Das Kostüm ist zurück: Aber nicht so bieder wie früher
Der „Skirt Suit“ galt als Uniform von First Ladys und Geschäftsfrauen. Jetzt wird die seriöse Kombination neu interpretiert
Jungschauspielerin und Disney-Sternchen Olivia Rodrigo wurde vor einiger Zeit von Joe Biden ins Weiße Haus geladen. Für ihren Besuch wählte die Grammy-Gewinnerin ein rosa Chanel Kostüm aus dem Jahr 1995.
Wer denkt, die Garderobe war von Mama ausgeborgt, irrt gewaltig. Für den Bieder-Look durchforsteten Rodrigos Stylisten Chloe und Chenelle Delgadillo die besten Vintageläden der USA.
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Damit das Outfit nicht zu verkleidet und brav wirkt, trug sie dazu schwindelerregend hohe Plateau-Schuhe und schwarze Socken.
Die Delgadillo Schwestern hatten offenbar schon ein Gespür dafür, dass Skirt Suits – wie Kostüme im Englischen heißen – wieder zum It-Piece avancieren.
Derzeit zeigen Prada, Versace, Saint Laurent und natürlich Chanel wieder fleißig Rock und Blazer als Kombination auf den Laufstegen.
Eine kleine Revolution
Coco Chanel war es auch, die Anfang der 1950er einen Zweiteiler aus derbem Tweed entwarf und die Kreation als Pendant zum Herrenanzug vorstellte. Die emanzipierte Frau trug nun endlich keine einengenden Kleider mehr, das Sakko war kastig und weiter als gewohnt, die Röcke waren etwas kürzer und damit praktischer.
Schnell trat das Kostüm durch die gewonnene körperliche Freiheit seinen Triumphzug an. First Ladys wie Jackie Kennedy zeigten sich darin, Royals wie Prinzessin Diana ebenso.
Business-Outfit
Als Businesslook hielt das Kostüm in den Achtzigerjahren Einzug in Anwaltskanzleien und Banken. Mit der Kombination galt man als seriös angezogen, durch den Rock immer noch als feminin.
Clinton bis Merkel verzichten bewusst
Ein Attribut, das mit der Zeit einen fahlen Beigeschmack bekam. Hillary Clinton verzichtete schon als Präsidentengattin oft auf die inoffizielle Uniform und setzt bis heute auf Hosenanzüge. Auch Angela Merkel sah man nie im Kostüm. Frauen konnten ab den Nullerjahren (auch politisch) endlich die Hosen anhaben.
Wieder spießig?
Und jetzt also wieder rein in das brave Kostümchen? Es wird zumindest neu interpretiert und mit dem bornierten Image gespielt. Das schlichte Ensemble wird durch bauchfreie Tops oder lockere T-Shirts gebrochen. Auch Accessoires wie Ketten und derbe Schuhe kontrastieren. Wer einfach nur ganz adrett angezogen sein will, dem zeigt die monegassische Fürstenfamilie von Beatrice Borromeo bis Caroline von Monaco vor, wie das mit einem bravem Tweed-Kostüm perfekt gelingt.
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