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Ein Sommer wie damals: Comeback der Caprihose

Das umstrittene Kleidungsstück ist zurück – auf dem Laufsteg und in den Kleiderschränken der Stars. Wie stylt man Caprihosen diesen Sommer richtig? Und warum gelten sie als Symbol weiblicher Rebellion?

An Trendhosen scheiden sich oft die Geister. Helfen Hüfthosen in die Nostalgie der 2000er-Jahre einzutauchen oder sind sie nervig, weil sie nicht richtig halten wollen? Bringen Schlaghosen den Charme der 1970er-Jahre zurück oder sorgen sie für schwere Schritte, wenn sie sich wieder einmal mit Regen vollgesogen haben? Sind zerrissene Jeans ein Frevel der Jugend oder längst eine Ikone der Urban Fashion?

Doch kaum eine Hose ist in der Modebranche derart umstritten wie die Caprihose – jenes, ursprünglich taschenlose Modell, das meist direkt unter dem Knie, aber maximal in der Wadenmitte endet. Natürlich, da tauchen schnell Bilder aus den 2000er Jahren vor dem inneren Auge auf: Sarah Jessica Parker als experimentierfreudige Carrie Bradshaw, die in diesen Hosen und herrlich hohen Stöckelschuhen durch New York hastet. Leicht und fließend.

Aber gleichzeitig – und deshalb tragen sie Stars so gerne mit High Heels – verkürzen sie optisch das Bein und enden oft so, dass sie den Blick auf die prallste Stelle der Waden lenken. Die Süddeutsche urteilte unlängst sogar man sehe in ihnen aus, als hätte man die "schwitzigen Sportleggings nach dem Joggen angelassen".

Hailey Bieber und Co zeigen es vor

Doch Kritik hin oder her – Caprihosen sind zurück.  Hailey Bieber führte ein schwarzes Modell aus, das sie mit beigem Trenchcoat, weißem Tanktop und zierlich geschnürten Sandalen kombinierte. Supermodel Bella Hadid erschien in schwarzer Caprihose, High Heels und rückenfreiem Top zur Geburtstagsfeier ihrer Schwester. Und Sängerin Dua Lipa zeigte sich in einer weißen Variante. 

Aber auch am Catwalk erlebt die Caprihose derzeit ein Comeback:  

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Auch das Pariser Modelabel Maje setzt diesen Frühling auf Caprihosen in Schwarz.

©Hersteller

Sowohl Cos, Victoria Beckham als auch das Pariser Label Maje präsentieren in ihren aktuellen Kollektionen schwarze Caprihosen, Tommy Hilfiger kreierte ein pink kariertes Modell und Desigual einen braunen Jumpsuit mit Caprihosenbeinen.

So geht das Styling

Aber wie stylt man diese Hose nun am besten? 

Die klassische Kombination mit Bluse wird mittlerweile seltener gewählt, erläutert die Wiener Imageberaterin Eva Köck-Eripek. Heute kommt die leichte Sommerhose mit Crop-Top und Oversized-Blazer oder, wenn es etwas lässiger sein darf, mit geknotetem T-Shirt. 

Dazu passen Ballerinas und Loafers ebenso wie Sandalen und Sneakers.

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Ein elegantes Modell, einmal mehr in Schwarz, abgerundet mit Ballerinas - von COS.

©Hersteller

Die Kritik an der Hose kann die Imageberaterin nicht nachvollziehen. „Die Caprihose passt vielen Frauen sehr gut.“ Der Blick würde von etwaigen, größeren Oberschenkeln auf die oft schlankeren Waden gelenkt und Fesseln vorteilhaft betont. „Die Hose ist oft aus Baumwolle oder Leinen, das macht sie atmungsaktiv. Und sie verdeckt das Knie, dadurch ist sie business-tauglich.“ 

Symbol der Freiheit

Doch die Caprihose ist mehr als ein Kleidungsstück – sie ist ein Symbol weiblicher Freiheit. Irritiert von dem Diktat, dass nur Männer die Hosen anhaben durften, kreierte die deutsche Modedesignerin Sonja de Lennart kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Modell in Dreiviertellänge, das ihrer zarten Figur schmeichelte. Hosen trugen Filmstars wie Marlene Dietrich damals zwar bereits, doch handelte es sich um weite, pludrige Männerhosen. In anliegende Modelle mit – für damals – aufreizendem Seitenschlitz zu schlüpfen, brauchte Mut. Mut, den Schauspielerinnen wie die Deutsche Mady Rahl oder die Österreicherin Ernie Mangold gerne aufnahmen. 

Der internationale Erfolg des Kleidungsstücks kam bereits Anfang der 1950er als Kostümdesignerin Edith Head die Hose für die Hauptrolle in der Romantikkomödie "Sabrina" auswählte - und sie Audrey Hepburn in den Modeolymp hob.

Falsche Lorbeeren

Doch zunächst Lennart gar nicht für die Erfindung der Hose gefeiert. Der italienische Promi-Designer Emilio Pucci hatte - von Lennart inspiriert - begonnen, gleichnamige Modelle in seiner Boutique zu verkaufen. Diese lag ausgerechnet in Capri. Erst um die Jahrtausendwende wurde die wahre Erfinderin gewürdigt: Sonja de Lennart hatte mit dem Namen eine Hommage an die unbeschwerten Sommer ihrer Kindheit setzen wollen.

Und vielleicht ist das mit ein Grund, was diese Hose bis heute faszinierend macht: ein Hauch Nostalgie, eine Prise Rebellion und der Wunsch, modisch seinen eigenen Weg zu gehen. Und so ist die Frage wohl weniger, ob einem Caprihosen stehen, sondern eher, wie man sich mit ihnen selbstbewusst fühlt. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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