
Gewichtsfalle Beziehung: Was Paaren wirklich hilft
Viele Menschen nehmen laut Studien während ihrer Partnerschaft zu. Zwei Experten benennen die Ursachen und erklären, wie man die Extra-Kilos gemeinsam wieder loswird.
Von Julia Bach
Mit einer neuen Beziehung gewinnen Paare nicht nur Liebe und schöne Erinnerungen, sondern oft auch zusätzliches Gewicht. Das zeigen verschiedene Studien und Umfragen. Die Gründe: Der Alltag verändert sich, Routinen setzen sich fest, Sport wird häufiger ausgelassen und die gemeinsame Mahlzeit wird zum emotionalen Anker des Tages.
Was zunächst wie ein gemütlicher Nebeneffekt wirkt, kann schnell zur gesundheitlichen Belastung werden. Und auch die Beziehungsqualität kann unter der Gewichtszunahme leiden. Die gute Nachricht: Paare können gezielt gegensteuern und die Herausforderung als Chance für mehr Bindung und Lebensqualität nutzen.
Gemeinsame Routinen
„Dass Eheleute zu- oder abnehmen, liegt wohl vor allem an ähnlichen Essgewohnheiten“, erklärt der Hamburger Paartherapeut Eric Hegmann. In Beziehungen entsteht ein neuer Alltag, in dem Routinen und gemeinsame Mahlzeiten eine größere Rolle spielen als Diätpläne oder Fitnessprogramme. Die Ernährung verändert sich, oft unbemerkt. Dabei liegt die Ursache für die Gewichtszunahme weniger in emotionalen Problemen als in praktischen Veränderungen des Lebensstils.

Eric Hegmann ist Paartherapeut in Hamburg.
©Kathrin StahlDas bestätigen die Ergebnisse einer deutschen Langzeitstudie: Demnach sinkt der Body-Mass-Index auf den Originalwert zurück, sobald sich ein Paar trennt. Ein Hauptgrund für das „Love Weight“ – „Liebesgewicht“ – ist laut einer Untersuchung das Sicherheitsgefühl, das die Beziehung vermittelt. 64 Prozent gaben diese Ursache bei einer Selbsteinschätzung an. Auch Stress, eine falsche Ernährung, Hormonstörungen oder Krankheiten können zu mehr Bauchfett führen. Zudem gaben mehr als ein Drittel an, in der Partnerschaft häufiger Essen zu bestellen und beim Kochen Alkohol zu konsumieren. Auch regelmäßige Restaurantbesuche sind ein Grund für „Love Weight“.
Erschwerend hinzu kommt das Alter. Unabhängig vom Beziehungsstatus nehmen die meisten Menschen über die Jahre zu, während sie an Muskelmasse verlieren. „Insbesondere der Bewegungsmangel führt zu einem Verlust an Muskelmasse und Muskelkraft“, sagt Sportwissenschaftler Ingo Froböse. Ab dem 30. Lebensjahr bauen wir davon rund ein Prozent jährlich ab.
Tatsächlich könne hohes Übergewicht die Lebensqualität ungünstig beeinflussen, besonders wenn es zu Beschwerden wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzproblemen führt. Laut Froböse schütten Fettzellen Botenstoffe aus, die Entzündungen fördern. Ein ungesunder Lebensstil kann zudem Erektionsstörungen und einen Libidoverlust mit sich bringen.
Fastenzeit zu zweit
Laut dem Sportwissenschaftler besteht die beste Strategie darin, den Gewichtsverlust zum gemeinsamen Ziel zu machen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Das könne auch eine Chance für die Beziehung sein, als Paar herausfordernde Zeiten durchzustehen.
Froböse empfiehlt Paaren, die zusammen abnehmen möchten, feste Essenszeiten. Sie sollten diese im Vorfeld besprechen und einhalten. Dabei geht es nicht nur um die Eingrenzung der Nahrungsaufnahme, sondern auch um das gemeinsame Genießen. Auch einen Ernährungsplan für die Woche hält der Experte für ratsam. Dazu gehört, rechtzeitig einzukaufen. So sind Paare für den spontanen Hunger gerüstet.
Auch sollten Alkohol- und zuckerhaltige Getränke limitiert werden. Und es lohne sich, Fastenzeiten einzubauen. „Im Idealfall sind diese zwischen 12 und 16 Stunden lang.“
Paartherapeut Hegmann spricht eine sanfte Warnung aus: So könnten sich Paare gegenseitig dabei unterstützen, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen. Grundsätzlich sei aber niemand für den Selbstwert des Partners zuständig. Das liegt in der Hand eines jeden Erwachsenen.
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