Weinlese

Die Weinlese begann heuer so früh wie noch nie

Einige Winzer, die Anfang August vom Sommerurlaub heimkehrten, packten erst gar nicht ihre Koffer aus, sondern begaben sich schnurstracks in die Weinberge zur Ernte

Wohin man auch schaut – in so gut wie jeder Weinregion begann die Lese heuer so früh wie noch nie. In Sizilien gar schon am 18. Juli. Extreme Trockenheit und frühe, anhaltende Hitze beschleunigten den Vegetationsverlauf. 

Auch hierzulande ist der heurige Weinjahrgang besonders früh dran. Einige Winzer, die Anfang August vom Sommerurlaub heimkehrten, packten erst gar nicht ihre Koffer aus, sondern begaben sich schnurstracks in die Weinberge zur Ernte. Üblicherweise beginnt etwa im Seewinkel die Lese gegen Mitte August – heuer startete man am 5. August. Das habe es Anfang der 1970er-Jahre das letzte Mal gegeben, erinnern sich ältere Semester. "So what", mag sich so mancher Weintrinker sagen. "Trinkt man den neuen Wein halt früher, auch kein Fehler!"

Ganz so einfach ist es leider nicht: Reif ist nicht gleich reif. Muss früh gelesen werden, weil die Zuckergradation schon hoch ist, heißt das noch lange nicht, dass die Traube als Gesamtes reif ist. Das Ergebnis sind oft völlig flache Weine

Erst eine vollständige, physiologische Reife macht den Wein aromatisch interessant. Gerade die oft schon kühlen Herbstnächte in Kombination mit sonnigen Tagen ergeben reife Trauben, die noch genügend Säure besitzen. Sie macht den Wein lebendig, verleiht ihm Finesse. Erst die Balance aller Faktoren macht einen Wein groß. Bio-Winzer tun sich da leichter. Die physiologische Reife erfolgt gleichmäßiger, die Zuckerwerte galoppieren nicht davon: Man kann zumeist früher lesen, ohne aromatische Einbußen.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare