood Reporter innerhalb von vier Minuten ausverkauft. 

Louis Vuitton will es sich nicht entgehen lassen

Sogar die ganz großen Marken wollen hier mitmischen. Zu Jahresbeginn launchte Louis Vuitton eine Schmucklinie für Männer und bietet nun etwa Silberringe mit LV Monogramm um 323 Euro oder auch eine filigrane Halskette aus lasergeschnittenem Weißgold und 13 Karat Diamanten um 45.000 Euro an.

Obwohl die Produkte an Männer vermarktet werden, sind sie doch für alle gedacht. „Ich wollte etwas Universelles und Einfaches schaffen – wie Blue Jeans“, erzählt Francesca Amfitheatrof, künstlerische Leiterin für Uhren und Schmuck von Louis Vuitton, in der New York Times. Die neue Schmucklinie habe sie in Anlehnung an den Marken-Erben Gaston-Luis Vuitton „Les Gastons“ genannt. „Gastons Vater und Großvater waren seriöse Geschäftsleute. Aber er war lustig, er war ein Schelm, er hatte Platz zum Spielen, und er liebte es, eine gewisse Ironie in die Dinge zu bringen.“ 

Und so einen Platz zum Spielen, zum Experimentieren im Schmuckbereich wird Männern derzeit immer mehr geschaffen. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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