Paar streitet sich im Urlaub.

Trennung nach dem Urlaub? Wie Paare ihre Beziehung retten können

Viele Paare trennen sich nach den Ferien. Eine Therapeutin erklärt, wen das betrifft, welche Gründe dahinterstecken und welche Strategien helfen können, die Partnerschaft zu retten.

Nach dem Urlaub erwarten viele Paare einen entspannten Wiedereinstieg in den Alltag. Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Laut einer Studie der Online-Partnerbörse Elitepartner trennen sich viele Menschen nach den gemeinsamen Ferien. Von insgesamt 3.000 Befragten berichteten 25 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen in Deutschland, schon einmal während oder direkt nach dem Urlaub eine Beziehung beendet zu haben.

Forscher der University of Washington kamen vor einiger Zeit zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie stellten fest, dass Trennungen in den Monaten März und August signifikant angestiegen waren, also kurz nach der Winter- und Sommerurlaubszeit.

Wer sich im Urlaub trennt

Die Psycho- und Paartherapeutin Magdalena Ségur-Cabanac beobachtet das vor allem bei Paaren, die frisch zusammen sind und das erste Mal gemeinsam eine Reise unternehmen: „Im Urlaub merkt man schnell, wie die andere Person eigentlich drauf ist. Oft sind es einfache Dinge, die einen die Beziehung infrage stellen lassen. Zum Beispiel, weil sich eine Person gegenüber dem Servicepersonal nicht angemessen benimmt oder die dreckigen Unterhosen überall liegen lässt“, sagt sie zum KURIER.

Paare, die schon länger in einer Beziehung sind, werden Trennungsentscheidungen selten spontan treffen. Meist gebe es schon vorher Probleme in der Beziehung: „Der Urlaub per se ist nicht der ausschlaggebende Grund, warum man sich trennt.“ Dass Paare trotz Krise gemeinsam verreisen, habe oft finanzielle Gründe – „weil man zum Beispiel keine Stornoversicherung abgeschlossen hat“.

Manche Menschen neigen zudem dazu, den bevorstehenden Urlaub zu romantisieren. „Stellt sich dann heraus, dass die Person genauso faul wie im Alltag ist, kann das frustrierend sein.“ Grundsätzlich hält es Therapeutin Ségur-Cabanac aber für keine schlechte Idee, sich trotz bestehender Beziehungsprobleme eine gemeinsame Auszeit zu nehmen. „Wenn das Paar den Urlaub aktiv nützt, um sich wieder näher zu kommen, macht das Sinn.“

Schwierige Themen können bei einer gemeinsamen Reise durchaus angesprochen werden. „Oft beeinflussen Beziehungsprobleme den Erholungsfaktor“, erklärt die Psychotherapeutin und ergänzt: „Ich habe das Gefühl, dass ein gemeinsamer Urlaub Paare eher zusammenschweißt.“ Steht nach der Reise dennoch eine Trennung im Raum, empfiehlt Ségur-Cabanac, „die Beziehung nicht aus dem Affekt heraus sofort zu beenden. Da rate ich, zur Ruhe zu kommen und zu reflektieren: Was sind das für Probleme, die wir haben? Nur weil es gerade kriselt, heißt es nicht, dass man sich sofort trennen muss.“

Komplizierter wird das Trennungsthema, wenn Kinder im Spiel sind. „Neben der Paarebene gibt es immer noch die Ebene als Eltern. In dem Fall sollte man sich im Urlaub zusammenreißen. Denn ein großes Drama in den Ferien könnte die Kinder beeinträchtigen oder verletzen.“ Ist man wieder zu Hause angekommen, kann man sich damit auseinandersetzen.

Magdalena Ségur-Cabanac

Magdalena Ségur-Cabanac, Psychotherapeutin

©Laurent Ziegler/Magdalena Ségur-Cabanac

Geduld ist gefragt

Kurz vor dem Schulstart bzw. in der ersten Schulwoche sollte über eine mögliche Trennung aber noch nicht gesprochen werden: „Vor allem dann nicht, wenn ein Schulwechsel – zum Beispiel von der Volksschule ins Gymnasium – bevorsteht.“ Das Wichtigste sei, Kinder nicht zu überfordern, sondern sie in Ruhe ankommen zu lassen – und ihnen dann mit klaren Worten zu zeigen, dass auch nach einer Trennung Verlässlichkeit bleibt.

Wie Eltern in der Familie über ihre Trennung sprechen sollten

Eine Trennung stellt Paare oft vor große Herausforderungen – vor allem, wenn Kinder involviert sind. Eine gute Vorbereitung hilft, die Gespräche klar und einfühlsam zu gestalten. Wie Eltern dabei vorgehen sollten und worauf sie achten können, erklärt Psychotherapeutin Magdalena Ségur-Cabanac.

  • Die richtige Umgebung

Eine ruhige Atmosphäre unterstützt das Gespräch, wenn das Kind über eine Trennung informiert wird. Beide Elternteile sollten anwesend und für alle Fragen offen sein.

  • Respektvoller Umgang 

In Anwesenheit des Kindes ist es immer wichtig, respektvoll über die jeweils andere Person zu sprechen. Das heißt: keine Schuldzuweisungen. Angebracht sind eher Sätze wie „Das ist eine Entscheidung, die wir gemeinsam tragen“.  Wenn möglich, sollte es in den ersten Monaten eine gemeinsame Zeit als Familie geben.

  • Alle Gefühle sind erlaubt

Die Psychotherapeutin rät Eltern, den Emotionen des Kindes mit Verständnis zu begegnen und auch zu akzeptieren, wenn es traurig ist. 

  • Unterstützung holen

Manchmal ist es hilfreich, die Lehrer, die Großeltern oder andere wichtige Bezugspersonen über die Situation zu informieren. Auch ein Familientherapeut kann zurate gezogen werden.

Liisa Mikkola

Über Liisa Mikkola

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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