Taurin, Koffein und Ibiza: Das Kultgetränk Red Bull in zehn Fakten

Woher der Name stammt, warum man Red Bull besser nicht mit Alkohol mischen sollte und wo die meisten Dosen des Drinks verkauft werden

Red Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz ist tot. Er brachte das Aufputsch-Getränk am 1. April 1987 auf den österreichischen Markt. Ein ungebrochener Höhenflug folgte seither.

Ursprung

Der Name „Red Bull“ ist schon ein Hinweis auf die Entstehungsgeschichte des Energydrinks. Er ist eine direkte Übersetzung des thailändischen „Krating Daeng“ – „Roter Gaur“ (südasiatische Rinderart). Unternehmer Chaleo Yoovidhya brachte das Getränk 1975 in der Ursprungsform – ohne Kohlensäure und mit anderer Rezeptur – auf den thailändischen Markt. Die Zielgruppe: LKW-Fahrer, die auf ihren langen Strecken einen belebenden Energiekick benötigten. Dietrich Mateschitz wurde 1982 bei einer Asienreise auf das Getränk aufmerksam – der Legende nach half es ihm über den Jet Lag hinweg. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Stierhoden?

Bereits die japanische Armee setzte im Zweiten Weltkrieg auf taurinhaltige Getränke. Diese wurden Kampfpiloten zur Leistungssteigerung und Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit verabreicht. Taurin ist eine Aminosulfonsäure, die der menschliche Körper selbst bilden kann und die für die Fettverdauung essenziell ist. Auch in den meisten tierischen Lebensmitteln kommt es vor.

Erstmals wurde die Substanz Anfang des 19. Jahrhunderts aus der Gallenflüssigkeit eines Ochsen isoliert – nicht, wie es gerüchteweise oft heißt, aus Stierhoden. Wer in seinem Getränk auf Ochsengallenflüssigkeit lieber verzichtet, sei beruhigt: Taurin wird mittlerweile synthetisch hergestellt. Die angepriesene leistungssteigernde Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen – in Energydrinks lässt sie sich eher auf das enthaltene Koffein zurückführen.

Flüüügel

Ganz ohne echte Menschen kommen die klassischen Werbespots und Sujets der Getränkemarke aus – und erreichten gerade dadurch Kultstatus. Die, anfangs um das Budget zu schonen, handgezeichneten Cartoons wurden unter anderem von Otto Schenk und Peter Simonischek eingesprochen. Als Inspiration dienten oft aus Motive aus der Märchenwelt oder Kindergeschichten, sei es ein davonfliegender Froschkönig oder Max und Moritz, die „aus der Hose zogen hurtig eine Dose“.

Der einprägsame Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel“ (gerne auch mit mehreren Ü’s), fiel Johannes Kastner, einem Freund Mateschitz’ und Inhaber der beauftragten Werbeagentur Kastner & Partner ein. Der Spruch sorgte nicht nur für Wiedererkennungswert, sondern auch für eine – auf den ersten Blick – skurrile Sammelklage. Der Amerikaner Benjamin Careathers klagte den Konzern für die irreführende Botschaft. Dabei ging es nicht so sehr darum, dass ihm in der Realität keine Flügel wuchsen, sondern um das implizierte Versprechen der signifikant gesteigerten Leistungsfähigkeit, die jedoch die einer Tasse Kaffee nicht übersteige. Red Bull ging in der Sache schließlich einen Vergleich ein und legte 13 Millionen US-Dollar auf den Tisch.

Verbote

Diskussionen um gesundheitsschädliche Effekte begleiten den Energydrink von Beginn an. Während in Österreich 1987 die erste Red-Bull-Dose verkauft wurde, war es in Frankreich zeitweise verboten – bis der Inhaltsstoff Taurin im Jahr 2008 gegen Arginin ausgewechselt wurde. Auch in Dänemark, Island und Norwegen bestand wegen des hohen Koffeingehalts ein Verkaufsverbot. Dem Ruf oder gar dem Erfolg des Drinks schadeten die Verbote nicht – im Gegenteil trugen sie zusätzlich zum Hype um den „verbotenen“ Kick bei.

Risiko

Der Konzern selbst plädiert auf seiner Website für einen „maßvollen Konsum“. Vor allem Kinder und Herzkranke sollten die Getränke eher auslassen, warnten Experten wiederholt. Über die Jahre wurden aber mehrere Todesfälle mit einem übermäßigen Red-Bull-Konsum in möglichen Zusammenhang gebracht. Darunter der des 32-jährigen New Yorkers Cory Terry, der 2011 während eines Basketballspiels zusammenbrach. Kurz zuvor hatte er noch, so wie jeden Tag, eine Dose Red Bull getrunken. Das einzige „Laster“ des ansonsten gesunden Mannes, gab seine Familie an, die den Konzern in Folge auf 85 Millionen US-Dollar klagte.

