Wein

Was diese Rheingauer Winzer an Finesse abliefern, ist grandios

Selbst die weltbekannten Rieslinge vom Rhein verströmten lange den Duft schicksalhafter Schwere.

Es ist wohl die deutsche Paradegegend schlechthin – sagenumwoben und vielbesungen: der Rhein. Legionen deutscher Dichter und schwermütiger Komponisten haben sich an der bekannten Flusslandschaft abgearbeitet – mit ihren düsteren Schlössern und dunklen Felsen, den dichten Eichenwäldern und der ewig lockenden Loreley, die der Sage nach tapfere Matrosen mit ihrem Gesang betörte, um sie dann in die ewigen Tiefen des dunklen Rheins hinabzuziehen. 

Ein deutscher Männer-Erotik-Albtraum. Keine wirklich heitere Gegend also. Selbst die weltbekannten Rieslinge vom Rhein verströmten lange den Duft schicksalhafter Schwere. Verlockend süß zwar, aber so muffig wie die deutsche Kaisergruft. Doch viele Rheingauer Winzer haben den einstigen Ballast abgelegt. Ohne Zuckerguss, dafür mit ausgeprägter Mineralität, unbändiger Säure und einer Leichtigkeit, die so gar nicht dem deutschen Klischee entspricht. 

Hierzulande hat man das lange nicht wahrgenommen oder wahrnehmen wollen. Aber was zumindest die besten der Rheingauer Winzer an Finesse abliefern, ist schlicht grandios. Peter Jakob Kühn, Theresa Breuer oder Balthasar Ress etwa, sowie die Natural Wine Newcomer Yvette Wohlfahrt und Florian Franke – beide Abgänger der Geisenheimer Weinbauhochschule – und der Kolumbianer Alexander Saltaren Castro, der beim biodynamischen Kultwinzer Kühn im Rheingau lernte und nun selbst seine ersten Rieslinge präsentiert. Teutonische Gruselromantik war gestern – heute mag man es lustvoll und pur.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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