Pro & Contra: Leopardenmuster - Top oder Flop?
Das strittige Leopardenmuster feiert sein Comeback! Wie das unsere freizeit-Kolleginnen finden.
Pro
"Leopardenmuster, das bist einfach du", sagte meine Freundin einst, als ich vor Jahren einen Etuirock aus Satin mit Leopardenprints von Dolce&Gabbana, kombiniert mit Tanktop und Stilettos, in unserer gemeinsamen WG zur Party anzog. Und schenkte mir fortan immer wieder kleine Aufmerksamkeiten: ein Brillenetui aus Leopardenfell, ein Vintage-Seidenhalstuch, Strumpfhosen oder Sonnenbrillen im Leomuster. Denn auch Accessoires in Leo-Optik reichen als Powersymbol aus, um Statements zu setzen.
Und so kam ich diesem Muster nie aus. Das mich seit der Kindheit faszinierte und auf einem Schwarz-Weiß-Foto aus den 1960er-Jahren zu sehen war, das mir meine Großmutter zeigte. Sie posierte darauf in Florenz in einem Leopardenmantel während ihrer Tournee als Opernsängerin. Was mich damals sehr beeindruckte. Glamourös, gefährlich und voller Kraft, das wollte ich auch einmal sein – und genau das verkörpert das Tiermuster bis heute. Plus animalische Geschmeidigkeit, Freiheit und etwas Rebellion: gegen biedere Alltagsstyles.
Bis heute ist das Muster in der Mode ein Dauerbrenner. Alleine, dass es die Gemüter erhitzt, ist Grund genug, es zu tragen – statt als Fell natürlich aus Stoff. Aber nur Nonkonformisten und Nonkonformistinnen sind in dem tierischen Print gut angezogen, dann wirkt er authentisch. Und verkörpert Selbstsicherheit und Empowerment.
Wer mit dem Look selbstbewusst auftritt, signalisiert Humor, Mut zum Individualismus und manchmal sogar politischen Protest. Weil die Raubkatze für Power steht, wurde das Fleckenmuster, dank einflussreicher Persönlichkeiten die öffentlich in Leoprints auftreten, sogar zu einem Symbol in der amerikanischen #Metoo-Bewegung gegen Trump.
Von Florentina Welley
Contra
Es gibt sie: diese Frauen, die sich den Fake eines Tierfells überziehen können – und damit garantiert nicht ausschauen wie Fred Feuerstein oder Al Bundys Frau "Peggy". Wer aussieht wie die ägyptische Prinzessin Nefertiabet, sollte es unbedingt tun. Meine Kollegin von nebenan – das muss ich neidvoll anerkennen – beherrscht das Spiel mit dem Raubkatzenmuster hervorragend, sie weiß, wie es geht und vielleicht hat sie ja sogar einen Tipp, wie das auch bei mir funktionieren könnte. Aber ich fürchte eher nicht.
Denn – leider – gehöre ich zu jenen Frauen, die nicht alles tragen können. Obwohl ich schon auch eine Attitüde habe im Leben, bitteschön! Das Leopardenmuster ist es halt nicht. Das wäre, als trüge Marilyn Monroe Birkenstockschuhe. Frauen wie mich – ich sitze manchmal wirklich in der Ecke, wie es auf Seite 48 heißt (sorry, von dort kann man so gut beobachten) – würde so ein Leoprint zum modischen Looser machen. Dieser Auftritt würde brüllen: "Ich will, aber ich kann nicht!"
Das hat der Leopard nicht verdient. Nicht einmal damals in der Dorfdisco kam das in Frage: Was andere sexy, frech oder selbstbewusst aussehen ließ, hätte aus mir eben jemanden gemacht, dem man ansieht, dass er in Dorfdiscos geht. Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, jeder soll tragen, worauf er Lust hat. Der Leo-Look hat aber eine eindeutige Grenze. Nein, danke für alle, die zwischendurch einmal unbedingt einen sexy Auftritt hinlegen wollen. Ja, bitte für Diven, Rockstars und Leopardenflüsterinnen. Und Rebellinnen, die es lieben, ihr Leben zum Laufsteg zu machen, ohne zu stolpern. Super anzuschauen – ich applaudiere!
Von Annemarie Josef
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