Das Gefühl, alle zu enttäuschen: Hilft dieser Trend?
Manchmal hat man das Gefühl, alle um sich herum zu enttäuschen. Ein neuer Trend in den sozialen Medien könnte allerdings dagegen helfen. Alles über die "Lasst sie"-Theorie.
Hat es einen bestimmten Grund, warum ein Freund zum wiederholten Mal eine Essenseinladung ausgeschlossen hat? Ist es schlimm, dass die Kinder sich auf dem Spielplatz nicht immer genau so verhalten, wie man es ihnen sagt? Wer kennt es? Das nagende Gefühl, man sollte es anders machen, dass man in diesem Moment jemanden irgendwie enttäuscht. Gegen diese Gedanken, die vermutlich vielen Menschen vertraut sind, hat eine Motivationsrednerin auf Instagram eine Lösung vorgeschlagen: die "Let them theory".
In einem Video, dass bereits knapp 1,5 Millionen Likes generiert hat, erklärt Mel Robbins die "Lasst sie Theorie". Gemeint ist eine gewisse Einstellung zu Leben. Anstelle sich zu viele Gedanken zu machen, dass man vielleicht irgendwelche Erwartungen enttäuscht, sollte man andere einfach lassen. "Wenn deine Freunde dich dieses Wochenende nicht zum Brunch einladen, lass sie. Wenn die Person, zu der Sie sich wirklich hingezogen fühlen, kein Interesse an einer Verpflichtung hat, lassen Sie es. Wenn Ihre Kinder dieses Wochenende nicht aufstehen und mit Ihnen zu diesem Ding gehen wollen, lassen Sie es sie", meint Mel.
Vor allem bei den Menschen, denen man sich nahe fühlt oder sich nahe fühlen möchte, tendieren viele Menschen zu diesem Verhalten. Tatsächlich zeigen Studien, dass diese Verhaltensweise möglicherweise in unserem Gehirn verankert sein könnte. Die Forschung zeigt nämlich, dass der Bereich unseres Gehirns, der für Belohnungen verantwortlich ist, dann aktiver ist, wenn andere uns in unseren Taten und Denkweisen bestätigen. Kein Wunder also, dass man anderen Personen gefallen möchte, wenn dadurch Glückshormone und positive Impulse ausgelöst werden. Bei der Lebenseinstellung der "Lasst sie Theorie" geht es folglich darum, die Aktionen anderer Menschen zu akzeptieren und keine Energie darauf zu verschwenden, sie ändern zu wollen. Stattdessen kann man dann entscheiden, wie man selbst in der Situation agieren möchte.
Theorie ist allerdings nicht automatisch gleich Praxis. Einige erklären beispielsweise in den Kommentaren, dass sie wahrscheinlich ganz alleine wären, wenn sie einfach alle 'lassen' würden. Das käme daher, dass andere Personen auf ihre Bemühungen angewiesen sind. Dagegen spricht eine Theorie, die bereits 1954 von dem Psychologen Julian B. Rotter entwickelt wurde: der Ort der Kontrolle. Dabei geht es darum, dass nicht äußere Kräfte die Ereignisse im Leben eines Menschen kontrollieren, sondern der Mensch selber. Indem man sich also beispielsweise einen Spa-Tag gönnt, wenn eine Person eine Einladung zu einem Date abgesagt hat, gewinnt man einen Teil der Kontrolle zurück. Wichtig ist, dass man sich aktiv für eine Handlung entscheidet und so die Kontrolle über das eigene Verhalten behält. So gesehen könnte die "Lasst sie Theorie" ein sinnvoller Ansatz sein, mit Enttäuschungen umzugehen. Ausprobieren schadet nie!
Kommentare