Minigemüse mal anders! Die Welt der Erbsen
Im Juni lassen wir die Erbsen im Tiefkühlfach des Supermarktes einfach links liegen. Stattdessen überraschen uns die marktfrischen Schoten, die nur kurze Zeit Saison haben und französischen Schick auf unsere Teller bringen.
Ich trinke wie jeden Morgen meinen Cappuccino im Café, als Daniel aus der Küche kommt und mir in die Arme läuft. Es ist fast 9 Uhr, ich überlege schnell, dass seine Vorbereitungsarbeiten fast zu Ende sein müssen und er Zeit für ein kleines Tratscherl mit mir hat. "Ich komme doch gerade aus Oberitalien zurück“, erzähle ich ihm. "In Grado gibt es ein kleines Gemüsegeschäft, das sich „KM 0“ nennt, also nur saisonale Produkte aus der nächsten Umgebung verkauft. Das wär mal eine Geschäftsidee für Wien! Dort habe ich die süßesten Erbsen gekauft, in Kombination mit Spargel und Minizucchini, deren Blüten im Gemüse wunderschöne Farbkleckse geben, einfach der Hammer!“, schwärme ich ihm vor. "Au ja“, ruft er da, "wir könnten doch nächste Woche ein Erbsenrisotto mit Minze machen! Erbsen passen aber auch super zu Favabohnen, mit Artischocken und frischen Frühlingskräutern sind sie eine Delikatesse!“
Nachdem der Frühstücks- und Mittagsansturm unserer Gäste vorbei ist, eile ich schnell zu Erol, um frische Erbsen in ihren Schoten zu erstehen. "Habt ihr gewusst, dass Erbsen eine unserer ältesten Kulturpflanzen sind und bis ins 17. Jahrhundert ein Grundnahrungsmittel waren?“, frage ich die Standler. "Na, aber sicher nicht die neuen, zarten Züchtungen“, lacht mich mein Gemüsehändler an. "Stimmt“, kontere ich, "die wurden am Hof Ludwig XIV. das Trendgemüse, weil sie so kostbar und teuer waren. Zuckerschoten sind auch wirklich so wunderbar zart, die kannst du auch roh essen. Heute wiederum werden auch die Trockenerbsen wieder viel öfter verwendet, weil Veganerinnen sie als Proteinbomben schätzen.“
Zu Hause in meiner Küche wartet schon die Mittlere, die neuerdings mehr Zeit und Interesse fürs Kochen hat. Ich drück ihr den Haufen Erbsenschoten zum Auslösen in die Hand. Der Fenchel brutzelt im Rohr, ich stelle den Ricotta ins Wasserbad, um seine Flaumigkeit auf die Spitze zu treiben. Während ich die Erbsen blanchiere, überlegen wir zusammen das Bildungssystem neu.
Kichererbsen
"Kochen müsste es schon in der Volksschule als Unterrichtsfach geben“, begeistere ich mich und sehe vor meinem inneren Auge Kinder, die lachend Erbsen aus ihren Schoten schnipsen. "Die Kinder würden sich mit den Erbsen wahrscheinlich beschießen, das wär ein schönes Chaos“, lacht meine pragmatische Tochter mich aus und meine weltverbessernden Träume zerplatzen wie Seifenblasen. "Besser eine Fantastin als eine Erbsenzählerin“, schmunzle ich, "Oder gar eine Prinzessin auf der Erbse!“. "Die ist ja sowieso passé, wie auch die Zeiten des Sonnenkönigs“, erwidert sie. "Hindert uns aber nicht daran, zu schlemmen wie Gott in Frankreich“, meine ich, richte uns den flaumigen Ricotta auf dem zart schmelzenden Fenchel an, die jungen Erbsen ploppen fröhlich im Mund – und da sagt sie nichts mehr.
Erbsen in ein angefeuchtetes Tuch schlagen und im Gemüsefach des Kühlschrankes lagern
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