Oasis' first show in 15 years, at Cardiff Principality Stadium

Oasis bringen den Parka zurück – und den Anglerhut gleich mit

Oasis und Britpop sind wieder da. Mit ihnen der Stil der Neunziger: Parkas, Sport-Jacken und natürlich der Bucket Hat. Selbst Discounter mischen mit.

Auch wenn seit dem letzten Konzert von Oasis 16 Jahre vergangen sind, zeigte sich bei ihrem großen Comeback-Gig in Cardiff: Der Style von Oasis – oder genauer gesagt: der der Gebrüder Gallagher – und ihrer Fans hat sich seit gefühlt 1994 keinen Millimeter bewegt.

Warum auch? Diese Mischung aus Fußballkurve, Warehouse-Rave, Britpop-Bühne und Mod-Revival ist simpel und ikonisch. Ein bisschen Stadion, ein bisschen Camden, ein bisschen MTV-Zeitreise. Man erkennt es sofort: Parka drüber, Adidas-Jacke drunter, dazu ein lockeres Hemd, ein Poloshirt, weite Jeans, gerne ein Trikot des Lieblingsklubs – und obendrauf der obligatorische Bucket Hat, vulgo Anglerhut. Dazu sündteure Parkas von Stone Island oder Mäntel von Burberry.

Alles sitzt locker, nichts ist Zufall. Ein Stil, der sich – wie das vormals streitwütige Brüderpaar – weigert, in Pension zu gehen. Oder zumindest ist dieser Look spätestens mit der weltweiten Oasis-Tour aus dem zeitweiligen Ruhestand zurückgekehrt.

Nachfrage nach "Oasis Fashion" stieg enorm an 

Wie der Guardian berichtete, gab der Sportartikelhändler JD an, dass die Suchanfragen nach „Oasis Fashion“ im Juni um 913 Prozent gestiegen seien. Die Vintage-Kleidung-Plattform Depop wiederum gab an, dass die Suchanfragen nach Bucket Hats seit vergangenem Jahr um 61 Prozent gestiegen seien. Und die Suchanfragen nach Parkas hätten um sage und schreibe 1.850 Prozent zugenommen – was aber wegen der Temperaturen im Sommer dann doch zu bezweifeln wäre. Denn da heißt es oft supersonnig statt „Supersonic“.

Ja, Liam Gallagher ohne Parka – das wäre wie ein Fisch ohne Fahrrad und Iggy Pop ohne nackten Oberkörper. Entsprechend konsequent brachte das Label Berghaus jüngst ein Kultstück der 90er zurück: die knallbunte Meru Mountain Jacket, jenes Modell, mit dem Gallagher 1997 bei der Welttournee über die Bühne wütete. Im Vorjahr kam das Stück mit seinen blau, rot und gelb leuchtenden Blockfarben neu auf den Markt. Modell stand: Liam Gallagher.

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Liam Gallagher posierte im Vorjahr mit einem neuen Parka der Marke Berghaus. Lidl griff diese Idee nur allzu gern auf  

©Alasdair McLellan // Berghaus

Wer braucht da neue Songs, wenn er einen alten Look hat?

Little by Little: Der Parka vom Lidl

Auch der Discounter Lidl wollte beim Revival nicht fehlen – und lancierte kurzerhand den „Lidl by Lidl“-Parka. Ein kleines Wortspiel für Fans: „Little by Little“, klar. Da fängt die Musik im Ohr zu spielen an. Getragen wurde das gute Stück von einem Burschen mit ähnlich muffigem Gesichtsausdruck wie das Original. Und weil Oasis nie bescheiden waren, ließ Lidl das Kampagnenmotiv gleich auf eine riesige „Wonderwall“ gegenüber dem Manchester-City-Stadion pinseln – just dort, wo die Band Gigs spielen sollte.

Die Band selbst wollte offenbar auch ein Stück vom modischen Kuchen. Sie öffnete Pop-up-Geschäfte und brachte mit Adidas und Levi’s eigene Kreationen auf den Markt. Die Stadien waren zuletzt voll von Uniformen aus Bucket Hat und Trainingsjacke.

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So sahen viele bei den Konzerten aus.

©APA/AFP/OLI SCARFF

Dass Britpop zurück ist, zeigen auch die jüngsten Entwicklungen: Die Kids der Generation Z lieben die eigentlich zu Tode gespielte Oasis-Hymne „Wonderwall“. Robbie Williams nennt seine höchst erfolgreiche Tour selbstbewusst „Britpop“. Dabei naschte er in den Neunzigern nur kurz vom Musikphänomen mit, als er sich den bösen Buben von Oasis anschloss, bevor er sich mit ihnen wieder zerstritt. 

Damon Albarn von Blur war eigentlich eh nie weg.  Wiewohl man sagen muss: Seine etwas schnöselige Band aus London war stilmäßig den eher schmuddeligen Gallaghers aus Manchester haushoch überlegen. Zumindest den Outfit-Krieg mit Oasis haben sie gewonnen. Wer den Bandkrieg gewonnen hat, darüber scheiden sich immer noch die Geister.

Doch der wahre King of Cool damals war Jarvis Cocker von Pulp: Seine Anzüge waren slim, da spielte so mancher Bundeskanzler noch in der Sandkiste. Der exzentrische Frontmann und seine Band sind auch wieder zurück. Nicht mehr ganz so lässig wie in den Neunzigern. Sein Anzug ist etwas verbeult. Aber wie sang er schon in „Disco 2000“? Wird es nicht seltsam sein, wenn wir alle erwachsen sind?

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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