Models präsentieren die Chanel Haute Couture Herbst/Winter Kollektion 2025/2026.

Haute Couture: Chanel und Co. zeigen die stille Macht von Weiß

Analyse: Die teuersten Kollektionen der Welt haben sich hellen Farbtönen verschrieben und schlagen leise Töne an.

Sommer, Sonne, Couture. Die gerade in Paris stattfindenden Haute-Couture-Schauen stehen derzeit ganz im Zeichen von Weiß – ob bei Chanel, Tamara Ralph oder Iris van Herpen. Die Reinheit und Eleganz der Farbe wird auf vielfache Weise interpretiert. Das zeigt, dass sie nächstes Jahr dominieren wird.

Schon Maria Chiuri hatte mit ihren letzten Entwürfen für Dior vor einigen Wochen mit weißen Roben bewiesen, wie luxuriös die Nicht-Farbe wirkt. Und Amal Clooney trug mit einem weißen Perlenkleid von Ralph das bisher spektakulärste Outfit der vielen roten Teppiche.

Spirituell bis opulent

Bei Chanel steht Weiß im Kontext des 110-jährigen Bestehens des Luxushauses. In klassischen Tweeds, mit weichen Silhouetten und schwarzen Kontrasten, wirkte die Kollektion fast wie ein Rückblick – oder wie eine Pause vom Überangebot an Reizen, das sonst in der Mode üblich ist. 

Alles wirkte ordentlich, fast feierlich - wie Hohepriesterinnen der Antike. Die Kollektion steht auch ästhetisch für einen neuen Start, etwas Platz und Luftigkeit - der neue Kreativchef Matthieu Blazy zeigt seine ersten Entwürfe im Oktober. 

Ein Model präsentiert ein weißes Tweed-Jackett und einen Rock mit Federn auf dem Laufsteg.

Chanel Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN
Ein Model präsentiert ein weißes Chanel-Ensemble mit Federn auf dem Laufsteg.

Chanel Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN
Ein Model präsentiert ein Outfit von Chanel mit einem transparenten Oberteil und einem schwarzen, paillettenbesetzten Rock.

Chanel Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN
Ein Model auf dem Laufsteg bei der Chanel Fashion Week Haute Couture Herbst/Winter 2025/2026.

Chanel Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©EPA/MOHAMMED BADRA
Ein Model auf dem Laufsteg bei der Chanel Haute Couture Herbst/Winter 2025/2026 Modenschau in Paris.

Chanel Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©EPA/MOHAMMED BADRA

Tamara Ralph zelebrierte Weiß als Opulenz mit Perlen als Accessoires und perfekten Schnitten. Doch auch hier: kein romantischer Überschwang, sondern eine präzise Mischung aus Reinheit und Distanz. Weiß wird bei Ralph zum ultimativen Luxus der Zurückhaltung.

Models präsentieren Tamara Ralphs Laufstegkollektion auf der Pariser Fashion Week Haute Couture Herbst/Winter 2025/2026.

Tamara Ralph Haute Couture Fall-Winter 2025/2026

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Tamara Ralph präsentiert ein weißes Kleid mit Hut und Perlenkette auf dem Laufsteg der Pariser Fashion Week Haute Couture Herbst/Winter 2025/2026.

Tamara Ralph Haute Couture Fall-Winter 2025/2026

©EPA/TERESA SUAREZ
Ein Model präsentiert ein Kleid mit Perlenbesatz auf dem Laufsteg der Paris Fashion Week.

Tamara Ralph Haute Couture Fall-Winter 2025/2026

©EPA/TERESA SUAREZ

Dabei hat die bekannte Trendforscherin Li Edelkoort nach der Corona-Pandemie prophezeit, dass wir alle starke Farben, hohe Schuhe und Fransen tragen werden. Dann kamen allerdings Inflation, finanzielle Unsicherheiten und Kriege, die den Partykleidern – zumindest teilweise – eine Absage erteilten. Wie Priesterinnen muten Models derzeit auf dem Laufsteg an.

Zum aktuellen Trend der hellen Roben tragen auch kleinere Häuser wie Iris van Herpen oder Mishra Rahul bei. Van Herpen zeigte feinste Stoffe, die mit dem Licht spielen, fast nicht greifbar und wie aus Wasser geformt.

Ein Model präsentiert ein aufwendiges Kleid von Iris van Herpen auf einer Modenschau in Frankreich.

Iris van Herpen Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/THOMAS SAMSON
Ein Model präsentiert ein aufwendiges, weißes Kleid von Iris van Herpen auf dem Laufsteg.

Iris van Herpen Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/THOMAS SAMSON
Ein Model präsentiert ein weißes Kleid mit Perlen auf dem Laufsteg einer Modenschau.

Rahul Mishra Haute Couture Fall/Winter 2025/2026

©APA/AFP/JULIEN DE ROSA
Ein Model präsentiert ein weißes Kleid mit Spitze und auffälligem Kragen auf dem Laufsteg.

Rahul Mishra Haute Couture Fall/Winter 2025/26

©APA/AFP/JULIEN DE ROSA
Ein Model präsentiert ein langes, helles Kleid von Georges Hobeika auf einer Modenschau in Frankreich.

Georges Hobeika Haute Couture Fall/Winter 2025/26

©APA/AFP/JULIEN DE ROSA
Ein Model präsentiert ein bodenlanges, mit Pailletten besetztes Kleid von Georges Hobeika auf dem Laufsteg.

Georges Hobeika Haute Couture Fall/Winter 2025/26

©EPA/TERESA SUAREZ

Reinheit und Statussymbol

Gerade in der Couture macht Weiß besonders Sinn: Es lässt die Handwerkskunst sprechen. Spitze, Stickerei, Schnittführung – all das wird durch Weiß sichtbarer und klarer.

Seit der Antike steht die Farbe schon für Unschuld, Reinheit und Spiritualität. Im Mittelalter und der Renaissance waren weiße Kleider nur etwas für die Oberschicht, da sie leicht zu verschmutzen waren. Damit war helle Garderobe auch ein gewisses Statussymbol.

Heute kann sie fast als stille Revolution gelesen werden – gegen Lärm, gegen Überfluss, gegen Überreizung. Die neue Luxusmode ist also auch ein – sehr kostspieliges – Werkzeug zur Beruhigung und Entschleunigung.

Schiaparelli und Armani - auch viel schwarz

Dagegen hatten Schiaparelli hatte neben weißen, silbrigen Entwürfen auch viel schwarze Kunstwerke zu bieten. Ebenso wie Armani, der Meister der Haute Couture setzte auf eine fast rein schwarze Linie. Weiß und Schwarz dominieren, satte Farben sucht man vergebens in der hohen Kunst der Schneiderei für die neue Saison.

Eine Frau mit Hut und dunklem Lippenstift präsentiert ein schwarzes Kleid mit silbernen Verzierungen.

Schiaparelli Haute Couture Fall/Winter 2025/26

©Courtesy of Schiaparelli
Ein Model präsentiert ein schwarzes, paillettenbesetztes Kleid und einen großen Hut auf dem Laufsteg.

Armani Prive Haute Couture Fall/Winter 2025/26

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Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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