
Luxusmode-Skandal auf Tiktok: Original-Taschen oder China-Kopien?
Neue Videos aus China zeigen die Herstellung von Designer-Taschen, die sich mit "Made in Italy" oder "Made in France" rühmen.
Eine Birkin-Tasche von Hermès gilt als die teuerste Handtasche der Welt. Ein Exemplar kostet durchschnittlich 70.000 Euro – je nach verwendetem Leder. Ausgewählte Kunden werden auf Wartelisten gesetzt, viele Bewerber jedoch abgelehnt. So exklusiv und luxuriös das Image der Tasche auch ist, Luxusartikel wie diese geraten zunehmend in die Kritik.
Seit der Ankündigung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, hohe Zölle auf chinesische Waren erheben zu wollen, kursieren auf TikTok immer mehr Videos aus China. Diese sollen angeblich zeigen, welche Produkte in Wahrheit aus chinesischer Produktion stammen – darunter auch Luxusgüter.
Hauptsächlich in China produziert?
Die Clips zeigen Arbeiter in Fabriken, die Taschen im Stil von Chanel, Gucci oder Dior herstellen – äußerlich kaum von den Originalen zu unterscheiden. Die Videos suggerieren, dass viele dieser begehrten Luxusprodukte nicht ausschließlich in europäischen Ländern wie Frankreich oder Italien gefertigt werden, sondern teilweise oder sogar überwiegend in China.
Die Aussage: Stücke kommen aus derselben Fabrik wie das Original und werden mit dem gleichen Leder, Stoff und den gleichen Maschinen wie das Original hergestellt.
"Made in Italy" ist wie Qualitätssiegel
Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, dass einzelne Produktionsschritte – etwa die Herstellung von Reißverschlüssen, Metallelementen oder Verpackungen – in asiatischen Ländern erfolgen, bevor die Endmontage in Europa abgeschlossen wird.
Um das Qualitätssiegel „Made in France“ oder „Made in Italy“ verwenden zu dürfen, reiche es laut angeblicher Insiderstimmen im Netz aber mitunter bereits aus, wenn etwa ein Knopf an der Tasche oder am Gürtel in Europa angebracht wird.
Überproduktion oder Fälschung
„Statt 39.000 Dollar betragen die tatsächlichen Kosten 1.400 Dollar“, erklärt ein Näher in einem TikTok-Clip und hält dabei eine Tasche hoch, die wie eine Hermès-Birkin aussieht. Man könne sie direkt über ihn in Guangzhou bestellen. Ob es sich bei solchen Angeboten jedoch um legale Produktionen, sogenannte „Überproduktionen“, oder schlicht um gut gemachte Fälschungen handelt, bleibt unklar.
Verteidigung
Die Luxusmarken selbst schweigen bislang zu den viralen Videos.
Influencerinnen wie Tamara Kalinic springen derweil für die Luxuslabels in die Bresche. „Glaubt doch nicht alles, was ihr im Internet seht“, sagt das bekannte Modevorbild in einem Clip und verweist auf die Handwerker-Ateliers in Frankreich.
In den Kommentaren darunter wird jedoch unter anderem kritisch angemerkt, dass Kalinics Haltung möglicherweise ihrer Rolle als Markenbotschafterin von Hermès geschuldet sei. „In dieser Werkstätte arbeiten 200 Personen und du willst mir erklären, dass sie 700.000 Taschen im Jahr produzieren können?" sind weitere Meinungen zu dem Thema.
Ohne klare Belege bleiben viele der in TikTok-Videos aufgestellten Behauptungen spekulativ oder irreführend. Dennoch zeigen sie, wie stark soziale Medien in der Lage sind, jahrzehntelang gepflegte Markenbilder infrage zu stellen – und wie dringend Unternehmen heute Transparenz und Aufklärung leisten müssen.
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