Märkte im Burgenland starten in die Saison
Auch Abend-Märkte sind geplant. Kunden schätzen das Angebot und die sozialen Kontakte am Markt, wie ein Lokalaugenschein zeigt.
Das Wetter hat es am ersten Ferientag der Osterwoche gut gemeint mit Händlern und Besuchern am Mattersburger Jahrmarkt. Die Sonne strahlt und der Duft frischer Langos und Schaumrollen liegt in der Luft. Neben den Lebensmitteln werden auch Geschirr, Schuhe, Spielzeug und Kleidung angeboten. Jung und Alt tummelt sich auf dem Markt, gefragt sind vor allem Nischenprodukte.
Auch Brigitte Prost ist gekommen, um Keksausstecher beim Stand der Firma Lackstätter zu erwerben. „Die bekommt man sonst nirgends“, sagt Prost. 1.500 verschiedene Formen hat Stefan Lackstätter im Sortiment, nebst anderen Küchenutensilien.
Bei 300 Märkten pro Jahr bieten die Lackstätters in dritter Generation ihre Waren an, doch die Pandemie hat auch ihnen zu schaffen gemacht. „Das hat uns viel Geld gekostet, wir mussten im Vorjahr 80 Prozent der Märkte absagen.“ Doch am Montag zeigt sich der Juniorchef zufrieden: „Das Geschäft ist besser angelaufen als erwartet.“
Die Marktfahrer
Das Gewerbe
Marktfahrer üben ihr Gewerbe durch das Beziehen von Märkten oder bei Veranstaltungen durch den Kleinverkauf von Waren aus
Zuwachs
124 Marktfahrer gab es 2021 im Burgenland, 2010 waren es 113 gewesen. Diese Steigerung (plus 11,5 %) liegt über dem Österreich-Schnitt von 4,8 %
6,4Millionen
Euro werden etwa auf burgenländischen Märkten pro Jahr umgesetzt und zusätzlich wird eine Wertschöpfung von 1,4 Millionen Euro erwirtschaftet
Die Termine
In der Karwoche gibt es noch einige Märkte im Land. Heute, Dienstag in Jennersdorf und Lutzmannsburg, am Mittwoch in Neckenmarkt, am Gründonnerstag in Rechnitz und am Karsamstag in Podersdorf am See. Eine Übersicht findet Sie auch unter www.dermarkthandel.at
Ein paar Stände weiter sieht sich Maria Hartner die neue Mode am Strickwarenstand an. Mit ihrem Namen begrüßt Walter Rathmanner seine langjährige Kundin. Die 88-Jährige ist mit ihrer Tochter aus Zillingtal gekommen, um Gewand zu kaufen. „Geschirr hab ich eh genug“, sagt die rüstige Dame gut gelaunt.
Ein Viertel abgesagt
Auch im Betrieb von Melanie Eckhardt werden in dritter Generation Bürsten aller Art verkauft. Sohn Alexander ist eingestiegen. Für die Mattersburgerin gehört der Krämermarkt von Kindesbeinen an zum Leben, seit 2020 ist sie auch Obfrau des burgenländischen Markthandels. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Walter Rathmanner, dessen Familie seit 1947 Strickwaren aus eigener Erzeugung in Neutal (Bezirk Oberpullendorf) verkauft, gibt die Vertreterin der 124 Marktfahrer am Montag den Startschuss in die neue Saison.
Die vergangenen zwei Jahre seien für sie und ihre Kollegen schwierig gewesen. „Obwohl Märkte Outdoor-Veranstaltungen sind, haben viele Veranstalter abgesagt, aber auch die Kunden waren verunsichert und sind ferngeblieben“, sagt Eckhardt. 51 Märkte konnten im Vorjahr nicht stattfinden.
"Sehnen nach persönlichem Kontakt"
Auch gegen die Konkurrenz aus der virtuellen Welt, dem Online-Handel, mussten sich die Marktfahrer durchsetzen. Nun hoffen Eckhardt und Rathmanner auf einen Aufwärtstrend: „Die Menschen sehnen sich wieder nach persönlichem Kontakt, nach Gesprächen mit den Händlern und Bekannten aus dem Dorf.“
Um auch das Angebot für Touristen und Berufstätige zu erweitern, sollen im Sommer auch abends Märkte angeboten werden. Mit Gemeinden im Umfeld des Neusiedler Sees sei man im Gespräch.
Die Bürgermeister wissen um die Bedeutung der Märkte, so auch Neckenmarkts Ortschef Johannes Igler (ÖVP). Morgen, Mittwoch, findet heuer der erste der fünf Jahrmärkte in Neckenmarkt – einer der ältesten und 1482 erstmals urkundlich erwähnten Marktgemeinde des Landes – statt. „Die Märkte sind wichtig für die Nahversorgung und auch immer mehr für die lokale und regionale Wirtschaft“, sagt Igler. Denn danach genehmigt sich der eine oder andere Besucher gerne eine Stärkung beim Wirten.
"Gelegenheit zum Präsentieren"
„Ich bin schon immer in der Backstube gestanden“, sagt Stefan Macher. Der 42-Jährige hatte jahrelang in einem großen Betrieb in Wien gearbeitet, bis er sich im Vorjahr selbstständig gemacht und im November die Macher GmbH gegründet hat. In Steinberg-Dörfl (Bezirk Oberpullendorf) stellt er sein Gebäck her. Verkauft wird es seit Kurzem auch auf Märkten im Burgenland. Macher ist einer jener, die neu zu den Marktfahrern dazugekommen sind.
„Die Märkte sind eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren und die Kunden mit der Qualität zu überzeugen“, sagt der Jungunternehmer, der zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Er wolle auch bei der Produktion auf Regionalität setzen, seine Rohstoffe kaufe er deshalb auch bei Landwirten aus der Umgebung ein. Der Jahrmarkt in Mattersburg ist einer der Märkte, bei denen er seine Ware anbietet. Auch beim Bauernmarkt in Oberpullendorf ist Macher jeden Freitag vertreten. Denn: „Ich denke, man findet ohnehin immer weniger Bäcker auf den Märkten.“ Nachwuchssorgen im Betrieb plagen ihn nicht: Beide Söhne lernen ebenfalls den Bäckerberuf.
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