Krawatten-Trend: Warum sie jetzt lässig sind und wie man sie stylt
Das unnötigste Accessoire für Männer erlebt einen Hype. Wer den Schlips trägt, woher er kommt und wie ihn Designer stylen.
Nicht nur seine schwarze Sonnenbrille machte ihn zur Stilikone. Karl Lagerfeld war nahezu nie ohne Krawatte oder Halstuch, das er mit einem Krawattenknoten gebunden hatte, unterwegs. Obligatorisch: der blütenweiße Hemdkragen.
Obwohl der unnötigste Artikel der Männergarderobe auch dank Lagerfeld nicht aus dem Mode-Gedächtnis verschwand, galt es doch eher als Spießer-Accessoire, hatte einen schlechten Ruf und war in der Alltagsmode kaum vorhanden. Jetzt herrscht plötzlich ein neuer Hype um das schmale Stück Stoff, und Modedesigner wie Prada, Saint Laurent oder Louis Vuitton verleihen der Krawatte wieder einen Coolness-Faktor und holen sie zurück auf den Laufsteg.
Eigentlich ist der Krawattenzwang in Büros längst passé, und sogar Politiker verzichten immer öfter auf den Schlips im Dienst. Warum Krawatten dennoch wieder gerne um den Hals gebunden werden, ist auch dem neuen Modetrend Business-Core zu verdanken.
Weißes Hemd, Anzug, Krawatte - nur viel lässiger
Oder dem Besinnen auf eine neue Männlichkeit, wie sie etwa Louis Vuitton, Hermès, Lemaire, Prada und Dries Van Noten in den Herbst-Winter-Kollektionen vorschlagen: Zu Krawatten werden wieder Anzüge und weiße Hemden gestylt – wenn auch viel lässiger als früher.
Die Krawatte kam den 1960er- und 70er-Jahren, als Zeichen von Bürgerlichkeit, und ab den 2010ern als Auswirkung von Finanzkrisen und unbeliebten Businesslooks, bei Männern aus der Mode, ihre Produktion ging zurück. Plötzlich waren es Frauen, die sich das Accessoire als Zeichen für Gleichberechtigung und Female Empowerment in ihren Kleiderkasten holten.
Krawatten waren immer schon Damen-Mode
Dabei war das schmale Stück Stoff seit seiner Erfindung auch in der Damengarderobe präsent, wenn auch nur vereinzelt. Der aktuelle Glam-Glitzer-Power-Trend erinnert an Ikonen wie Greta Garbo oder Marlene Dietrich. Sie trugen die Krawatte zu blütenweißen Blusen, Smoking oder Tweedkostümen und verliehen ihr eine Brise Glamour und Sexyness.
In den 2010er-Jahren tourte dann Madonna mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte um die Welt und verlieh ihr ein Stückchen Rock 'n' Roll – genau das, was auch Karl Lagerfeld mit seinem Black-Tie-Stil versprühen wollte.
Nachdem das Accessoire in den letzten Jahren eher bei den Damenkollektionen gesichtet wurde, etwa bei Thom Browne, Jil Sander, Dior, Louis Vuitton oder Gucci, hat es jetzt die männlichen Catwalks zurückerobert. Eines bleibt dabei unverändert: Der "Schlips" lässt bis heute seinen Träger angezogener wirken und vermittelt gleichzeitig eine Portion "Respekt".
Schlips mit Stil
Bekennende männliche Krawattenträger, wie Schauspieler Lars Eidinger, der 2018 vom Deutschen Mode-Institut zum "Krawattenmann" gewählt wurde, stehen heute auch für den Genderfluid-Trend, der frei von jeglicher Spießbürgerlichkeit ist. Damit wird die einstige gesellschaftliche Bedeutung der Krawatte ins Gegenteil verkehrt.
Eidingers Vorgänger war übrigens Jan Josef Liefers. Das Institut begründete die Wahl zu einer neuen Männlichkeit so: "Das Tragen einer Krawatte, einer Perlenkette oder lackierter Fingernägel, sein individuelles Styling im Patchwork des Unvermuteten, zeigt seinen eigenen, authentischen Stil."
Aber woher stammt eigentlich der sperrige Name? Der Überlieferung zufolge sollen sich Soldaten der kroatischen Regimenter ein schmales Stück Stoff um den Hals geknotet haben, als Schutz gegen Staub. Bekannt wurde das anlässlich einer Parade, die 1663 vor dem noch im Bau befindlichen Schloss Versailles für den französischen König Ludwig XIV. abgehalten wurde. Die Soldaten hatten den Stoff am Kragen in Form einer Rosette befestigt und dessen Enden über die Brust baumeln lassen.
"À la cravate" - nach kroatischer Art
Dieses modische Detail soll die Aufmerksamkeit des Königs auf sich gezogen haben, der die "Cravate" und das Binden "à la cravate", "nach kroatischer Art", übernahm und innerhalb des Adels verbreitete. Der Sonnenkönig beschäftigte sogar einen eigenen Cravatier zur Pflege seiner Krawatten.
Obwohl das damalige soldatische Halstuch mit der heutigen Form nicht mehr viel Ähnlichkeit hat, ist der Name geblieben.
Das längliche Stück Textilstoff wird bis heute besonders verarbeitet. Seit den 1920er-Jahren, erfunden vom New Yorker Schneider Jesse Langsdorf, wird der Stoff diagonal zur Webrichtung geschnitten, damit er sich beim Binden besser an den Hals anlegt und der Knoten nicht sperrig wirkt. Modisch und hip wirkt das Accessoire heute allemal.
Krawatte zum Männer-Rock rockt
Ties aus Leder (COS) oder mit Blume (Louis Vuitton) wirken zu Anzügen und unifarbenen Hemden und Hosen chic. Manche Männer stylen heute auch Röcke dazu, etwa den Lackrock von Bottega Veneta.
bei Park Wien
Klassiker von Dries van Noten
von Louis Vuitton
Seidenkrawatte mit Blume
von Hubegger
Bunte Seidenkrawatten
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