Doch auch bei Veranstaltungen und Filmdrehs der Getränkemarke, die stark auf Sponsoring im Bereich riskanter Extremsportarten setzt, kam es zu einer Reihe von Todesfällen, für die der Konzern in der Kritik stand. Basejumper Ueli Gegenschatz verunglückte bei einem Sprung vom Sunrise Tower in Zürich, Motocrossfahrer Eigo Satō starb während eines Trainings für die „Red Bull X-Fighters“ und Wingsuit-Flieger Viktor Kovats kollidierte bei einem Übungssprung mit einer Felswand. Die ARD-Dokumentation „Die dunkle Seite von Red Bull“ aus dem Jahr 2013 widmet sich den Hintergründen mehrerer Todesfälle.

Ibiza

Eine prominente Rolle spielte der Energydrink auch in der Ibiza-Affäre, die 2019 den Zerfall der Regierungskoalition zur Folge hatte. So waren auf dem Glastisch zwischen Strache, Gudenus und vermeintlicher Oligarchin neben Wodka, Wein und Wasserflaschen auch mehrere Dosen Red Bull und Red Bull Sugarfree zu sehen. Mit diesem ungeplanten Product Placement ging die Getränkemarke als klarer Gewinner aus dem Skandal hervor: Allein der Werbewert der Nennungen in österreichischen Printmedien in der ersten Woche nach Bekanntwerden des folgenreichen Treffens ergab laut Austria Presse Agentur 1,32 Millionen Euro.

©Screenshot/www.spiegel.de

Mixgetränke

Die ersten verschwommenen Erinnerungen an ferne Partynächte aus Jugendzeiten verbinden viele wohl mit einem Wort: Flügerl. Unter dieser Bezeichnung findet man die fatale Mischung aus Wodka und Red Bull in unseren Breiten oft auf der Getränkekarte – gerne auch als Gummibärli oder Wodka Bull. Als Partygetränk ist der Longdrink nach wie vor sehr beliebt, Experten raten jedoch ab: Während der Alkohol die Blutgefäße weitet und den Blutdruck senkt, sorgt das hoch dosierte Koffein wiederum für steigenden Blutdruck. Diese gegensätzliche Wirkung setzt das Herz-Kreislauf-System allzu großem Stress aus. In Kombination mit Alkohol verhindern die aufputschenden Drinks zudem einen Schutzmechanismus: Einsetzende Müdigkeit soll normalerweise verhindern, sich selbst zu vergiften.

Nachahmer

Der durchschlagende Erfolg der Marke rief in den Jahren seit dem Markteintritt auch zahlreiche Nachahmer auf den Plan. Weder die Blaue Sau, Dark Dog, Flying Horse oder die andere Energydrinks im Red-Bull-Fahrwasser schafften es jedoch, dem Weltkonzern ernsthafte Konkurrenz zu machen. Eine Ausnahme: Der S-Budget-Energydrink verkaufte sich im Jahr 2016 in der Handelskette Spar doppelt so gut wie die höherpreisige Bullen-Konkurrenz.

Konkurrenz

Seit 2008 ist außerdem Red Bull Cola in Österreich und über zehn anderen Ländern erhältlich, man wollte Coca Cola Konkurrenz machen. Zehn Jahre später, also im Sommer 2018, wurde es durch eine Bio-Variante im Rahmen der Reihe „Organics by Red Bull“ ersetzt. Das ließ sich Coca Cola nicht gefallen und konterte im Jahr 2019 mit einer eigenen Energydrink-Variante. Der Slogan lautete: „Der einzige Energy-Drink mit tollem Coca-Cola-Geschmack“ – ein Seitenhieb auf Red Bull. 2021 wurde das Getränk in mehreren Ländern wieder aus den Regalen genommen, da es sich nicht behaupten konnte. In Österreich erhält man noch beide Dosen.

Fangemeinde

Red Bull verkaufte 2021 weltweit fast zehn Milliarden Dosen. Am meisten trinken die US-Amerikaner und Europäer. Zuwächse gab es zuletzt aber auch in Indien, Brasilien und Afrika. Steigerungen verzeichnete man zudem sogar in gesättigten Märkten wie Deutschland und Österreich.

Anya Antonius

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