Der Mini ganz groß: Der Modeklassiker feiert sein Revival

Der Minirock ist wieder angesagt und bringt viel Feminismus-Geschichte mit sich.

Nicole Kidman hat darum gebettelt, den Minirock von Luxuslabel Miu Miu am Cover der Vanity Fair tragen zu können. Das erzählt der Hollywoodstar selbst gerne über das Shooting vor einigen Wochen, das die 55-Jährige bauchfrei und im gerade einmal handbreiten Faltenrock zeigt. So viel nackte Haut und eine derart kurze Rocklänge sorgten für gemischte Reaktionen. Die große Aufregung blieb aber aus. Immerhin zeigt sich Frau seit den 1960ern in Mini- und Microröcken. Damals waren sie noch eine Sensation.

Rebellische Sixties

Als Inbegriff der sexuellen und feministischen Revolution wurden sie nach den biederen Fünfzigern gesehen – ein Kleidungsstück, das nach wie vor für die Freiheit der Frau steht. Inmitten der Swinging Sixties wurde der Minirock 1962 von der Mode-Ikone Mary Quant in London etabliert. Erst noch verpönt und als skandalös angesehen, feierte er durch die Trendfibel Vogue einen rasanten globalen Siegeszug.

Die bekannte US-Frauenaktivistin Gloria Steinem nahm im Mini an Podiumsdiskussionen über Gleichberechtigung teil. Iris Berben erzählt in einer aktuellen Netflix-Dokumentation über Münchens 60er-Jahre, wie rebellisch Miniröcke waren – auch wenn sich die Schauspielerin selbst nie wohl damit fühlte.

Fakten

1962 wurde der Minirock von der britischen Designerin Mary Quant in die Modewelt eingeführt. Sie wollte, dass Frauen mehr Beinfreiheit haben:  „Ein kurzer Rock, in dem man sich frei bewegen kann, laufen und den Bus erwischen konnte“ war ihr Ziel. „Aber, vor allem: In dem man tanzen konnte. Ich wusste: Das ist es!“ Die britische Vogue präsentierte die neuen Röcke, die sofort zum Trend wurden.

1966 trägt Jackie Kennedy als ehemalige First Lady der USA erstmals öffentlich einen Minirock. Die New York Times prophezeite dem Modestück daraufhin eine „sichere Zukunft“.

Der Minirock wurde zum Style-Liebling, verschwand aber wieder in der Modeversenkung. Entstaubt wurde der Rock erst Ende der 90er, als er zum Business-Look von selbstbewussten Karrierefrauen avancierte – gepaart mit Nadelstreifenkostümen und Schulterpolstern. Und weil die 90er in jeglicher Hinsicht wieder ein Revival erleben, dürfen auch Mini und Micro wieder auf den Laufsteg. Neben Prada und Hermes ausgerechnet bei Dior.

Die Marke hatte 1966 noch bekannt gegeben, auf die rebellischen Kurzröcke verzichten zu wollen – kleine Proteste in London waren die Folge. Nun aber zeigt Dior für den Sommer 2022 plakative Sixties-Looks in kräftigen Farben und Minis. Noch kürzer präsentiert Miu Miu den Faltenrock. Als dekonstruierte Schuluniform – ganz so wie es Britney Spears schon 1998 in ihrem Video zu „Baby One More Time“ vormachte. Dazu passen wie damals College- und Plateau-Schuhe oder Pumps mit Mini-Absatz. Mit Stiefeln wird der Look erwachsener und ist bürotauglicher. Paris Hilton, It-Girl der späten 90er und noch immer im Society-Universum aktiv, erklärte kürzlich: „Röcke sollten so breit wie Gürtel sein. Das Leben ist zu kurz, um nichts zu riskieren.“

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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