Neue Studie: Wer weniger Kaffee trinkt, hat mehr davon
Wie Menschen auf Kaffee reagieren, hat unterschiedliche Gründe. Schlafforscher können zeigen, wie der ideale Koffeingenuss aussehen soll.
Vor dem ersten Kaffee geht für viele Menschen gar nichts: Das koffeinhaltige Getränk weckt bei ihnen erst die Lebensgeister und sie fühlen sich fit für den Tag. Ob er uns tatsächlich munterer macht oder ob dies auf Einbildung oder Gewohnheit beruht, ist ein häufig diskutiertes Thema - auch für die Wissenschaft. Die Zusammenhänge zwischen Koffein und Schlaf sind daher auch für Schlafforscher interessant. Das klingt nur auf den ersten Blick ungewöhnlich.
Ist alles nur Einbildung?
Zahlreiche Untersuchungen zeigen mittlerweile den Einfluss von Koffein auf den Schlaf. Eine aktuelle Publikation von Wissenschaftlern aus Seattle und Berkely in den USA belegte etwa, dass pro Tasse Kaffee tagsüber oder abends die Schlafzeit um 10 Minuten sinken kann.
Allerdings deuten andere Studien darauf hin, dass der Muntermacheffekt eher auf Einbildung beruht - und auf Gewohnheit, wie in einer Schweizer Studie herauskam. Die meisten Menschen seien sogenannte chronische Koffein-Konsumenten, weshalb sich das Gehirn daran gewöhne. Nachts kann es dann zu einem "Mini-Entzug" kommen - der wiederum müde macht. In der Folge wirkt der Kaffeegenuss am Morgen gegen diesen "Entzug". Das ist bereits ein positiver Effekt, den "Kaffeejunkies" spüren.
Kaffee wirkt auf Vieltrinker anders
Anders wirkt Koffein bei Menschen, die nicht täglich Kaffee trinken, erklärt Carolin Reichert von Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. „In der Regel werden die Menschen für kontrollierte Studien gebeten, ein bis zwei Wochen auf Koffeingenuss zu verzichten, um sie wieder sensibel zu machen für diese psychoaktive Substanz.
Die Gruppe von Prof. Hans-Peter Landolt vom pharmakologischen Institut der Universität Zürich konnte zeigen, dass sogar schon vier Tage Abstinenz ausreichen, um mit einer morgendlichen Koffeineinnahme einen reduzierten Tiefschlaf in der darauffolgenden Nacht hervorzurufen.“
Das erkläre, warum Menschen stärker auf Koffein reagieren, je seltener sie es konsumieren. Doch auch genetische Unterschiede oder Nikotinkonsum spielen eine Rolle, wie sensitiv auf Koffein reagiert wird. Dazu kommt die positive kulturelle Prägung, betont Reichert. „Koffein hat einen Einfluss auf das Dopamin-System. So könnte es ein Gefühl der Belohnung vermitteln und uns sogar dazu bringen, danach Dinge motivierter anzupacken.“
Wie man Kaffee idealerweise konsumieren sollte
Koffein hat vor allem eine erwiesene wachmachende Wirkung nach zu kurzem Schlaf oder nach langer Wachheit. Dann unterstützen koffeinhaltige Getränke, wie Kaffee oder Tee, das Wachheitsgefühl.
Ausgeschlafen und wach ist es so, dass Koffein uns nicht wacher macht, als wir es schon sind. Reichert: „Wenn wir einen wachmachenden Effekt von Kaffee und Co. haben möchten, dann dürfen wir ihn nicht chronisch konsumieren. Kaffee ist nur dann ein Wachmacher, wenn unsere Rezeptoren sensitiv auf ihn reagieren, und dazu braucht es Phasen der Abstinenz“.
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