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Das Hemd: wie aus der einstigen Unterwäsche ein modisches Luxusteil wurde

Das Hemd eroberte den Laufsteg und wurde zum It-Piece in jeder Männergarderobe. Welche Krawatten man heuer zum Luxuskleidungsstück trägt und welche Hemden-Trends kommen.

Letztes Jahr war gänzlich ohne angesagt. Designer von Fendi bis Prada  ließen ihre Models mit Anzügen und nackter Brust über die Catwalks laufen. Auch im Stil von Iggy Pop, der als Zeichen gegen das Establishment nie Hemden unter Sakkos trägt. „Ich sah mir immer wieder Bilder eines Pharaos in den Büchern an. Er trug nie ein Hemd. Das sah einfach richtig aus. Ich weiß nicht, warum. In einem Hemd fühle ich mich verloren. Ich verliere mich einfach“, erzählte er in einem Interview mit dem Schweizer Portal NZZ Bellevue über seine Studienzeit. Heuer ist wieder alles beim Alten.

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Trendfarbe Schwarz und Slim-Fit: für Ton-in-Ton von Armani exchange, 144,99 €, über P&C

©Hersteller

Das Hemd ist wieder da, gilt als Statement für Chic und neue Männlichkeit. Bekennende Fans wie David Beckham, meist in Hellblau, Ryan Gosling, oft in Blütenweiß, oder George Clooney, der gerne in geheimnisvollem Schwarz auftritt, führen heute vor, was coole Männer längst wissen:

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Ton-in-Ton. Gucci setzt im Herbst auf Graublau und Stoffknöpfe wie von anno dazumal. In Weiß am Foto ganz oben

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Das klassische Hemd kommt nie aus der Mode, vermittelt neben Stilbewusstsein eine Portion Autorität – und man muss auch nicht lange überlegen, was man anzieht. Jetzt wird es sogar zugeknöpft getragen, und zwar bis zum letzten Knopf. Und mit Krawatte – egal, ob zur Jeans, unter dem Anzug, Pullover oder zum Sakko.

Wandlungsfähig, wie kein anderes Kleidungsstück, zeigt sich das Herzstück der Männergarderobe zum Business-Outfit klassisch dezent, zur Abendgarderobe plissiert, mit Manschetten und im Freizeitlook wild – gemustert, mit Umschlagkragen, Halbarm oder aufgekrempelten Ärmeln. Und bei Gucci kommt sogar Daddys Brusttasche wieder zum Einsatz (Foto ganz oben), Horsebit-Emblem inklusive.

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Lockerer Sport-Chic: Buttondown-Hemd, Krawatte, Sakko und Hose der Pre-Fall Collection von Cos

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Vom Vatermörder zum It-Teil

Dabei gibt es das Trendteil in heutiger Form noch nicht lange. Früher als kragen- und knopfloses Unterhemd getragen, kam das Hemd etwa im 18. Jahrhundert als Oberhemd in Mode. Der angeknöpfte hohe weiße Stehkragen, bekannt unter „Vatermörder“-Kragen, galt im 19. Jahrhundert als Zeichen des Wohlstands, und es war wieder einmal Karl Lagerfeld, der mit seinen Smokinghemdkrägen an diese Modeepoche erinnerte. „Wenn Sie von mir wissen wollen, was ich mir wünschte, entworfen zu haben, wäre es das weiße Hemd. Ein Hemd ist der Ausgangspunkt von allem. Alles andere kommt danach“, sagte der Modezar einst.

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Louis Vuitton setzt auf das weiße Hemd, Krawatte und Baseballcap

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Später wurde der lose Kragen durch einen fix angenähten ersetzt. Die serienmäßige Herstellung von Herrenhemden und Krägen hatten übrigens die Wiener Brüder Hönigsberg mitbegründet. Robert Hönigsberg nannte seine Produktneuheit von 1863, den halbsteifen Hemdkragen aus Doppelstoff, „eterna“ (= ewig). Der Name sollte die Langlebigkeit verdeutlichen. Die Manufaktur wurde zur „Eterna Herrenwäschefabrik“, die in den 1950er-Jahren erstmals auch ein „Freizeithemd“, farbenfroh und lässig geschnitten, im Sortiment hatte, um jüngere Männer anzusprechen. 

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Sport-Business-Kombi mit Krawatte von Brunello Cucinelli 

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Seit dem 20. Jahrhundert, als Knöpfe und Krägen in sämtlichen Stilen und Varianten die Hemden optisch aufpeppten, schrieben Vintage-Modelle aus Filmen wie „Dazed and Confused“  1993 Geschichte: Sie versprühten, weit geschnitten, mit breiten Schulterpartien, bunten Mustern und Umschlagkrägen, zu denen breite Krawatte mit großem Knoten gebunden wurden, den Vintage-Flair der 1970er-Jahre.

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Festlicher Party-Chic. Gemustertes Hemd aus Baumwolle mit abgesetztem Print von Etro, ca. 490 €

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Heuer zeigen Luxuslabels von Etro bis Gucci das Hemd in Farben der neuen Bodenständigkeit und Festlichkeit: Hellblau, Pastell, Weiß und Schwarz. Modifizierte Schnitte sorgen für mehr Bewegungsfreiheit als noch der Oldschool-Slim-fit-Cut. Muster zeigen sich heute asymmetrisch und edel bei Hemden, die bis zum letzten Knopf zugenöpft werden, etwa bei Etro.

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Lockerer Sport-Chic: A-förmiges Hemd, Sakko und Hose der Pre-Fall Collection von Cos

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Gerade geschnittene und A-linienförmige Hemden, wie sie etwa auch bie COS über Hosen getragen werden, sind in. Und trotzdem: Selbst wenn dutzende Hemden im Kleiderkasten hängen, greift man meist zum gleichen, in dem man sich eben wohl fühlt. Für die richtige Passform bei klassischen Anzugshemden orientiert man sich am besten an gängigen Hemden-Cuts: Slim-fit, tailliert, für athletische Figuren; Regular-fit, lockerer geschnitten, für den normalen Körperbau und Comfort-Fit, gerade geschnitten, für den stärker gebauten Körper.

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Regular Fit: Pastellfarben von Tommy Hilfiger, 89,99 €, über Peek & Cloppenburg

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Auch die Krawatte ist wieder ein wichtiges Stil-Statement, wird lässig geknotet, oft mit Stilbruch gestylt, wie zum Baseball-Cap, etwa bei Louis Vuitton oder unter der Strickweste bei Brunello Cucinelli.

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Ton-in-Ton-Kombi von Brioni

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Trend im Herbst sind weiters warme Erdtöne und ein Ton-in-Ton-Look wie eben bei Gucci oder Brioni. Hemd und Krawatte, sowie Anzug oder Sakko trägt man in derselben Farbe: von Greige über Braun bis Schwarz.

in Hellblau über P&C

Comfort Fit von Eterna

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89,99 € 

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In Rosa von Boss über P&C

Regular-Fit für Business wie Party

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99,99 €

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Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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