Nacktkleid- und Schleppenverbot in Cannes: Die Opfer und Gewinner

"Ich hatte ein tolles Kleid von Gupta, das ich heute Abend nicht tragen kann, weil die Schleppe zu groß ist. Ich werde die Regeln nicht brechen", sagte Jury-Mitglied Halle Berry vor ihrem großen Red-Carpet-Auftritt beim Eröffnungsfilm "Partir Un Jour" bei den Filmfestspielen von Cannes zum US-Magazin Variety. 

Statt in der Robe des indischen Couturiers, die zu voluminös gewesen wäre, erschien Berry in einer schwarz-weißen Kreation von Jacquemus.

Klum pokerte mit Regelverstoß - und gewann

Ganz anders hielt es da Heidi Klum, die auf den erst am Tag vorher kurzfristig geänderten Dresscode, der Nacktheit und ausladende Schleppen verbietet, pfiff. Sie stöckelte in ihrem floralen Traum von Elie Saab mit hohem Beinschlitz und meterlanger Schleppe zur Premiere.

Die Organisatoren behielten es sich zwar vor, Gästen, die gegen die Regeln verstießen, vom roten Teppich zu entfernen. Bei Klum griffen die Securitys jedoch nicht zu. Der modische Poker machte sich bezahlt. Modekritiker streuten Klum Rosen ob der XXL-Kreation.

Für gemischte Reaktionen sorgte Eva Longoria. Die sonst so sattelfeste Fashionista wurde von Tamara Ralph in eine Rüstung gesteckt, die einen Sanduhr-Effekt erzielen hätte sollen. Eine Rechnung, die laut einigen Kritikern nicht ganz aufging. Zumindest war ihre Schleppe kurz genug für die Vorgaben der Festivalleitung.

Crème de la Crème

Gewohnt stilsicher nach 40 Jahren Festival-Erfahrung setzte Jury-Präsidentin Juliette Binoche in einem Hosen-Ensemble von Dior Haute Couture ein Fashion-Statement. Die Französin hielt sich gleichzeitig aus dem Rummel um Nacktkleider- und Schleppen-Verbot nobel heraus.

Das cremefarbene Kreppoberteil mit raffinierter Raffung und einem Kopfschmuck halb Schleier, halb Kapuze, zog die Blicke auch so auf sich.