A woman applies sunscreen to her face SPF cream protection
Trendschau

UV-Sticks und getönte Cremen: Was ist der beste Sonnenschutz?

Sonnenschutz ist durch junge Konsumenten zum Lifestyleprodukt avanciert. Der Markt boomt mit neuen Formulierungen und Anwendungen – ein Überblick.

„Sonnencreme? Brauch ich nicht, ist ungesund.“ Solche Sätze hört man derzeit immer öfter – bevorzugt von muskulösen Männern mit TikTok-Profil. Dort wird fleißig gegen Lichtschutzfaktor gewettert. Von „toxischen Inhaltsstoffen“ ist die Rede, von „Sonnenpanik“ und der Rückkehr zur „natürlichen Bräune“. Was dabei meist unter den Schirm fällt: medizinische Evidenz. Und dass Hautärzte mit ihren Empfehlungen regelmäßig gegen virale Halbwahrheiten ankämpfen.

Gerade die ältere Generation zeigt sich beim Thema Eincremen nach wie vor eher genervt. Laut Studien ist es ausgerechnet die junge Generation, die sich aktiv vor Sonnenschäden schützt – und den #rawsunlight-Anhängern widerspricht. Bräune gilt vielen längst nicht mehr als Statussymbol, sondern als Zeichen vorzeitiger Hautalterung und eines Gesundheitsrisikos. Für sie gehört Sonnenschutz zur Tagesroutine. Kein Wunder also, dass getönte Tagesfluids mit hohem Lichtschutzfaktor die Drogerieregale füllen. Der Markt boomt – von UV-Sticks über Mineralcremen bis hin zu Seren mit Glow-Effekt.

Neue Formulierungen

Heute muss sich niemand mehr mit klebrigen Cremes herumschlagen, die in den Augen brennen. Texturen und Handhabung werden immer angenehmer – das bestätigt auch Ina Werner, Mikrobiologin und zuständig für Forschung und Entwicklung bei Kosmetikhersteller Ringana: „Es tut sich seit einigen Jahren enorm viel am Markt. Es gibt viele neue Formulierungen – und sie werden laufend besser.“

Trend 1: Mineralisch und getönt

Das österreichische Unternehmen setzt auf rein mineralischen Sonnenschutz – ein Trend, der vor allem in den USA groß ist. Was viele nicht wissen: In den Vereinigten Staaten gelten andere Zulassungsrichtlinien für UV-Filter. Dort sind chemische Stoffe erlaubt, die in Europa teilweise bereits verboten oder zumindest umstritten sind.

Viele aufgeklärte Kunden greifen dort lieber zu mineralischen Cremen – die das Sonnenlicht reflektieren, anstatt es chemisch in der Haut umzuwandeln. Auch Werner sieht das kritisch: „Es ist noch nicht ausreichend untersucht, ob chemische Filter pseudohormonell wirken, also Einfluss auf unseren Körper und unsere Gesundheit haben. Mit mineralischen Filtern ist man auf der sicheren Seite.“

In Europa sind aber auch neue chemische UV-Filter wie Tinosorb oder Uvinul A Plus – die einen hohen, stabilen UVA-Schutz bieten – längst im Einsatz. Sie gelten als hautfreundlich und wirksam auch in geringerer Konzentration.

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Ringana  Tinted Moisturiser  SPF 30. Nicht zu schwer und dennoch deckend. Mineralisch, 48 Euro.

©Hersteller, Ringana
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Transparent Lab Mineral Tinted Sunscreen bietet SPF50-Schutz mit mineralischen Filtern. 25€ .

©Hersteller, Transparent Lab
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Garnier Vitamin C Daily UV Glow: Ideal für die tägliche Anwendung. Moderne Filter, 13€.

©Hersteller, Garnier

Trend 2: UV Sticks

Neben hautfarbenen Cremen feiern UV-Sticks gerade einen Siegeszug. Sie stammen – wie so vieles im Beauty-Bereich – aus Südkorea und Japan, wo Sonnenschutz tägliche Pflegeroutine ist. Der Sun Stick sieht aus wie ein übergroßer Lippenbalsam, passt in jede Handtasche und lässt sich präzise auch über Make-up auftragen – ganz ohne Berührung mit (möglicherweise schmutzigen) Händen. Experten geben jedoch zu bedenken, dass gerade bei Sticks und Tagescremen die nötige Auftragsmenge oft unterschätzt wird. Wer wirklich auf LSF 50 kommen möchte, muss mehrfach über dieselbe Fläche gehen – und regelmäßig nachlegen.

