Im Sommer trägt man am besten lockere Basics, am besten Naturfasern

Kühlend und komfortabel: Welche Kleidung wir jetzt tragen sollten

Hitzetage reihen sich diese Woche pausenlos aneinander. Warum die richtige Kleidung jetzt entscheidend ist. Und welche Naturfaser aus Österreich Baumwolle Konkurrenz machen könnte.

Dunkelorange ist diesen Sommer nicht nur die erstrebenswerte Farbe des Aperol Spritz im abendlichen Gastgarten. Es ist auch der immer unerwünschtere Skalenbereich in der Wetter-App. Vor allem dann, wenn man den heißen Sommertag nicht entspannt im Pool, sondern konzentriert am Arbeitsplatz verbringt. 

Noch schlechter wird die Stimmung schnell, wenn die neue Bluse nach wenigen Stunden zu miefen beginnt, der Hosenbund Druckstellen auf der Taille zurücklässt oder die Oberschenkel wund werden. Aber warum wird unsere Haut im Sommer eigentlich durch Kleidung so leicht irritiert? 

Der Grund der Irritation

Das hängt mit unserer Schweißproduktion zusammen, erklärt der Wiener Dermatologe Walter Klein. "An sich ist Schweiß natürlich und wichtig für Thermoregulation. Durch Schwitzen entsteht Verdunstungskälte", sagte er.

Copa Beach

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Aber gleichzeitig beeinträchtigt der Schweiß unsere oberste Hautschicht. "Sie besteht aus Zellen, die beim Schwitzen quellen. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie eine Oblate, die man ins Wasser gibt." Aufgeweicht und dadurch weniger stabil.

Was trägt man an Hitzetagen also am besten? 

Im Sommer sollte man viel Wasser trinken, v.a. wenn man Sport betreibt

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Wie sie sich vermeiden lässt:

Die Basics sind einfach, meint Walter Klein: lockere Kleidung, um die Luftzirkulation zu verbessern, sowie Reibung - und damit Irritation - zu vermeiden.

Zudem ist das Material entscheidend, ergänzt die Wiener Schneidermeisterin Patrizia Markus, Innungsmeisterin der Wirtschaftskammer Wien. Das Hemdkleid aus Polyester oder die Bluse mit zu großem Polyamid-Anteil sollten am Tropentag lieber im Kasten bleiben. 

Wiener Schneidermeisterin Patrizia Markus

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Denn die Kunstfasern lassen keine Feuchtigkeit durch. Im besten Fall riecht man das nur, im schlimmsten, kann es zu Ekzemen führen. 

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Hauptsache: Natur

Die Lösung - hier sind sich Dermatologe Klein und Schneidermeisterin Markus weiter einig - sind Naturfasern.

Der Klassiker im Sommer ist die Baumwolle. Sie ist weich und hautfreundlich, lässt sowohl Hitze als auch Feuchtigkeit entweichen und verhindert dadurch Ausschläge.

Ebenfalls empfehlenswert: Leinen. Immerhin wussten bereits die alten Ägypter, dass die Fasern der Flachspflanze saugfähig, kühlend und Wärme ableitend sind und sich das daraus gewebte Produkt, deshalb nicht nur als Stoff zur Mumifzierung, sondern auch als Kleidungsstück für die 35-Grad-Tage eignet. 

Junge Frau genießt das Wetter

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Anders als Leinen leitet die Proteinfaser Seide zwar keine Wärme, dennoch ist sie für den Sommer geeignet: "Seide ist hypoallergen und kann Hitze gut regulieren", sagt Dermatologe Klein. Einziger Grund, weshalb sie jene, die stärker schwitzen, an besonders heißen Tagen vielleicht doch meiden sollten: Schweißflecken zeichnen sich vor allem auf dunklen Kleidungsstücken schnell ab. 

Wie wärs mit einem Kleid aus Buchenholz?

Zu den Fasern, die teilweise seit Jahrtausenden bekannt sind, kommt aber ein spannender Neuzugang. Die österreichische Firma Lenzing kauft in Niedersachsen mittlerweile Tausende Kubikmeter Buchenholz – und gewinnt daraus die Modal- bzw. Lyocell-Faser Tencel.

Manche Kleider werden aus Buchenholz hergestellt

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Eine geschmeidige Textilfaser, die 50 Prozent mehr Flüssigkeit – sprich: Schweiß – aufnehmen kann als Baumwolle, deren Oberfläche glatt und somit kühlend ist. Und – ergänzt Dermatologe Klein - "deren Herstellung äußerst umweltfreundlich ist".  Je nach Region braucht die durstige Baumwolle nämlich 10.000 bis 20.000 Liter Wasser für einen Kilogramm Baumwoll-Faser. Für dieselbe Menge Lyocell werden lediglich 1.000 Liter benötigt. 

Knopflos gegen Zecken

Weniger als Hitzeausschläge durch falsche Kleidung beschäftigen Walter Klein diesen Sommer jedoch Insektenstiche. "Es ist wohl ein Zeichen dafür, dass wir durch das milde Wetter mehr im Freien sind."

Wiener Dermatologe Walter Klein

©Walter Klein

Und dieser Umstand macht sich auch in Patrizia Markus’ Aufträgen bemerkbar. Zuletzt erhielt sie die Anfrage eines Oberteils aus Leinen - jedoch nicht nach Hemden, sondern T-Shirts. "Der Kunde mag den kühlenden Stoff, aber er möchte keine Knopflöcher – um das Zeckenrisiko zu vermeiden."

Im Allgemeinen ist es an den heißen Sommertagen in Markus Atelier’ dennoch eher ruhig. Die Sommerbestellungen gingen vor den Ferien raus. Die nächste Welle Anfragen kommt erfahrungsgemäß zum Schulbeginn. Dann bringt man die Farbe Dunkelorange vielleicht wieder mit Kürbissen und buntem Blätterlaub in Verbindung.

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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