Julian Balogh (links) und Luca Tamussino im Imbiss "Die Ausgabe".

Wiedereröffnung: Weißwurst zuzeln im Wiener Standl "Die Ausgabe"

Nach der Zwischennutzung als PCR-Teststation kehrt der beliebte Imbiss zurück - und bricht ein bayrisches Wurst-Gebot.

Was auf nur 3,5 Quadratmetern so alles möglich ist: Zeitungsstand, dann Imbiss und später PCR-Teststation. Der Kiosk in der Porzellangasse 1 am Alsergrund hat schon einige Nutzungsformen durchlaufen.

Seit 1920 gab es Gedrucktes; es folgten einige Jahre Leerstand. Dann nahmen sich Koch Luca Tamussino und Zuckerbäckerin Ina Wolf dem verwaisten Stand an und kehrten für ihn der gehobenen Gastronomie den Rücken.

Eröffnet wurde der Imbiss als „Die Ausgabe“ kurz vor dem Lockdown im November 2021. Für Raclette-Semmeln, Ganslburger und Schaumrollen bildeten sich regelmäßig lange Schlangen.

Seitdem haben Tamussino und Wolf eine Familie gegründet und ihr Standl im letzten halben Jahr als PCR-Teststation zur Verfügung gestellt. Jetzt ist der Imbiss zurück, und zwar mit Weißwürsten (6,10 Euro).

Bayrisches Wurst-Gebot

„Die gibt es bisher an keinem anderen Würstelstand. Wir sind auch nicht so streng, wie in München, wo es Weißwürste nur bis 12 Uhr gibt“, sagt Tamussino. Und auch wenn gegen das bayrische Gebot verstoßen wird, sind die Würste ganz traditionell.

Die gesottene Kalbswurst von der Fleischerei Windisch wird in heißem Wasser mit Petersilienstängeln gekocht, dazu gibt es eine Laugenbrezel von der Waldviertler Bäckerei Kasses und Senf.

Wer weniger geübt ist und die Wurst nicht aus der Haut zuzeln will, bekommt sie auch der Länge nach aufgeschnitten. Getrunken wird „Die Weisse“ (5,50 Euro für 0,5 Liter) aus Österreichs ältester Weißbierbrauerei in Salzburg oder verschiedenen Sorten von Obertrumer.

©Verena Richter

Noch spielen sich Tamussino und sein neuer Kollege Julian Balogh ein, später soll es auch wieder Süßes und Porchetta-Semmeln (italienischer Rollbraten) geben.

Schani- und Dachgarten

Weil „Die Ausgabe“ ein Standl für Kost und Kultur ist, gibt es auch ein neues Kunstprogramm: Der rote Perserteppich ist wieder ausgerollt und statt Werbung zeigt man in der beleuchteten Plakatfläche eine Fotografie von Eric Asamoah aus dessen Ausstellung „The Day After Tomorrow“.

©Die Ausgabe

Sujet und Künstler werden alle 1,5 Monate wechseln, in den Vitrinen unter der Budel gibt es aktuell Acetat-Brillen der Marke Koloman zu kaufen. Abhalten will man auch Lesungen am begrünten „Dachgarten“ und Weinverkostungen.

Ob bis dahin der geplante Schanigarten für rund sieben Personen schon steht, wird sich zeigen. Und auch, ob der Teppich dann noch da liegt. Der sorgt nämlich regelmäßig für Anzeigen eines Anrainers. 

Übersicht

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 16 bis 21 Uhr

Verena Richter

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