Viele der neuen Produkte kombinieren Lichtschutzfaktor auch mit hautpflegenden Wirkstoffen wie Niacinamid, Squalan oder Vitamin E. „Sonnenschutz allein reicht heute vielen nicht mehr“, sagt Werner. „Man erwartet zusätzlich eine pflegende Wirkung – einen echten Mehrwert vom Produkt.“

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Beauty of Joseon Matte Sun Stick. Extrem seidiges Hautgefühl, glättend, mit hohem UVA-Schutz, Octocrylen enthalten. 15 Euro. 

©Hersteller, Beauty of Johnson
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La Biosthetique Soleil duftet süßlich nach Vanille und hat eine cremige Konsistenz, 27 Euro. 

©Hersteller

Trend 3: Das Auge cremt mit

Dass Sonnencreme in den letzten Jahren zum Lifestyleprodukt geworden ist, liegt nicht zuletzt an der neuen Ästhetik: Viral ging etwa der „Classic Whip“ von Vacation – eine Sonnencreme in nostalgischer Schlagobers-Optik. Kim Kardashian ist „besessen“ von dem Kokos-Sonnenschaum – ein Satz, der das Produkt über Nacht weltweit bekannt machte, auch wenn umstrittene Filter wie Homosalat in hohem Prozentanteil enthalten sind.

Wirklich guter Hautschutz ist also trotz hübscher Verpackungen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.

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Kim Kardashian

©Courtesy of skims
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Vacation Classic Whip ist dank Kardashian und Schaumtextur ein Hit, allerdings mit veralteten Filtern.

©Hersteller, Vacation

Infos

UVA-Schutz

Der Lichtschutzfaktor (LSF) sagt  nichts über den UVA-Schutz aus – obwohl gerade dieser für langfristige Hautschäden verantwortlich ist.  In Europa muss der UVA-Schutz mindestens ein Drittel des angegebenen LSF betragen, um als Breitbandschutz zu gelten, erkennbar am kleinen UVA-Kreis-Symbol.

1,5 Millionen Menschen erkranken jährlich neu an nicht-melanozytärem Hautkrebs, rund 325.000 Menschen am gefährlicheren Melanom.

Sonnenschutz besteht meist aus vielen unterschiedlichen Filtern. Eine kleine Liste von empfehlenswerten  UV-Filtern, und jene, die man meiden sollte.

Sichere organische UV-Filter
laut Dermatologin Jetske Ultee (keine vollständige Liste):

  • Tinosorb S  – INCI: Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine (der Goldstandard)
  • Tinosorb M – INCI: Methylene Bis-Benzotriazolyl Tetramethylbutylphenol (nano),
  • Tinosorb A2B – INCI: Tris Biphenyl Triazine (nano)
  • Octyltriazon – INCI: Ethylhexyl Triazone
  • Octisalate – INCI: Ethylhexyl Salicylate
  • Mexoryl SX – INCI: Terephthalylidene Dicamphor Sulfonic Acid
  • Mexoryl XL – INCI: Drometrizole Trisiloxane

Schlechte UV-Filter

UV-Filter, die leicht vom Körper aufgenommen werden und hormonell wirksam sein können:

  • Oxybenzon – INCI: Benzophenone-3 (in Europa verboten, in den USA noch immer erlaubt)
  • Octocrylen – INCI: Octocrylene (bildet möglicherweise freie Radikale und verursacht besonders bei Kindern oft Hautreaktionen. Hormonschädigend. Wird leicht vom Körper aufgenommen)
  • Padimate O – INCI: Octyldimethyl PABA / Ethylhexyl Dimethyl PABA (alter Filter, der hochallergen ist, freie Radikale bildet, tief in die Haut eindringt und krebserregend sein könnte)
  • Homosalat – INCI: Homomenthyl Salicylate (könnte hormonell wirksam sein)

Die mineralischen Filter Titandioxid und Zinkoxid bilden freie Radikale, die Zell- und DNA-Schäden verursachen können.  Sicher sind gecoatetes (beschichtetes) Zinkoxid und Titandioxid. Ob  beschichtet wurde, ist für den Kunden aber oft nicht ersichtlich.

 Laut Ultee ist es immer noch besser, sich mit einem schlechteren Produkt einzucremen als überhaupt nicht.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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