Glück und Rebellion: das bedeuten die ikonischen Muster der Designer
Schlangenprints, Zick-Zack-Muster, Tartan und Paisley sind wieder angesagt. Die ikonischen Muster von Roberto Cavalli bis Vivienne Westwood erzählen Geschichten.
Achtung, Leoparden im Anmarsch! Diesen Winter bringen Designer von Roberto Cavalli bis Versace ihre ikonischen Muster zurück, die schon Jahrzehnte überdauern und die Labels weltbekannt gemacht haben. Aufregender denn je zeigen sich „die neuen Wilden“ vom Catwalk. Manche der ikonischen Prints verraten sofort, welche Marke man trägt, wie etwa der Burberry-Check, der sich nahezu unverändert bis heute hält. Burberry brachte 1967 das Muster erstmals auf Accessoires und verknüpfte die Marke mit der britischen Oberschicht. Aber auch der opulente Barocco-Print Versaces, die fröhlichen Zick-Zack-Muster Missonis, Vivienne Westwoods britisches Tartan und Etros legendäres Paisley versprühen ihren modischen Code deutlicher denn je.
Denn mit der aktuellen Modewelle „zurück in die 1980er-Jahre“, sind auch opulente Muster wieder angesagt. Dabei fällt es gar nicht so leicht, sich zwischen verschlungenen Ketten, geometrischen Symbolen, Zick-Zack und Karo, Löwen und Medusaköpfen, barocken Stuckelementen, Schlangen- und Leomustern zu entscheiden.
Wie man Muster kombiniert? Einfach all-over oder nach wie vor zu Denim. Heute zeigt man sich auch von Kopf bis Fuß im Statement-Mustermix und stylt dazu unifarbene lange Mäntel oder Jacken.
Aber es sollten nie mehr als drei unterschiedliche Muster miteinander gemixt werden. Dass Animal-Prints hipp sind, beweisen auch die Hadid-Schwestern. So zeigte sich Bella kürzlich in einem wild gemusterten Roberto Cavalli-Dress, das sie am Vintagemarkt ergattert hatte, kombiniert mit Stilettos aus der aktuellen Loewe-Kollektion. Während Schwester Gigi kürzlich zu einem Crop-Pulli mit Zebramuster griff, den sie zu Denim-Shorts mit Zebragürtel stylte.
Die Codes der Muster
Aufregend wie die Animal-Prints selbst, sind auch die Geschichten, die hinter ihrer Entstehung stecken. So hat das Modehaus Versace gleich mehrere ikonische Muster auf Lager, der Barocco zählt zu den typischsten. Barocco soll Erhabenheit und Opulenz verkörpern.
Der Druck in seiner ursprünglichen Form zeigt goldene Barockmotive wie Akanthusblätter, Blumen und königliche Kronen, die über tiefem Schwarz schweben. Die Supermodels Cindy Crawford, Naomi Campbell und Linda Evangelista machten ihn in den 1990ern berühmt. Donatella Versace brachte dann nach dem Tod ihres Bruders den in Vergessenheit geratenen Print in den 2010er-Jahren wieder in die Kollektionen zurück. Als Hommage an den „Meister des Neobarock“. Die aufwendige Ikonografie und gold-schwarze Farbpaletten sind Teil der Marke, die Extravaganz und Luxus verkörpern will.
Glück und Harmonie
Wer bei Prints lieber auf ideelle Werte setzt, entscheidet sich für das ikonische Muster von Gerolamo „Gimmo“ Etro. Das typische Paisley-Muster versprüht bis heute den Spirit von Reisen in ferne Länder, von Abenteuern und Entdeckungen.
Das tropfenförmige Motiv, das den Samen der Dattelpalme, des „Baum des Lebens“, symbolisiert, steht für Glück, Harmonie, Fruchtbarkeit, Reichtum und Lebensfreude. Bei einigen Kulturen gilt das Paisley auch als Variante des glücksbringenden Yin- und Yang-Symbols. Gimmo, ein Fan von orientalischen Ornamenten, zeigte sie erstmals 1981 in seinen Kollektionen und eroberte damit den Mode-Olymp. Er wandelte das Motiv, das auch „türkische“ oder „indische Gurke“ genannt wird, zeitgemäß um. Neben diesem Symbol setzt das Label aber auch auf seine traditionelle Harz-Jacquard-Technologie namens Etro Paisley.
