Das Pianino in Linz spielt versteckt im Hinterhof die erste Geige

SPÖ-Gemeinderat Harald Katzmayr hat ein In-Lokal etabliert, das außer um Gesehen zu werden auch mit Essen Freude macht.

Eigentlich ist kein Platz frei im Pianino, an diesem Freitag zu Mittag. Das klein wirkende, verwinkelte Lokal mit dann doch vielen Plätzen ist richtig voll. Aber der nette Kellner hat eine Idee, schaut sich kurz um, tauscht eine Reservierung und schon hat er einen kleinen Hochtisch gegenüber der Bar bereit gemacht. 

Pianino in Linz

©Josef Kleinrath

Harald Katzmayr, SPÖ Gemeinderat und Lokalbetreiber, hat in diesem versteckten Hinterhof an der Landstraße, gleich ums Eck vom Taubenmarkt, eine Nische besetzt. Die Bar mit dunklem Holz vertäfelt, gegenüber pastelliges hellblau. Das ganze Lokal ist mit echten Blumen geschmückt, dass es eine Freude ist. 

Am Nachbartisch wird gerade das Mittagsmenü serviert: Gefüllte Paprika. Herrlich duftend steigt die Vorfreude, dann die Enttäuschung, die eigentlich eine Auszeichnung fürs Lokal ist: das war die letzte Portion, für uns ist keine mehr übrig. Stellt sich die Frage: Gibt es dann denn passenden Ersatz?

Das Pianino in Linz 

©Josef Kleinrath

Ja, zum Glück gibt es Schlimmeres, als das Aus des Mittagsmenüs, denn die Karte im Pianino bietet jede Menge Ersatz. 

Das Vorspiel

Als „Vorspiel“: Gebeizte Lachsforelle auf Tzatziki und Avocado (19 Euro) und Grammelknöderl auf Rahmkohlrabi mit gebackener Blunz’n (15 Euro).

Der Rahmkohlrabi kommt mit einer feinen säuerlichen Note und nicht zu sehr reduziert auf den Teller, die dicke Scheibe von der Blunz’n schlägt das selbst auch sehr gute Grammelknödel um Längen. 

Dann geht es in die „Heiße Phase“ (so nennt man im Pianino die Hauptspeise): Anstatt gefülltem Paprika gibt es Jakobsmuschel auf Kartoffelpüree (32 Euro) und gebackene Rotgarnele auf Süßkartoffel-Erdnusscreme (in unserem Fall auf Reis) mit Wildbrokkoli (25 Euro). 

Das Ersatzprogramm kann sich sehen lassen. Top in der Qualität, und die panierten Rotgarnelen, die mit Kugeln aus Zitronen-Gelee (man denkt sofort an Bubble Tea) auf den Tisch kommen, stellen sogar die Jakobsmuscheln (sechs große Stück) in den Schatten. Da macht es nichts, dass es bei vollem Haus auch mal länger dauert, nicht nur bei den Zwetschkenpofesen, die für den Nachbartisch ganz frisch gemacht werden.  

Das Pianino gilt als In-Lokal in Linz, eine Sehenswürdigkeit sozusagen: Sehen und gesehen werden, eigentlich kennt hier fast jeder jeden. Was vielen wohl schon als Erfolgskonzept reichen würde.

©Josef Kleinrath

Umso höher ist es Katzmayr anzurechnen, dass er Essen und Trinken (tolle Auswahl an offenen Weinen) einen spürbar hohen Stellenwert beimisst. So spielt das Pianino im Hinterhof der Linzer Landstraße auch in dieser Kategorie eine erste Geige.  

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