Rezepte mit Innereien: Gebackene Hoden und Leberschedl
An Zubereitungsfinessen übertreffen sie vermutlich jedes Schnitzel. Richtige Gustostückerln sind sie dennoch nur für wenige.
Bei Lydia, halb Mangalitza, halb Schwäbisch-Hall, zählen nur die inneren Werte. Mit den geübten Schnitten des Fleischhauers verliert die 26 Monate alte Sau nach und nach Lunge, Leber, Milz, Nieren, Hirn und Zwerchfell. Jedes Teil zeigt er erklärend, bevor es im dampfenden Kessel landet. „Des kummt in die Blunz’n“, erklärt er bei einigen Teilen. Die Nieren nicht, die röstet Koch Max Stiegl feinnudelig geschnitten in einer überdimensionalen Pfanne mit Zwiebeln. Mit dem Herz der 275 Kilogramm schweren Lydia kommt es gar nicht erst so weit. Das wird ganz dünn aufgeschnitten, die feinen Kammern und Innenwände faszinieren. Leicht süßlich schmecken die rohen Stücke des feinen Muskelgewebes. „Kostet’s ruhig!“
Der Koch des Jahres 2020 hat im Gut Purbach im Burgenland eine ländliche Tradition vor dem Winter wiederbelebt. Sein „Sautanz“, bei dem im Freien ein Schwein verkocht wird, ist zum Event geworden. Im Zuge von „Nose to Tail“ und dem Pflegen alter Küchentechniken sind die vielfach unbeliebten Innereien wieder in Mode gekommen. Ihr Ruf als Arme-Leute-Essen wird von der Vielfalt der Zubereitungsarten, die alte Kochbücher offenbaren, ebenso korrigiert, wie von Köchen, die sich wieder der Innereien-Küche verschrieben haben. Bluttommerl etwa, ein Auflauf mit frischem Blut, und Stichfleisch (um die Einstichstelle beim Schlachten) finden sich da, ebenso Grammeln und saure Nierndln.
Im Mühlviertel ist der Leberschedl ein Klassiker. Keine Red’ davon, ihn von der Karte zu nehmen, wie Lukas Haudum betont. Er hat den Gasthof vor einigen Jahren von Vater Peter übernommen. Auch wenn das Gericht mancherorts als „-schädel“ geschrieben wird, hat es nichts mit einem Kopf zu tun. Als Schedl bezeichnete man eine flache Form, und Rezepte gibt es vegetarisch (Erdäpfelschedl) und sogar süß. Der Leberschedl ist so etwas wie ein faschierter Braten, der durch den Leberanteil besonders g’schmackig wird. Und durch das Schweinsnetz, in das er vor dem Braten eingeschlagen wird, besonders knusprig.
Rezepte:
Gebackene Hoden
Vorbereitung: 15 min
Zubereitung: 10 min
Portionen: 2 bis 4
- 200 g trockene Semmeln drei Tage alt, fein gerieben (sie saugen die Flüssigkeit der Hoden am besten auf)
- 4 Hoden z. B. vom Kitz
- 100 g Mehl glatt
- 2 Eier versprudelt
- Brösel zum Panieren
- 500 ml Schweineschmalz
- 1 bis 2 Zitronen in Spalten geschnitten
- Hoden von der Haut befreien, in fingerdicke Scheiben schneiden und beidseitig salzen
- Mehl, Eier und Brösel jeweils in drei flache Schalen füllen und die Hoden in dieser Reihenfolge gut panieren
- Schmalz in einer Pfanne erhitzen, dann die Hoden darin rundherum goldbraun backen. Dabei die Pfanne immer wieder leicht rütteln, damit sie gleichmäßig bräunen
- Hoden herausheben und auf Küchenkrepp abtropfen lassen
- Gebackene Hoden mit den Zitronenspalten garnieren und mit Vogerlsalat servieren
Das Rezept stammt aus Max Stiegls Kochbuch „Sautanz“ (Servus Verlag, 25 Euro)
Leberschedl
Vorbereitung: 20 min
Zubereitung: 15 min
Portionen: 4 bis 6
- 300 g Schweinsleber
- 300 g kalter Schweinsbraten Schopf oder Bauch
- 300 g Schweinefleisch roh
- 3 Eier
- 2 Knoblauchzehen fein gehackt
- 3 alte Semmeln
- 250 ml Milch
- Salz, Pfeffer, Majoran, Kümmel gemahlen
- Zitronenschale
- 1 frisches Schweinsnetz
- Semmeln in Milch einweichen. Schweinsleber, kalten Schweinsbraten, Schweinefleisch und die etwas ausgedrückten Semmeln faschieren
- Zu der Masse Knoblauch, Eier und Gewürze hinzugeben und mit etwas Milch zu einer breiigen Masse vermischen
- Eine Bratenrein ausfetten und mit dem Schweinsnetz auslegen. Die Masse einfüllen und mit dem Netz bedecken
Braten etwa 45 Minuten bis eine Stunde lang bei
- 155 bis 160 Grad im Backrohr braten (Mittelschiene). Für eine höhere Luftfeuchtigkeit einen kleinen Topf mit Wasser darunter stellen
Das Rezept wurde vom Gasthof Haudum in Helfenberg zur Verfügung gestellt. Küchenchef Lukas Haudum empfiehlt als Beilage Petersilerdäpfel und warmen Krautsalat
Kommentare