Mit ChatGPT trainieren: Was ein Sportmediziner dazu sagt
Sportmediziner Robert Fritz erläutert, wann es sinnvoll ist, sich Trainingstipps von der Künstlichen Intelligenz zu holen.
Robert Fritz, der mit der Sportordination Wien die Teilnehmenden des Vienna City Marathons betreut, sieht in ChatGPT viele Vorteile: „Ich bin absolut kein Gegner der Künstlichen Intelligenz. Wir testen sie immer wieder bei uns in der Ordination. Sie wird wichtiger – davon bin ich überzeugt.“
Allerdings: „100 Prozent vertrauen würde ich ihr nicht“, betont er. Oft sei es Glückssache, was für einen Trainingsplan ChatGPT entwirft. „Einmal kam totaler Blödsinn raus. Als wir die Künstliche Intelligenz darauf hingewiesen haben, kam als Antwort: ,Oh, das habe ich vergessen‘. Aber wie kann ein Computer etwas vergessen?“, so der Sportmediziner.
Die Risiken
Sich auf den allerersten Marathon mithilfe von ChatGPT vorzubereiten, wie es KURIER-Mitarbeiter Michael Sommer (hier geht's zum Artikel) getan hat, sei ebenso mit Vorsicht zu genießen: „Ich würde das Personen empfehlen, die schon Sporterfahrung haben. Damit meine ich jene, die ihr Herzkreislaufsystem schon über viele Jahre hinweg trainiert haben und wirklich fit sind. Solange sie dabei keine Schmerzen verspüren, ist dagegen nichts einzuwenden.“
Für Menschen ab 35 Jahren, die beispielsweise zehn Jahre geraucht haben und keinen Sport betreiben, sei es hingegen nicht ratsam.
Sportmediziner Robert Fritz
©SportordinationDa sei vor dem Trainingsbeginn eine Vorsorgeuntersuchung empfehlenswert, eventuell auch eine Beratung oder eine Leistungsdiagnostik beim Sportmediziner: „Es spricht nichts dagegen, die Künstliche Intelligenz zusätzlich zu nutzen“.
Ein weiteres Problem an ChatGPT sei, „dass die KI nur selten Kritik äußert. Sie will uns gefallen. Das stört mich sehr.“ Ein Sporttrainer hat die Aufgabe „auch mal zu sagen: ,Du solltest dir eine Pause gönnen‘ oder ,Du hast einen Fehler gemacht‘.“ ChatGPT hingegen setzt nur selten Grenzen. Die Folge: Es kommt zur Überlastung.
Immer zum Arzt gehen
Es sei auch keine gute Idee, sich bei Trainingsschmerzen von der Künstlichen Intelligenz beraten zu lassen, sagt Fritz und ergänzt: „Das kann schlimme Folgen haben.“ In diesem Fall ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren: „Viele Menschen haben Angst, sie bekommen Verbote, wenn sie zum Sportmediziner gehen. Dabei wollen wir vor allem eines nicht: den Menschen die Bewegung ausreden.“ Die eigene Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen, betont der Sportarzt: „Ich denke, es würde keiner anfangen, bei einer Autopanne am Fahrzeug selbst herumzuschrauben, wenn die Künstliche Intelligenz sagt, das sei eine gute Idee.“
Die Zukunft der KI
„Einen Sportcoach wird ChatGPT niemals ersetzen“ – davon ist der Mediziner überzeugt. Es fehlt das Zwischenmenschliche. „Ein Trainer hat nicht nur ein Know-how, sondern auch Einfühlungsvermögen. Es ist etwas anderes, ob einem ein Mensch sagt, dass man etwas richtig gemacht hat oder ein Computer.“
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