Designerin Iris von Arnim: "Kaum jemand hat sich für Strick interessiert"
In den Siebzigerjahren gegründet, hat die Deutsche ihr Kaschmirlabel zu einer Institution im Stricksegment gemacht. Heute leitet Sohn Valentin das Unternehmen.
Hamburgern haftet ein Klischee besonders hartnäckig an. Die Norddeutschen seien reservierter gegenüber Fremden, nordisch-kühl eben.
Von Distanziertheit kann bei Iris von Arnim und ihrem Sohn Valentin nicht die Rede sein. Gut gelaunt sitzen die beiden auf dem Sofa, während des Interviews wird sich hie und da geneckt. Die beiden sind anlässlich eines großen Events nach Österreich gekommen: Die Designerin eröffnet am frisch renovierten Neuen Markt ihren ersten Wiener Store.
Von der deutschen Presse wird Iris von Arnim wohl zu Recht als Kaschmir-Queen bezeichnet. Mit ihrem gleichnamigen Unternehmen bietet die Designerin seit 1976 luxuriöse Strickmode an. Nach einem schweren Autounfall musste sie einst monatelang im Krankenhaus bleiben – und entdeckte dort das Stricken für sich. „Damals haben sich die großen Marken mit der Feuerzange mit Strick beschäftigt“, erinnert sich die 77-Jährige. „Kaum jemand hat sich dafür interessiert.“
Nur die französische Modemacherin Sonia Rykiel, die Frau von Arnim als „eine meiner Ikonen“ bezeichnet, erkannte bereits Ende der Sechzigerjahre das Potenzial von Strickmode. Das sei heute ganz anders: „Strick hat etwas mit Leichtigkeit und Wohlfühlen zu tun“, sagt die Markengründerin.
Abschied von Wall Street
Ihre ersten Entwürfe, vor allem bekannt für kräftige Töne und Farbverläufe, schafften es schnell auf die Titelblätter der Frauenmagazine. Eines dieser Modelle aus Anfangszeiten wurde anlässlich der Storeeröffnung neu aufgelegt. Valentin von Arnim nimmt es während des Interviews in die Hand und erklärt liebevoll die Stricktechnik. Seine Mutter lächelt. Denn dass der Sohn irgendwann ins Familienunternehmen einsteigen würde, war keineswegs absehbar.
Bevor er die strategische und operative Leitung des Stricklabels übernahm, arbeitete er bei Goldman Sachs in New York. Die Rückkehr nach Hamburg sei nicht ganz einfach gewesen: „Das Schwierigste war, sich auf unsere Mitarbeiter einzustellen. Wozu braucht man eine Mittagspause? Das habe ich zu Beginn nicht kapiert“, sagt der 43-Jährige, der an der Wall Street oft 120 Stunden pro Woche arbeitete.
Für immer tragen
Valentin von Arnim führe laut Iris das, was einst „unschuldig begann“, in die moderne Welt. Sie meint damit das Marketing. „Unter Frauen in meinem Alter sind wir bekannt, jetzt geht es darum die Marke auch für jene ab 20 Jahren interessant zu machen.“
Für diese Generation ist das Thema Nachhaltigkeit so wichtig wie keiner zuvor. „Wobei dieser Begriff für mich nichts Neues ist“, wendet Iris von Arnim schon zu Beginn der Interviewfrage ein. „Höchste Qualität made in Italy – dementsprechend war auch der Preis immer hoch. Ein Kaschmirteil von uns sollte immer etwas sein, das man über Jahre hinweg tragen und sogar vererben kann. Das ist für mich Nachhaltigkeit.“ Eine Kollektion namens Re-Edition wird ausschließlich aus Restgarnen, die im Zuge der Produktion übrig bleiben, gefertigt. Valentin von Arnim: „Uns ist es wichtig, dass nichts einfach weggeschmissen wird.“
Aus der Idee im Krankenhausbett ist längst ein Unternehmen mit Umsätzen im zweistelligen Millionenbereich geworden. Bleibt da für die Firmengründerin noch Muße, um selbst zu stricken? Sie habe jüngst „vor der Glotze mal wieder etwas ausprobiert“, sagt Iris von Arnim. „Ich habe kaum noch Geduld dafür. Aber für meine Enkel könnte ich jetzt mal was machen.“
Fakten und Pflegetipps zu Kaschmir
Nonplusultra
Als edelste aller Wollarten gilt Kaschmir, das von Kaschmirziegen in der Mongolei und in China gewonnen wird, aufgrund seiner besonderen Eigenschaften: Zum einen ist es das weichste Material. Zweitens strahlen Farben viel mehr auf Kaschmirwolle als auf Materialien wie Merinowolle. Kaschmir ist außerdem sehr atmungsaktiv, deshalb kann es auch zur warmen Jahreszeit getragen werden
Qualitätsmerkmale
Ein guter Kaschmirpullover wird anfangs auch fusseln. Im Gegensatz zu schlechter Qualität, bei der Hersteller nicht nur hochqualitative lange Haare der Ziege verwenden, sondern diese auch mit kurzen mischen, hört das nach einigen Anwendungen mit dem Fusselrasierer wieder auf
Richtige Pflege
In der Waschmaschine reinigen. Nie mit der Hand waschen, da dies die Wolle strapaziert
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