100 Jahre Zweigelt - ein Grund zum Feiern?

100 Jahre Zweigelt“ – was für ein Jubiläum! Fragt sich nur, ob es da etwas zu feiern gibt.

Zweifel an dem Jubel mag man weniger ob der sensorischen Qualitäten der heimischen Rebsorte hegen – das ist Geschmacksache.

Keine Frage des Geschmacks ist der Ursprung des Namens: Der kommt von ihrem Erfinder Prof. Dr. Fritz Zweigelt. Das Interesse des Insektenforschers galt nicht nur Käfern und Läusen, sondern auch dem Rebensaft. An der Klosterneuburger Weinbauschule züchtete er 1922 eine Kreuzung aus Blaufränkisch und St. Laurent, die er Rotburger nannte. Der leidenschaftliche Schmetterling-Sammler und Hobbydichter war dann so ganz nebenbei glühender Anhänger des Nationalsozialismus. Schon 1933 trat er aktiv der NSDAP bei, die wenig später in Österreich verboten wurde. Nach dem Anschluss 1938 wurde er zum Leiter der Weinbauschule befördert. Nach Kriegsende wurde Zweigelt unter anderem wegen Kriegshetzerei und Denunziantentums angezeigt und als Direktor vom Dienst enthoben – später stellte man die Untersuchungen ein. 1975 jedoch wurde der Rotburger ihm zu Ehren in „Blauer Zweigelt“ umbenannt.

Natürlich kann die Rebsorte nichts für die zweifelhafte Gesinnung ihres Schöpfers – man könnte aber von offizieller Seite ein Zeichen setzen und der Rebsorte ihren ursprünglichen Namen Rotburger zurückgeben. So wie es einige Winzer ohnehin schon tun.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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