Flotte Karotte: Zur Osterzeit wird sie in farbenfrohe Küchlein verwandelt

Marktgeschichten, Folge 35: Nicole Ott schreibt an dieser Stelle von inspirierenden Gesprächen rund um saisonale Produkte und kreiert ein Rezept damit.

Osterfreude liegt in der Luft, als ich an diesem klaren Morgen über den Markt eile. Beim Delikatessenstand liegen bunt gefärbte Eier in ihren Schachteln, daneben schauen Osterlämmchen aus Kuchenteig  verschmitzt auf Eiaufstrich und Osterschinken. Weiter unten, beim Blumenstand, gibt es flauschige Palmkatzerl, frühlingsgrüne Buxbaumkranzerl und wunderschön verzierte, ausgeblasene Eier für den Osterbaum. 

Osterlaunig, wie es sich zu dieser Jahreszeit gehört, fällt mein Blick bei Erols Stand auf eine Steige voller Karotten. Ich denke an all die feinen Speisen, die ich aus der orangen Wurzel zubereiten kann. Ihre Süße verleitet dazu, mit Aromen zu spielen –  will ich sie mit Honig betonen, um ihr dann mit feurigem Chili einen Dämpfer zu versetzen? Ein wenig Zitrussaft wäre erfrischend, oder doch ein Löfferl Sojasauce für den Umamikick, der ist ja im Moment sehr en vogue. „Die gute alte Karotte bietet unendliche kulinarische Möglichkeiten“, denke ich schmunzelnd, als mich Erol aus meinem Gedankenkarussell reißt. „Jetzt gibt es ja bald die jungen Bundkarotten, sie sind besonders süß“, sagt er. Eine Dame, die ihren Obst- und Gemüsekauf  verstaut, ruft: „Jö, da wird sich unser Hase freuen, er isst  so gerne das Grün der jungen Karotten. Übrigens sind Karotten bei uns auch wild auf Wiesen zu finden. Unsere orangen Wurzeln sind aus den unterschiedlichen Färbungen entstanden und enthalten viel Provitamin A. Darum sollen wir auch ein bisschen Pflanzenöl in den Karottensaft geben, dann kann der Körper die Nährstoffe gut umwandeln.“ 

Später im Café erzählt mir Michael vom Karottensalat seiner Mama, als er die Milch für meinen Cappuccino schäumt. „Mit Zitronensaft und Öl mariniert, weil sie keinen Essig mag“, meint er. „Genau wie mein Lieblingssalat, nur reibe ich auch  einen Apfel zur Karotte“, sage ich. „Im Ofen weich geschmurgelte Karotten, mit schwarzem Sesam und Pfeffer bestreut und mit Honig und Olivenöl mariniert, dazu gepickelter Apfel und Ziegen-Burrata, das wäre doch was für den Osterbrunch“, lacht Daniel, als er sich auch einen Kaffee holt. 

Nicht ohne Gemüse-Mayonnaise

Apropos Osterfrühstück, natürlich ist die Karotte aus unserer Gemüsemayonnaise nach einem alten Familienrezept nicht wegzudenken. Im Team mit weich gekochten Erdäpfel und knackigen Erbsen, mit frisch gerührter Mayonnaise – eine Riesenschüssel davon darf neben dem Schinken und dem frisch gebackenen Striezel nicht fehlen. Heuer haben wir aber auch eine Freundin der Kinder zu Gast, die sich vegan ernährt. Also werde ich das bewährte himmelblaue Karottenkuchenrezept nehmen, Muffins daraus backen, die sonnenorange die Teller verzieren werden. Als Tüpfelchen auf dem i werde ich Karottenstreifen süßsauer einlegen und Pistazienkerne auf die Küchlein streuen – der Osterhase wird staunen.  Und hoffentlich ein oder zwei Nesterl für uns verstecken.

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