Die neue wärmende Mode: Nie wieder frieren im Winter
Noch immer ist die Daune das Top-Produkt gegen Kälte, doch die Hersteller haben sich neue gefinkelte Technologien für Winterjacken ausgedacht
Die erste Kältewelle des Jahres ist angekommen – jetzt sind die warmen Winterjacken wieder die treuesten Begleiter. Obwohl die Outdoorjacken-Hersteller permanent an neuen Technologien arbeiten, ist das bestimmende Material noch immer die gute, alte Daune. Sie wirkt wärmespeichernd, isolierend, ist leicht und atmungsaktiv. Das bestätigt auch Lena Seissiger, Outdoor-Expertin bei Bergzeit: "Daune ist das absolute Top-Produkt, um sich gegen Kälte zu schützen. Natürlich gibt es auch Alternativen am Markt wie Kunstfasern, die gerade bei Nässe ein deutlich besserer Begleiter sind. Aber von der Wärmeleistung kommen sie in der Regel nicht an Daune heran.“
Doch Daune hat Nachteile: Sie ist feuchtigkeitsempfindlich und verliert daraufhin ihre Isolierfähigkeit. Zudem wollen viele Konsumenten aus Tierschutzgründen keine Daunenjacken tragen. Bei der Produktion werden zwar nicht – wie oft angenommen wird – die Federn von Ente oder Gans verwendet, sondern das Untergefieder. Dennoch gibt es noch immer Daune auf dem Markt, die unter fragwürdigen Bedingungen gewonnen wird. Die Nachverfolgung ist oft schwierig, deshalb haben sich einige Hersteller gemeinsam mit Tierschutzorganisationen dazu verpflichtet, selbst Kontrollen durchzuführen, um die Herkunft möglichst lückenlos zu dokumentieren. Diese Marken sind: Vaude, Patagonia, The North Face, Mammut und Jack Wolfskin.
Wer gänzlich auf tierische Daune verzichten will, sollte auf Kunstfaserjacken umsteigen: Unlängst veröffentlichten chinesische Wissenschaftler eine Studie, wonach ihre entwickelten Kunstfasern das Fell von Eisbären perfekt nachahmen und sogar wärmender als Daunen sein sollen. Die Technik ist freilich noch lange nicht markttauglich.
Kunstfasern statt Daune
Primaloft (so heißen Hersteller und Material) sind beispielsweise ultrafeine, weiche Polyester-Mikrofasern, die die Struktur und Funktionalität der Daunen imitieren. Einige Outdoor-Marken haben in Zusammenarbeit mit Primaloft auch eigene synthetische Alternativen entwickelt. The North Face verwendet z. B. die Isoliertechnik Thermoball. Das sind kleine runde synthetische Faser-Cluster, die Daunenflocken nachahmen und Wärme in kleinen Lufttaschen speichern.
Das italienische Label Save the Duck benützt die Kunstfaser Plumtech, eine Polyesterwatte, die aus recycelten Plastikflaschen gewonnen wird. Die Vorteile: Sie isolieren auch bei hoher Feuchtigkeit und sind pflegeleichter. Denn echte Daunenjacken sollten nicht in der Waschmaschine gewaschen werden, die Daune verklebt beim Waschvorgang und lässt sich nach dem Trocknen nicht mehr so gut aufbauschen. Jacken mit Kunstfasern sind leichter zu reinigen und auch zu trocknen.
Bei der äußeren Schicht von Jacken steigen immer mehr Hersteller auf die von GORE-TEX entwickelte "ePE-Membran“ um. Sie besteht aus Polyethylen, ist absolut wasser- und winddicht sowie atmungsaktiv. Führende Hersteller wie Salomon setzen auf diese neue Technologie.
Jacke mit Heizung
Das Unternehmen Alpha Tauri, die Premium-Modemarke von Red Bull, geht einen Schritt weiter. Sie beheizt kurzerhand ihre Jacken und Mäntel von innen. Die Steuerung erfolgt per Smartphone App, Knopfdruck oder Apple Watch "Die zwei strategisch platzierten Heizzonen sitzen im Nierenbereich und an den Vordertaschen und können auf die persönliche Wohlfühltemperatur aufgeheizt werden. Die Temperatur wird automatisch gehalten und gespeichert. Der Träger kann aus drei verschiedenen Heizmodi wählen“, so das Unternehmen. Kostenpunkt: 990 Euro für eine Cabanjacke.
Alpha Tauri will in Zukunft sein Heatable-System ausbauen und Outdoor-Jacken nach Belieben damit aufrüsten. Bergzeit-Expertin Lena Seissiger sieht diese Technologie kritisch: „Aufgrund des hohen Preises ist der Verkauf bis jetzt noch schwierig. Beheizbare Schuhe oder Handschuhe werden deutlich mehr nachgefragt. Und auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist das für mich persönlich ein schwieriges Thema.“ Ressourcen schonen und Textilmüll vermeiden wird am Outdoor-Markt immer wichtiger. Seissiger: „Die Kreislaufwirtschaft spielt in den Forschungen und Kollektionsentwicklungen eine große Rolle.“ Ziel sei es, die Produkte in Zukunft so herzustellen, dass man sie zu Neuem verarbeiten kann, wenn sie abgetragen sind. Somit könnten fossile Ressourcen geschont werden.
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