Wie Gucci & Co sich neu erfinden
Wer als Modemacher nicht aus der Mode kommen will, benötigt neue Impulse – und manchmal eine Generalüberholung. Dazu braucht es vor allem eines: Mut.
In der Mode will man die Trends setzen – und nicht von ihnen überholt werden. Wenn jedoch Labels sich auf ihren Lorbeeren ausruhen oder vergessen, sich an neue Zeiten anzupassen, passiert genau das. Gucci war 1995 ein ehrwürdiges Haus mit glorreicher Vergangenheit. Doch die Marke war verstaubt und stand für Pomp und Prunk.
Tom Ford machte Gucci mit mutigen Schnitten und Hüfthosen, Seidenblusen und Lack-Slippers wieder sexy. Und das träge Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Luxuslabels der Welt. Nach Fords Abgang ging das noch einige Jahre gut, dann kam der Durchhänger. Und dann Alessandro Michele (siehe Artikelbild). Als Kreativdirektor verpasste er Gucci 2015 eine Frischzellenkur, die bis heute andauert: zeitgeistig, und für junge Leute greifbar. Tradierte Geschlechterrollen weichte Michele auf. All das erfordert Mut zum Risiko. Im Falle von Gucci bescherte er astronomisch hohe Umsätze.
Ein Gespür für die neuen, ungeschriebenen Marktgesetze der Social-Media-Bubble und ein variabler Markenkurs gehören heute dazu, um im Modebusiness angesagt zu bleiben. Versace und Fendi machen es etwa Gucci und Balenciaga gleich und tauschten kürzlich Marken: Jeder interpretiert die andere in seinem Sinne, das Ergebnis ist „Fendace“. Zwei Kollektionen, ein Riesenhype, präsentiert von Szenegrößen wie Emily Ratajkowski und Kate Moss.
Gerade wiederentdeckt wird die Marke Diesel, Kreativchef Glenn Martens (schon als Gastdesigner für Jean Paul Gaultier bejubelt) als Entdeckung des Jahres gefeiert. Wirtschaftlich ging es dem Label gut, im Rampenlicht stand es allerdings nicht. Martens thematisierte für Diesel das derzeit trendige Mode-Comeback der 90er- und Nullerjahre – und landete damit einen Volltreffer.
Kommentare