
Hosen runter! Warum Boxershorts noch immer unschlagbar sind
Sie sorgten für dramatische Momente im Boxring und in Spielfilmen und bescherten Wäscheherstellern enorme Gewinne. Warum die Boxershort als supersexy Kleidungsstück gilt und welche Modelle in sind.
Richard Geres Auftritt in grauen Boxershorts machte ihn 1980 weltberühmt und galt als Symbol für Verführung und Männlichkeit. Im Film American Gigolo zeigte er lässig Unterhosen und seinen durchtrainierten Körper. Ein Männerbild, das aktueller nicht sein könnte. Soeben ging Rapper Bad Bunny in weißen Boxershorts von Calvin Klein viral und sorgte für einen wahren Hype um die Untergatte, der sich auch für Calvin Klein richtig auszahlte:

Bad Bunny. Die weiße Boxer toppt die Tattoos: nackte Frauen, Kakteen, Landkarte, Stern, Gerippe und Pferd. Calvin Klein Boxershorts, 44,90 €
Die Unterwäsche-Kampagne mit Bad Bunny schuf eine Medienpräsenz im Wert von rund 8,4 Millionen US-Dollar innerhalb von 48 Stunden, erhielt auf Instagram und TikTok über 3,7 Millionen Likes, die Videos wurden über 56 Millionen Mal angeklickt. Dabei fotografierte Mario Sorrenti den puerto-ricanischen Sänger ja nur in einer weißen Unterhose.
Noch ein weiterer, kleiner Unterschied zu den 1980ern? Neben dem neuen, eng anliegenden Beinschnitt der Boxershorts war es vor allem der Body des Rappers, der – nicht nur muskulös, sondern mit sämtlichen Tattoos gezeichnet – Codes seiner Songs als Körperkult zeigt. Richard Geres graue, labbrige Boxershort wurde zum Symbol für Verführung und prägte die Mode der 1980er-Jahre. Auch Filme wie Rocky (1976) und Top Gun (1986) rückten die Shorts mal als Unterhose, mal als Sporthose ins Blickfeld und sorgten für neue Standards in der Herrenmode, den die Wäschehersteller aufgriffen. Diesem Trend setzte wiederum Brad Pitt im Film Fight Club (1999) noch eines drauf.

Weite Boxershorts aus Seide von Dolce & Gabbana, 350 €
©HerstellerRegisseur David Fincher ließ zwar die Darsteller in Boxershorts diverser Unterwäschemarken auftreten, machte sich dabei aber auch über deren Schönheitsideal lustig und ließ als Konsequenz Tyler, alias Brad Pitt, schließlich ohne Unterhosen aus dem Haus gehen. Könnte sein, dass dieser Trend bis heute anhält. Denn laut Umfragen von Statista kaufen Männer immer weniger Unterhosen. Aber aus diesen Umfragen und denen diverser Wäschehersteller zu Unterwäschevorlieben ging 2024 auch hervor, dass 22 Prozent der Männer weite Boxershorts tragen und 36 Prozent eng anliegende Retropants favorisieren. Das bestätigen auch die Millionen Klicks von Bad Bunnys Auftritt: Brief-Trunks, alias Retropants, sind in.

Muhammad Ali (1965) in einer Gummibund-Short von Everlast
©Bettmann Archive/Bettmann/getty imagesVom Ring in den Alltag
Dabei fing alles mit den „Liebestötern“ an: Lange Unterhosen aus Flanell oder Leinen waren bei Herren bis ins frühe 20. Jahrhundert unter Anzughosen Standard. Die Unterhosen entstanden aus der mittelalterlichen Bruoch, einer weiten mit Schnur gebunden Hose, oft in Kombination mit Beinlingen getragen, aus denen sich wiederum die Strumpfhose entwickelte. Manche Modelle waren im Schrittbereich ausgepolstert. Die pompösen Strumpfhosen wurden im 19. Jahrhundert zu einfachen Modellen und sind heute als „lange Unterhosen“ gängig. Dass Sport die Mode inspiriert, zeigte sich 1925. Damals brachte Jacob Golomb, Gründer des Boxer-Ausstatters Everlast, die ersten Boxershorts auf den Markt. Er wollte das Design optimieren, um den Sportlern beim Boxen eine freiere Beinarbeit zu ermöglichen und setzte erstmals einen elastischen Bund ein statt schwerer Lederschnüre, die um die Taillen gebunden wurden.

Boxer-Brief midi von Everlast, ca. 22 €, über https://sportsdirect.at
©HerstellerSo revolutionierte der Gummibund ab den 1940er-Jahren auch die Bademode und brachte die ersten gut sitzenden Badeshorts hervor. Dann wurden die ersten Slips, Schlüpfer oder Briefs erfunden, die bis in die 1970er-Jahre der absolute Renner waren. Aber seit den 1980er-Jahren, als eben Filme wie American Gigolo oder Werbekampagnen – wie jene von Levis, in der sich Popstar Nick Kamen im Waschsalon bis auf seine Boxershorts auszog – diese wieder populär machten, wurden sie zum Dauerbrenner der Herrenunterwäsche.

Kurze Boxer-Briefs von Levis, 3er-Pack, ca. 35 €
©HerstellerUnd schließlich hatte Calvin Klein, mit der Kombination aus Brief und Shorts, die Lösung in den 1990ern gefunden: Die Boxer-Briefs vereinen den eng anliegenden Schnitt des Slips mit den halblangen Beinen der Boxershorts.

Bad Bunny. Black Boxer, black Tattoos. Calvin Klein Boxershorts, 44,90 €
©Mario SorrentiDass heute Designerlabels von Prada bis Dior besagte Shorts entwerfen, liegt an dem trendigen Streetstyle von Hip-Hoppern, Rappern und Skatern, die den „Y2K“-Trend wiederbelebten, der den Bund der Boxershorts aus der runtergezogenen Baggie-Hose blitzen lässt. Miuccia Prada designte vor zwei Jahren sogar extra Low-Waist Hosen in Kombination mit High-Waist Boxershorts, in die Pullis und Shirts gesteckt wurden. So weit muss man ja nicht gehen. Wer will, lässt heute den Gummibund mit dem Logo des Lieblingslabels oberhalb seiner Baggie hervorschauen.

Boxershort-Klassiker: mit langem Bein von Palmers, 39,99 €
©HerstellerAm wichtigsten bei der Wahl eines Modells bleibt aber die Passform. Egal, ob flatternde Boxershorts aus Baumwolle oder eng anliegender Boxer-Brief aus Cotton-Stretch, die Wäsche sollte bequem sein und vor allem zum persönlichen Stil passen. Ob Slip oder Trunk, nur dann fühlt man sich gut darin.
mit Muster von Versace
Boxer-Brief

aus Baumwolle von Emporio Armani
Kurz geschnittene Boxershort

mit langem Bein von Uniqlo
US-Klassiker

Kommentare