Kleiner Charme, große Wirkung: Wie man jetzt Taschen aufpeppt

Jane Birkin hat die Modewelt nicht nur um eine ikonische Tasche bereichert, sondern auch als erste Taschen einen individuellen Touch verliehen. Ein Trend, der derzeit wieder vermehr aufgegriffen wird.

Zurück zum Ernst des Lebens? Zumindest auf die Mode trifft das diesen Herbst nicht zu. Die bleibt derzeit nämlich bunt, laut und verspielt.

Stars zeigten das im Sommer bereits vor. Als Supermodel Gigi Hadid den roten Teppich für die Premiere des Blockbusters "Deadpool" in buttergelbem Bandanatop mit gleichfärbigem Lederrock von Miu Miu betrat, fiel der Blick auf ein besonderes Detail ihres Ensembles. 

Oder eigentlich: auf ganz viele. Denn an ihrer eckigen, ebenfalls buttergelben Handtasche baumelte Diverses: ein knallrotes, glänzendes Herz, ein "I Heart NY"-Anhänger oder auch ein korallenrotes Bändchen. 

Nach Jahren des Quiet Luxury und der Beige-Verherrlichung war es nur eine Frage der Zeit, bis das Trendpendel ins andere Extrem überschlagen würde. Und mit der aktuellen Rückbesinnung auf die bunten 2000er Jahre kamen nun auch sie wieder: die bunten, teils plüschigen, teils klimpernden Taschenanhänger, die sogenannten Bag Charms

©REUTERS/Caitlin Ochs

Anhänglich am Catwalk

"Maximalismus ist zurück", bestätigt die Wiener Stilexpertin Karima Benamara. Begonnen habe dieser Trend in Ostasien - dort einem Faible für Retromode und Kreativität geschuldet - und wurde daraufhin von den Luxusmarken in ihre Kollektionen aufgenommen. 

©Karima Benamara

Miu Miu ließ zuletzt gleich mehrere Models mit dekorierten Taschen über den Catwalk laufen, die neueste Rodeo-Tasche von Balenciaga ist mit Ketten, übergroßen Schlössern und herzförmigen Karabinern ausgestattet. Und Prada bietet neuerdings kleine Spielzeugroboter aus Saffiano Leder und mit dem dreieckigen Logo an. 

Eng umwickelt

Die britische Sängerin Lily Allen präsentierte also ihre karamellbraune Hermes Birkin Bag dann mit bunten Perlenkletten und Seidenschal um den Henkel gewickelt.

Und bei Sängerin Dua Lipa urteilte die britische Vogue, dass sie zu einer "Jüngerin von Jane Birkin" geworden ist, nachdem sie ihre schwarze Birkin Bag mit rotem Seidenschal und Anhängern aufgehübscht hatte. "Denn der Charm", meint die Wiener Imageberaterin Eva Köck-Eripek, "sorgt für ein Stilupgrade und hilft, der Tasche einen individuellen Touch zu geben." Und das hat bereits Modeikone Jane Birking erkannt.

Modische Vereinigung

Bei einer zufälligen Begegnung während eines Flugs von Paris nach London in den 1980ern, kam Jane Birkin mit Hermès-CEO Jean-Louis Dumas ins Gespräch. Jane beschwerte sich, wie schwer es sei, eine Tasche zu finden, die schick war, aber auch ihren Bedürfnissen als junge Mutter gerecht wurde. Noch im Flugzeug sollen sie begonnen haben, eine solche Tasche auf einer Tüte zu skizzieren. 1984 brachte Hermès dann die Birkin Bag um 1.800 Euro auf den Markt. 

Doch dass die Tasche ihren Namen trug, machte sie für Jane Birkin noch nicht persönlich genug. Und so brachte sie Anhänger, Schmuckstücke und Aufkleber an. 

In den 2000ern wurde das von Stars wie den Olsen Zwillingen, Paris Hilton oder Sarah Jessica Parker aufgegriffen. In der Folge brachten Louis Vuitton, Fendi oder Prada passende Kollektionen auf den Markt.

Und nun erklären unter dem Schlagwort "How to Jane Birkin-fy your bag" (dt. wie man die Tasche Jane Birkin-fiziert) immer mehr TikToker, wie man die Alltagstasche wieder richtig stylt.

Wichtig laut Imageberaterin Eva Köck-Eripek: "Die Anhänger passen am besten zu klassischen, einfärbigen Taschen. Dann macht man aus ihnen mit dem ein oder anderen Accessoire einen Hingucker. Man sollte aber nicht zu viele verwenden, sonst sieht es schnell billig aus."

Schmucke Alltagsgegenstände

Mitunter werden die Accessoires derzeit jedoch durchaus kurios. Sängerin Lily Allen zeigte sich auch mit grüner Birkin Bag, an der ein Anhänger in Form der Arzneipackung Nurofen baumelte.

Die Londoner Designerin Anya Hindmarch kreiert diverse ungewöhnliche Charms, in Form von Stabilo Markern, Duracell-Batterien oder After Eight. Mit durchschnittlich 250 Euro fallen die Accessoires dabei teurer aus als so manche Taschen. Der kleine Pferdeanhänger von Hermès kommt sogar auf 780 Euro und die Minitatur-Kelly-Bag auf unglaublich 4.000 Euro. 

Doch es muss nicht immer teuer sein, meint Stilexpertin Karima Benamara: "Man kann auch einfach auf Flohmärkten, bei Etsy oder bei seinen eigenen Sachen suchen." Gerade bei Trends biete sich das an. "Wer weiß, vielleicht ist der nächste Saison schon wieder out."

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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