Lindsay Lohan & Co: Die Gefahr der perfekten Promi-Gesichter
Lindsay Lohan fällt mit neuen Konturen auf und löst einen Hype unter jungen Frauen aus. Experten sehen das kritisch.
Auf einem Instagram-Bild posiert Lindsay Lohan stolz mit ihrem Zahnarzt Jon Marashi. Er hat ihr perfekte Zähne mit keramischen Verblendplatten gezaubert, ebenso wie seinen Kunden Ben Affleck oder Kate Hudson. Hollywoodstars haben kein Problem damit, zu ihren künstlichen Zähnen zu stehen.
Wenn es um Schönheitsoperationen geht, sieht die Lage allerdings anders aus.
Schauspielerin Lohan macht ein Geheimnis aus dem Namen ihres Arztes, der für ihr neues Antlitz mit 38 Jahren verantwortlich ist. Ebenso wie Donatella Versace oder Christina Aguilera, deren Rundumerneuerungen für Gesprächsstoff sorgen.
Vermutet wird bei allen dreien ein Facelifting. Mit Varianten, die kurze Regenerationszeit und geringe Narben versprechen, wird momentan das große Geschäft gemacht.
So wie mit Minifacelifts, in dem nur das untere Gesichtsdrittel und der Hals gestrafft werden. Oder mit dem Ponytail-Lift, bei dem die Narbe dezent am Haaransatz verläuft.
"Früher hat man gewartet, bis die Haut stark erschlafft ist und dann mit etwa 70 Jahren ein großes Facelift durchgeführt. Heutzutage werden plastisch-chirurgische Eingriffe teils viel früher gemacht, um so einzelne Gesichtspartien zu straffen.", erklärt Beauty-Expertin Kerstin Ortlechner die Tendenz.
Ewig junger Brad Pitt
Gefahr von Faceliftings
Derzeit würden unzählige junge Frauen ihre Ordination kontaktieren, mit dem Wunsch, sich den gleichen Prozeduren wie Lohan zu unterziehen. Eine große Problematik, sagt die Dermatologin. Es sei "verrückt", Faceliftings bei Personen um die Dreißig oder Vierzig durchzuführen, die keine auffälligen Probleme wie extrem hängende Oberlider haben.
"Wir reden hier nämlich von großen chirurgischen Eingriffen unter Narkose, mit möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen, verletzten Nerven, Narbenbildungen, Hautnekrosen und Infektionen".
Noch dazu seien die unzähligen Behandlungen von Lohan äußerst kostspielig. So wie etwa das Deep Plane Lifting, bei dem das Gewebe in der tiefen Schicht gelockert und angehoben werden. Die besten Ärzte veranschlagen 500.000 Euro für diese Operation, die Brad Pitt unterstellt wird.
Gibt eigene OP-Berater
Der Beauty-Markt ist derart exklusiv, aber auch unübersichtlich, dass es mittlerweile eigene Berater gibt, die für gut situiertes Klientel Behandlungen rund um den Globus empfehlen: zur Laserbehandlung nach Dubai, zum Mini-Lifting nach New York. Die bekannteste Beauty-Brokerin Melinda Farina nimmt 25.000 Euro für ihre Ratschläge und Adressen – dafür bucht sie immerhin auch die Arzttermine.
Weniger klassische Filler, mehr Biostimulatoren
Neben den Straffungen sind es Injektionen mit Biostimulatoren, die herkömmlichen Fillern mit Hyaluronsäure gerade den Rang ablaufen. "Die aufgeblasenen künstlichen Luftballongesichter gehören der Vergangenheit an, und das ist auch gut so", sagt Ortlechner. Viele unerfahrene Ärzte oder Pfuscher hätten in den vergangenen Jahren ohne Hemmungen darauf los gespritzt.
Nun aber werden Injektionen gängiger, die die Haut regenerieren, so wie Polynukleotide (PhilArt) oder Calcium-Hydroxylapatit (Radiesse). "Sie aktivieren die Fibroblasten der Haut und führen zu einer vermehrten Kollagenproduktion, die schon ab dem 25. Lebensjahr abnimmt."
Die Haut baut sich also selbst wieder auf, es wird keine Hyaluronsäure injiziert, die Wasser sammelt und man somit aufgedunsen aussieht. "Diese Behandlungsmethoden erfordern mehr Erfahrung als herkömmliche Hyaluronsäure-Filler. Man muss wirklich wissen, was man macht, die Rheologie verstehen und die Anatomie respektieren", gibt die Dermatologin zu bedenken.
Verzerrte Körperwahrnehmung
Auch neuere Schönheitsbehandlungen mit speziellen Lasern und oder eine Mischung aus Radiofrequenz und Microneedling (Morpheus 8) können sich positiv auf die Haut auswirken. Allerdings sind auch diese Treatments nicht günstig. Für Sängerin Christina Aguilera mit einem Vermögen von 160 Millionen Euro kein Problem. Für Ottonormalverdiener eine enorme Hürde.
"Es kann schnell extrem kostspielig werden und ich warne davor, Promis oder bearbeitete Gesichter im Netz als optische Vorbilder zu nehmen. Das kann zu einer verzerrten Körperwahrnehmung führen, bei der schon jede große Pore stört."
Bei ihrem Kollegen in Taiwan stünden Jugendliche Schlange, die nicht mehr aus dem Haus wollen, weil sie ihrem bearbeiteten Profilbild im Netz nicht ähnlich genug sehen. "Bei solchen Problemen sollten wir Ärzte verstärkt an den hippokratischen Eid denken und Aufklärung betreiben."
Kommentare