Die Muster werden alle per Hand gezeichnet, und es kommen nur natürliche Stoffe wie Baumwolle, Seide und Kaschmir zum Einsatz. Und dieser Mix aus Handwerk und Paisley bringt Glück – zumindest dem Label.
Python & Paisley
Warum wieder Schlangenprints in der Mode aufpoppen? Wer jung, sexy und hipp sein will, trägt Pythonprints. Wie etwa Chiara Ferragni, die eben erst in einem Kleid mit wildem Animal-Print von Roberto Cavalli gesehen wurde. Durch dieses Statement beendete sie wohl auch einen Streit mit dem Modeschöpfer, der ihr vor Jahren vorwarf, aus Eitelkeit ihren Sohn nicht gestillt zu haben.
Auch wenn Rapperin Nicki Minaj Bilder auf sozialen Kanälen teilt, auf denen sie in knallgrünen Schlangenprint-Outfits und mit Lackledermantel aus der aktuellen Roberto-Cavalli-Kollektion zu sehen ist, freuen sich Fans tierisch. Seit Roberto Cavallis neuer Modechef Fausto Puglisi das Steuer bei dem italienischen Modelabel vor zwei Jahren übernommen hat, tauchen die ikonischen Animal-Prints der Marke in den Kollektionen wieder auf und zeigen sich in fantastischen Muster-Kombinationen von Schlangen-, Leoparden- und Blumenmustern. Erfunden hat sie Roberto Cavalli, der selbst Kunst studierte, einer bekannten florentinischen Künstlerfamilie entstammt, und immer schon von Textil-Malerei begeistert war. In den 1960ern erfand Cavalli in Paris ein revolutionäres Druckverfahren für Leder, kreierte in den Siebzigern erstmals die aufregenden Animalprints, um Frauen Mut zu Extravaganz und Sinnlichkeit zu machen. Zu den wilden Prints ließ er sich von seinen eigenen Tier-Fotografien aus Afrika, Südamerika und Asien inspirieren, aus denen er die Motive für die Animal-Prints weiterentwickelte. Exotische Katzen liebte er aber besonders. Seine Leoparden-Muster, die pure Freiheit verkörpern, begründeten auch den Kultstatus der Rockstars der Siebziger, wie Rod Stewart, Debbie Harry und Marc Bolan.
Aber als in den Achtzigern Punk und Preppy angesagt waren, mussten die wilden Prints Yuppie-Outfits weichen. Präsent wurde das Label erst wieder zehn Jahre später, als Jennifer Lopez, Madonna, Britney Spears, Victoria Beckham und Elton John die farbenfrohen gewagten Outfits im Leoparden- und Zebra-Muster trugen. Und bis in die 2010er-Jahre war der Hype um Animal-Prints ungebrochen, als die damaligen Stars Kate Moss, Cindy Crawford, Naomi Campbell und Laetitia Casta die gleichnamigen Nachtklubs von Cavalli, die Just Cavalli Cafés in Mailand und Porto Cervo zu ihren In-Treffs machten.
Wer rebellisch sein will, wählt nach wie vor die Tartans von Vivienne Westwood. Das ikonische Karomuster kommt von den ursprünglichen aristokratischen Highland-Kilts. Diese drapierte Westwood gemeinsam mit Malcolm McLaren in den 1970er-Jahren bei ihrem damaligen Punk-Label „Seditionaries“ über Bondage-Anzüge und interpretierte so Kilt und Karo für „Stadtguerillas“ neu.
Ihr Tartan-Muster „Westwood MacAndreas“, benannt nach ihrem Ehemann Andreas Kronthaler, wurde sogar ins ehrwürdige „The Scottish Register of Tartans“ aufgenommen.
Sprühende Lebensfreude, etwas Bohemian-Lifestyle und vor allem einen universellen Dialog untereinander, soll wiederum das Zick-Zack-Muster Missonis symbolisieren. Zudem steht Missoni für handgemachte Qualität, gefertigt im Familienunternehmen. Dass das Zick-Zack, heute zeitgemäß umgesetzt, Kleider wie Möbel ziert, ist Angela Missoni zu verdanken, die den Spirit in unsere Zeit holte. Und gerade jetzt machen bunte, extravagante Prints Lust auf fröhliche Partys und Weihnachtsfeiern.
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