
4 Single-Typen und wie gehemmt sie sind
Eine psychologische Auswertung zeigt, wer sich bei der Partnersuche besonders schwertut - und wie sich diese Blockaden lösen lassen.
Die Zahl der Alleinstehenden steigt, und damit auch die Anzahl der Menschen, die sich dieselbe Frage stellen: Warum bin ich eigentlich (immer) noch Single?
Der deutsche Psychologe und Dating-Coach Guido Gebauer hat zu diesem Zweck einen Online-Test entwickelt, an dem inzwischen mehr als 11.000 Männer und Frauen teilgenommen haben. Abgefragt wird dort unter anderem, ob man als Single glücklich sei, sexuelle Treue erwarte, sich als gehemmt empfinde oder Probleme habe, anderen zu vertrauen.
Anhand der Ergebnisse hat Gebauer, der die Dating-Plattform Gleichklang.de leitet, nun vier Single-Typen herausgearbeitet. "Wiederkehrende Muster wurden aus der umfangreichen Datenerhebung extrahiert und systematisch in Gruppen eingeteilt", erklärt der Psychologe.
Die Klassifikation, betont er, beruhe nicht auf theoretischen Annahmen, sondern auf "klar erkennbaren Gemeinsamkeiten unter den Teilnehmenden".
Die vier Single-Typen
1. Singles ohne besondere Erschwernisse (40,8 %)
Diese Singles weisen keine erkennbaren Blockaden auf, die ihre Partnerfindung behindern. Sie sind besonders motiviert, aktiv in der Partnersuche und offen für neue Kontakte. Hohe Zufriedenheit mit der Online-Partnersuche, kürzere Single-Zeit und positive Beziehungserfahrungen sind charakteristisch.
2. Singles mit Sexinteresse bei Bindungszweifeln (32,7 %)
Starkes Interesse an unverbindlichen sexuellen Kontakten, jedoch Unsicherheiten bezüglich langfristiger Bindungen. Negative Beziehungserfahrungen und Bindungsvermeidung treten häufiger auf. Diese Singles stellen hohe Anforderungen an potenzielle Partner:innen und suchen primär in ihrer geografischen Nähe. Diese hohen Anforderungen und die geringe regionale Flexibilität können psychologisch als eine Form der Bindungsvermeidung betrachtet werden.
3. Singles mit hohen Barrieren und Hemmungen (14,4 %)
Persönliche Herausforderungen wie Selbstunsicherheit, gesundheitliche Einschränkungen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten erschweren die Partnersuche. Die Befragten schildern häufiger depressive Verstimmungen und negative Beziehungserfahrungen. Online-Dating wird eher skeptisch gesehen, die Eigeninitiative ist geringer. Die Betreffenden wünschen sich zwar ernsthaft eine Beziehung, haben aber nicht genug Selbstvertrauen, um die Partnersuche engagiert anzugehen.
4. Singles mit sexuellen Problemen oder romantischem Desinteresse (12,1 %)
Diese Gruppe umfasst zwei Untergruppen:
- Asexualität: Hier geht es darum, gezielt nach platonischen Beziehungen zu suchen. Asexualität ist eigentlich kein sexuelles Problem, aber Asexuelle erleben ihre Partnersuche im Durchschnitt als deutlich erschwert.
- Sexuelle Hemmungen oder Funktionsstörungen: In diesem Fall steht ein sicherer Umgang mit Sexualität sowie eine offene Kommunikation im Vordergrund. Gleichzeitig fällt es diesen Personen schwer, intensive Liebesgefühle zu entwickeln. Die Bereitschaft für Erstkontakte und geografische Flexibilität ist geringer. Dies ist Ausdruck der Unsicherheit der Betreffenden, ob sie überhaupt eine Beziehung wünschen.
Der Großteil der Singles hat demnach keinerlei Einschränkungen oder Probleme. Etwa ein Drittel sucht zwar Sex, scheut aber vor Bindung zurück. Etwa 30 Prozent haben Hemmungen, gesundheitliche oder wirtschaftliche Einschränkungen, die die Partnersuche erschweren, oder sexuelle Funktionsstörungen bzw. sexuelles Desinteresse.
Der großen Gruppe ohne besondere Erschwernisse rät Gebauer, "Optimierungsfaktoren" zu identifizieren, die sich relativ leicht umsetzen lassen - etwa, den Suchradius zu erhöhen, mehr Erstnachrichten zu schicken oder schneller Treffen zu vereinbaren.
"Bei vielen dauert das Online-Dating Jahre"
Gebauer betont, dass prinzipiell jeder Single-Typ Chancen auf eine Partnerschaft hat - auch jene mit hohen Barrieren und Hemmungen. "Entscheidend ist, dass Barrieren nur Barrieren sind, wenn sie als solche erlebt werden", sagt der Psychologe. "Tatsache ist, dass Menschen mit allen Arten von Behinderungen, Erkrankungen oder sonstigen Erschwernissen wie wirtschaftliche Schwierigkeiten Partnerschaft finden können und dies auch tun. Es ist essenziell, sich dies bewusst machen."
Neben einem selbstbewussten Umgang mit dem Handicap sei es für diese Gruppe besonders wichtig, aktiv in das (Online-)Dating hineinzugehen und sich nicht gleich entmutigen zu lassen. "Bei vielen dauert das Online-Dating länger, manchmal mehrere Jahre. Es bedeutet nicht, dass es an Ihrer Person liegt oder liegen muss."
Und was empfiehlt der Experte Singles, die sich zwar nach romantischer Liebe sehnen, aber keinen Sex haben wollen?
"Es ist wichtig, eine Asexualität anzunehmen und gezielt nach Personen zu suchen, die ebenso keinen Sex in der Beziehung wünschen", sagt Gebauer. Auch die Reflexion der eigenen Liebesgefühle kann hilfreich sein. "Suchen Sie sich Freunde und führen Sie sich vor Augen, dass Beziehungen nicht immer mit großen Gefühlen beginnen, sondern sich oft von Sympathie zu inniger Verbundenheit vertiefen. Sollten Sie bei sich feststellen, dass Sie wirklich ohne Beziehung glücklicher sind, ist das völlig in Ordnung."
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